Meiner Meinung nach ist das eigentliche Problem, dass sich die Haupt- und Realschulen, die Berufsschulen und die Weiterbildungsanbieter, die die klassischen Aufstiegsweiterbildungen anbieten - also alle Bildungseinrichtungen unterhalb des Gymnasiums und der Hochschule - in den letzten 30 Jahren nicht genügend weiterentwickelt haben.
Die sind im Grunde alle mit ihrem Bildungsangebot nicht mehr auf der Höhe der Zeit und werden immer weniger gesellschaftlich akzeptiert:
- Das Niveau orientiert sich immer an den Schwächsten
- Der Stoff wird einem dort viel zu sehr vorgekaut, selbständiges Lernen wird nicht geübt (in einer sich schnell ändernden Arbeitswelt fatal!)
- Die vermittelten Inhalte sind "provinziell" kaum Fremdsprachen, kaum Auslandsaufenthalte, vermittelte Kenntnisse entsprechen mehr dem Bedarf kleiner Betriebe
Z.B. in der Rechtsanwaltsfachangestelltenausbildung werden kaum rechtliche Gebiete unterrichtet, die in größeren Wirtschaftskanzleien gebraucht werden. Auch gibt es dort keinen wirklich guten Legal English Unterricht. Ein Azubi wird praktisch für die 2-Mann-Bude in Hintertupfingen ausgebildet. Kein Wunder, dass die größeren Kanzleien am liebsten Bachelor of Laws als Assistenten nehmen. Die müssen sie nicht aufwendig nachschulen. Sie würden aber durchaus gerne Renos nehmen, wenn diese für ihren Bedarf ausgebildet wären!
Kein Wunder, dass diese Bildungsangebote fast nur noch unter dem Aspekt diskutiert werden, wie man sie möglichst gut als "Auffangbecken" für all jene ausrichten kann, die anderswo scheitern.
Ist euch schon aufgefallen, dass eigentlich nur noch das Gymnasium und die Hochschule in den Medien diskutiert werden? Von daher kann ich es nachvollziehen, dass jeder, der irgendwie schafft, auf das Gymnasium gehen will und das Gymnasium dadurch zu einer Art neuen "Volksschule" wird.Denn wer es nicht aufs Gymnasium schafft, wird mit einer Art "Restschule" abgespeist und hat durch das schlechte Bildungsangebot erhebliche Nachteile.
Unter diesem Aspekt kann ich die Forderung, dass jeder Abitur und Studium haben soll, durchaus unter dem Fairness-Aspekt nachvollziehen. Solange die Alternativen so schlecht sind, darf man niemanden vom Gymnasium und Studium abhalten.
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