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InsolvenzInsolvenzverfahren

Insolvenzverfahren der Unister Holding GmbH vom Amtsgericht Leipzig eröffnet

Nach dem Unfalltod von Mitbegründer Thomas Wagner und Gesellschafter Oliver Schilling hatte die Unister Holding GmbH den Insolvenzantrag gestellt. Laut dem Magazin Spiegel hat der Reiseportal-Anbieter rund 39 Millionen Euro Schulden. Durch den Insolvenzantrag konnte die Handlungsfähigkeit der Unister-Reiseportal gesichert werden, sodass Buchungen über Fluege.de und Ab-in-den-Urlaub.de weiterhin möglich sind. Aktuelle Berichte offenbaren, dass Thomas Wagner vor seinem Tod auf einen „Rip-Deal“ reingefallen ist.

Unister Insolvenzverfahren Rip-Deal

Insolvenzverfahren: Unister Holding GmbH hat rund 39 Millionen Euro Schulden
Leipzig, 22.07.2016 (unister) - Das Magazin Spiegel konnte einen Einblick in die Insolvenzakten der Unister Holding GmbH erlangen. Daraus geht hervor, dass das Unternehmen 39,2 Millionen Euro Schulden hat. Aktuell prüft die Staatsanwaltschaft in Leipzig Insolvenzverschleppung. Auch Unister-Insolvenzverwalter Lucas Flöther von der Kanzlei Flöther & Wissing schloss bereits Mitte der Woche eine Insolvenzverschleppung nicht aus. Unklar bleibt, ob es einen Beschuldigten gibt, sagte der Oberstaatsanwalt Lutz Lehmann. Grund dafür ist, dass sich Ermittlungen nur gegen lebende Personen richten können

Am 14. Juli 2016 ist Geschäftsführer und Gründer Thomas Wagner mit seinem Geschäftspartner und Gesellschafter Oliver Schilling in Slowenien bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen.

 „Der tragische Unfalltod des Gesellschafters bedeutet nicht nur persönlich, sondern natürlich auch gesellschaftsrechtlich und wirtschaftlich einen Einschnitt für das Unternehmen“, betonte Prof. Lucas Flöther, der auf Vorschlag der Gesellschafter vom Amtsgericht Leipzig als vorläufiger Insolvenzverwalter eingesetzt wurde. „Das vorläufige Insolvenzverfahren ermöglicht es der Unister Holding, in dieser schwierigen Phase voll handlungsfähig zu bleiben und langfristig ihre Einheit als Unternehmen zu sichern.“

Handlungsfähigkeit und Buchungen der Unister-Reiseportale sind gesichert
Nach der vollständigen Umstellung der Reiseportale der insolventen Unister Holding GmbH und ihrer insolventen Tochtergesellschaften auf das sichere Vermittlergeschäft hat sich das Geschäft deutlich stabilisiert.

„Sämtliche Leistungen, die Kunden auf Portalen der Unister-Gruppe buchen können, sind sicher“, bestätigte der vorläufige Insolvenzverwalter Prof. Lucas F. Flöther, der die insolventen Gesellschaften der Gruppe fortführt. „Die Buchungszahlen auf Portalen wie Ab-In-Den-Urlaub.de und Fluege.de stabilisieren sich langsam, was zeigt, dass diese Information bei den Verbrauchern ankommt.“

Für Reise-Gutscheine, die vor der Insolvenzanmeldung über die Gesellschaft U-Deals erworben wurden, strebt Flöther eine kulante Lösung an.

„Das Insolvenzrecht sieht vor, dass die betroffenen ca. 14.000 Kunden ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden müssen. Es besteht jedoch die Option, dass künftige Investoren diese Forderungen ganz oder teilweise begleichen“, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter. Auch dies sei ein Bestandteil von Gesprächen mit potenziellen Investoren.

Unister-Chef war in dubioses Finanzgeschäft vor seinem Tod verwickelt
Neue Erkenntnisse zeigen, dass Unister-Chef Thomas Wagner angeblich Opfer eines sogenannte „Rip-Deals“ wurde. Thomas Wagner erhielt ein Angebot von einem 12-Millionen-Dollar Darlehen, sollte im Gegenzug 1,5 Millionen Euro für eine Kreditausfallversicherung zahlen. Die Geldübergabe fand am Tag vor seinem Tod in Venedig statt. Dass in einem Koffer überreichte Geld erhielt nur in den oberen Lagen echte Scheine. Alle anderen entpuppten sich als Falschgeld. Die Sächsische Generalstaatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall wegen Betrug und Untreue.

UPDATE SEPTEMBER 2016
Am 16. September 2016 hat das Amtsgericht Leipzig das Insolvenzverfahren gegenüber der Unister Holding GmbH eröffnet. Mit der Verfahrenseröffnung beginnt das eigentliche Insolvenzverfahren. Im vorläufigen Insolvenzverfahren lag der Schwerpunkt vor allem auf der Sicherung des laufenden Geschäftsbetriebs und des vorhandenen Vermögens. Jetzt beginnt die Aufarbeitung der wirtschaftlichen Situation der Unister Holding GmbH. Die Gläubiger können erst im eröffneten Insolvenzverfahren ihre Forderungen zur Insolvenztabelle anmelden. Als Insolvenzverwalter wurde Lucas Flöther eingesetzt, der in den kommenden Wochen sämtliche Gläubiger kontaktieren wird. Der Geschäftsbetrieb wird im Insolvenzverfahren normal fortgeführt und alle Mitarbeiter erhalten trotz Wegfall des Insolvenzgeldes weiterhin ihre Gehälter. Unterdessen setzt Insolvenzverwalter Flöther die Verhandlungen mit möglichen Investoren fort.

UPDATE DEZEMEBER 2016
Die Unister-Portale ab-in-den-urlaub.de, fluege.de, reisen.de, billigfluege.de, reisegeier.de, urlaubstours.de, hotelreservierung.de und TravelViva wurden vom tschechschichen Investor Rockaway Capital gekauft. Der Insolvenzverwalter Prof. Dr. Lucas F. Flöther hat den Verkaufsvertrag im Namen von Unister den Kaufvertrag unterschrieben und ist zuversichtlich, dass "aufgrund seiner umfassenden Erfahrung und Expertise im Reisesektor sowie seiner operativen und finanziellen Stärke ist Rockaway Capital ein idealer Partner" ist. Ab 31. Januar 2017 gehören die Unister-Reiseportale Rockaway Capital. Das kleiner Portal shopping.de geht an die Firma Solute in Karlsruhe. Sie betreiben bereits das Einkaufsvergleich-Seite billiger.de. Unister-Gründer Thomas Wagner muss sich hingegen vor Gericht verantworten. Gegen ihn wurde aufgrund des Betrugsfalles in Venedig Anklage wegen Beihilfe zum Betrug erhoben.
 

Über Unister
Unister wurde 2002 unter anderem von Thomas Wagner in Leipzig gegründet. Der Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben aktuell rund 1.100 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund 500 Millionen Euro. Die früher ebenfalls von ihm betriebene Auktionsplattform Auvito.de war im Zuge einer Umstrukturierung 2014 ebenso wie ein Call-Center mit rund 120 Beschäftigten dichtgemacht worden. Dem Unternehmen gehören über 40 Internetportale mit vorrangig deutschsprachigen Domains. Das Portfolio reicht von Informations- und Ratgeberseiten bis hin zu Buchungsportalen für Hotels, Reisen und anderen Dienstleistungen. Beispiele sind ab-in-den-urlaub.de, fluege.de, geld.de, kredit.de, versicherungen.de oder auto.de. Die Portale werden aber von eigenständigen Gesellschaften betrieben, die nicht von der Insolvenz betroffen sind.