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Job-Trends: ArbeitsmarktDeutschland

BMAS-Arbeitskräftereport 2011

Fachkräftesicherung ist eines der zentralen Themen der Bundesregierung. Der jährliche Arbeitskräftereport des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales prüft, inwieweit die gesteckten Ziele erreicht wurden.

Ein Mann und eine Frau hinter einer Kaffeetheke.

BMAS-Arbeitskräftereport 2011
Seit 2006 ist die Zahl der Beschäftigten deutlich gewachsen. Allerdings hatten die Betriebe zuletzt weniger sofort zu besetzende offene Stellen als vor der Krise. Gesucht bleiben vor allem Fachkräfte mit beruflicher Ausbildung. Zudem gibt es beachtliche regionale Unterschiede. Während die Rate der offenen Stellen in Baden-Württemberg hinter den Bundesdurchschnitt zurückgefallen ist, gibt es in der Region Schleswig-Holstein/Hamburg deutlich mehr Beschäftigungsmöglichkeiten als noch vor fünf Jahren. Bei den Vakanzraten liegt Ostdeutschland nicht mehr hinter Westdeutschland zurück.

Im Branchenvergleich fallen die Dienstleistungen durch ihre anhaltend hohen Vakanzraten auf. Hierin spiegelt sich die langfristige Verschiebung der Wertschöpfung zum tertiären Sektor. Diese sektorale Dynamik führt zu einem wachsenden Fachkräftebedarf, da im tertiären Sektor der Anteil der qualifizierten Arbeitskräfte überdurchschnittlich hoch ist. Auf der Ebene der Berufe entwickelte sich zuletzt die Zahl der sofort zu besetzenden offenen Stellen vor allem im Gesundheitsbereich, im Bereich der Erziehung und im Bank- und Versicherungsbereich besonders dynamisch.

Bei den technischen, Elektro- und Ingenieurberufen hat die Nachfragedynamik unter der Wirtschaftskrise etwas gelitten. Allerdings ist die Zahl der verfügbaren offenen Stellen gemessen an den Beschäftigtenanteilen auch für diese Berufe nach wie vor deutlich überdurchschnittlich.

Es ist bemerkenswert, dass zu den Berufen, bei denen die Zahl der offenen Stellen in den letzten Jahren absolut gestiegen sind, vielfach solche Tätigkeiten gehören, die eine Berufsausbildung und keinen Hochschulabschluss voraussetzen. Dieses Bild passt zu der Feststellung, dass die Nachfrageentwicklung in den letzten Jahren auch die Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationen begünstigt hat (Tabelle 1).

Anzeichen für Arbeitsmarktengpässe

In Deutschland besteht bisher kein allgemeiner, flächendeckender Fachkräftemangel. In den meisten Segmenten des Arbeitsmarkts übersteigt das Arbeitskräfteangebot nach wie vor deutlich die Arbeitskräftenachfrage. Die Zeit, die Betriebe brauchen, um offene Stellen zu besetzen, ist im Mittel sogar leicht rückläufig. Auf der gesamtwirtschaftlichen Ebene sind die starken konjunkturellen Turbulenzen seit 2006 gut spürbar. Die Zahl der sofort zu besetzenden offenen Stellen hat noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht. Trotzdem ist die Arbeitslosigkeit gefallen. Dies spricht dafür, dass der Ausgleich von Angebot und Nachfrage strukturell bedingt besser funktioniert als noch vor wenigen Jahren. Dies ist ein bemerkenswerter Erfolg der Arbeitsmarktreformen.

Auf der Ebene einzelner Regionen und Berufe gibt es aber deutliche Abweichungen vom generellen Trend. In Westdeutschland hat sich die Arbeitsmarktanspannung vor allem in den süddeutschen Ländern verstärkt. In Ostdeutschland vollziehen sich die Ausgleichsprozesse zwischen Angebot und Nachfrage zwar träger als in Westdeutschland, allerdings gibt es derzeit wenig Anzeichen für Fachkräfteengpässe. Engpässe zeichnen sich in einer Reihe von Berufen ab, und zwar keineswegs nur bei akademischen Berufen, sondern auch bei Berufen, die einen qualifizierten beruflichen Abschluss erfordern. Teilweise übersteigt die Zahl der vorhandenen offenen Stellen die Zahl der Arbeitslosen. Teilweise hat sich das Verhältnis von Arbeitslosen zu Vakanzen wegen steigender Nachfrage und rückläufigem Angebot innerhalb sehr kurzer Zeit deutlich verschlechtert. Betroffen sind die Gesundheits- und Pflegeberufe, Berufe im erzieherischen Bereich, die meisten Berufsgruppen

der Ingenieurinnen und Ingenieure sowie einige technische Berufe. Bei den Ingenieurinnen und Ingenieuren entwickelte sich die Nachfrage wegen der Wirtschaftsentwicklung zuletzt zwar etwas gedämpft, aber das Arbeitskräfteangebot ist im Verhältnis zum Bedarf nach wie vor deutlich zu klein. Im Finanzsektor war zuletzt nach einem Einbruch eine wieder anziehende Arbeitskräftenachfrage zu verzeichnen. Dass sich hier Arbeitskräfteengpässe entwickeln, erscheint aber angesichts des erneut eingetrübten Finanzmarktumfelds derzeit eher unwahrscheinlich.

Download Arbeitskräftereport [PDF, 60 Seiten - 4 MB]
http://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Publikationen/a859_arbeitskraeftereport.pdf

Datenquellen für den Arbeitskräftereport

Wesentliche Datengrundlagen des Arbeitskräftereports sind zwei vom Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsforschung (IAB) durchgeführte, repräsentative Betriebsbefragungen: das IAB-Betriebspanel und die IAB-Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots (EGS). Das IAB-Betriebspanel ist eine seit 1996 deutschlandweit durchgeführte Erhebung auf Basis persönlicher Interviews mit der Leitung der teilnehmenden Betriebe. Mit Stichprobenzahlen von etwa 16.000 pro Jahr ist dies die größte Wiederholungsbefragung von Betrieben in Deutschland. Die Stichprobe wird durch die Aufnahme neuer Betriebe ständig aktualisiert, so dass sich die Befragung an den wirtschaftlichen Strukturwandel anpasst. Abgebildet werden Betriebe mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten.

Die Erhebung des Gesamtwirtschaftlichen Stellenangebots (EGS) ist eine seit 1992 deutschlandweit laufende repräsentative Querschnittsbefragung von Betrieben und Verwaltungen. Sie enthält Rückmeldungen von 13.000 bis 15.000 Betrieben mit mindestens einem sozialversicherten Beschäftigten. Ihre Bedeutung liegt in der Gewinnung von für Deutschland einzigartigen Daten über den Verlauf von Stellenbesetzungsprozessen und über die Arbeitsnachfrage. Es handelt sich um die einzige repräsentative Erhebung, auf deren Basis sämtliche offenen Stellen unabhängig von einer Meldung bei den Arbeitsagenturen ermittelt werden.