Hallo Leute,

Ich bin nun 2 Jahre im ersten Job bei einem der drei Premium Automobil OEMs und überlege, den AG zu wechseln. Ich habe auch schon die ein oder andere Bewerbung für Stellen, bei denen erste Berufserfahrung gefragt ist, geschrieben. Allerdings bekomme ich fast nur Absagen und verstehe nicht warum. Habe einen guten Master, viel Auslandserfahrung und Fremdsprachenkenntnisse, sowie Praktika und jetzt den ersten Job bei namhaften Firmen. Ich kann mir die schlechte Resonanz auf meine Bewerbungen nicht erklären. Bei meinen Bewerbungen zum Berufseinstieg wurde ich zu 80% zu Interviews/ACs eingeladen und hatte mich auch damals nur bei guten Adressen beworben.

Kann es sein, dass mir der 'frühe Wechselwunsch' negativ ausgelegt wird?

Naja. Ich denke viele werden sich denken, warum wechselt derjenige nach gerade mal 2 Jahren von bmw/Daimler/Audi, wo doch alle Konzerne so riesig sind, dass einem intern quasi alle Möglichkeiten offen stehen.

Viele werden dir also unterstellen, dass du dir bei deinem Premium oem schon zuviele Türen verschlossen hast durch schlechte Leistung.

Jeder big4 oder s/MDax Austeiger hat mehr kredibilität.

Könnte auch sein, dass deine Gehaltsforderungen zu hoch sind. Bekanntlich zahlen die OEM's ja sehr hohe Gehälter, wenn man dann noch 20% draufschlägt (was bei einem Jobwechsel ja normal ist) ist das für manche Unternehmen wahrscheinlich einfach to much.
Für welchen Bereich bewirbst du dich denn?

Hast du mal nachgefragt? Wenn man freundlich fragt, gibt der eine oder andere manchmal einen nützlichen Hinweis.

Vertreibung aus dem Paradies?

Hängt vll. von der Branche ab aber 2 Jahre BE ist m.M.n nicht der Grund warum du jetzt nichts findest. Nach einem Jahr könnte man sagen, der hat Probleme sich zu integrieren. Nach zwei Jahren ist es in der Regel so dass man bereits integriert ist und auch nicht mehr als Anfänger im Team gilt.

Also woran kann es liegen? Du bewirbst dich auf die falschen Stellen, deine Bewerbung ist schlecht, deiner branche gehts nicht gut usw.

Ich weite die frage mal etwas aus. Was ist wenn jemand aus einer big4 advisory abteilung nach 1 jahr wechseln will? Gerne gesehen?

Hier der Thread Ersteller. Möglich, dass es an den Stellen auf die ich mich bewerbe oder an der gehaltsvorstellung liegt. Bin im Bereich Vertriebssteuerung und bewerbe mich in ähnlicher Richtung oder auch für Analysten Stellen, da ich in diesem Bereich meine Stärken sehe. Beim Gehalt kann ich mir schlecht vorstellen unter 65k einen Job anzunehmen, lieber so ab 70k. Arbeite momentan im Ausland und komme hier auf ca. 60 netto, was zunächst sehr viel klingt aber auch durch höhere Arbeitszeiten und dem Fehlen der betrieblichen AV sowie Sozialversicherungsbeiträge sowie RV relativiert wird... Vielleicht liegt es auch daran, dass es den Firmen schlicht zu aufwändig ist, mit einem Expat den bewerbungsprozess zu durchlaufen?!

Falls du dich vom großen Konzern im Mittelstand bewirbst, kann auch das ein Grund sein. Meistens werden so Leute als zu unflexibel eingestuft. Mittelstand funktioniert eben deutlich anders als Konzern.

muss sagen 70k ist jetzt zwar nicht soooo viel. Aber ich denke, das kriegt man auch nicht so einfach in der freien Wirtschaft. Die Unternehmen schauen da schon extrem kritisch aufs Gehalt.

Oft ist es so, dass interne Leute nach 2Jahren BE selten bei 70k sind. Normalerweise sind die eher bei ca. 60k, wenn es gut läuft. Kenn deine Branche nicht, deswegen könnten die Zahlen auch falsch sein.
Könnte mir aber durchaus vorstellen, dass es daran liegt.

Bewirbst du dich für den Automotive Bereich? Aktuell nicht gerade der beste Zyklus hierfür... China wird noch eine ganze Weile den Markt drücken, zudem wird der VW Skandal ebenso seine Spuren hinterlassen

Mache gerade eine ähnliche Erfahrung wie der Thread Poster. Es heißt immer, dass der Berufseinstieg schwieriger ist, als ein Jobwechsel. Ich tue mich bei letzterem allerdings sehr schwer. Eventuell liegt es daran, dass ich mich aus dem Ausland bei Firmen in Deutschland bewerbe. Hat jemand ähnliche Erfahrungen?

Seid froh das ihr den Jobeinstieg geschafft habt ...

Diese Art der Erfahrung kann ich bestätigen. Ich habe einen Diplom Wing mit mit Prädikat abgeschlossen und habe nach meinem Abschluss zu tun gehabt, die Unternehmen mit Zusage wieder abzuwimmeln. Ein Unternehmen hat das Angebot sogar (ohne Nachverhandlung) erhöht.

Nun, zwei Jahre später möchte ich wechseln und es fällt mir deutlich schwieriger. Es regnet Absagen.

Folgende Faktoren/Gründe sind möglich:

1. Man ist zu teuer: Im Einstieg lässt man sich vielleicht noch auf ein "niedriges" Angebot ein und versucht eher den Fokus auf eine erfüllende Arbeitsaufgabe zu legen. Beim Wechsel hat man dann schon konkretere Vorstellungen vom Gehalt, die mitunter einigen Unternehmen zu teuer sind.

2. Zu früher Wechsel: Während meiner Gespräche (ja ich hatte 3) wurde ich gefragt, was ich in meiner aktuellen Position mache. Nach meiner Erklärung schauen mich alle Interviewpartner verdutzt an: "Das klingt doch super, warum wollen Sie denn wechseln?" Jetzt muss man das natürlich gut verkaufen.

3. Zu wenig Erfahrung: Ok, man fühlt sich nicht mehr als Neuling/Einsteiger und sucht nun nach Stellenangeboten mit "mehrjährige Erfahrung im Bereich xxx". Im Tarifwesen wird zwischen mehr- und langjährige Erfahrung unterschieden, bei der die Definitionen aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. (meistens unter 3 Jahre = mehrjährig, darüber langjährig)

4. Von OEM zu KMU: Wenn man wie im Fall des Thread-Erstellers von einem Premium OEM kommt - mit himmlischer Zukunftsperspektive und einem ordentlichen Tarifmodell - und zu einem KMU wechseln will, ist das für Personaler schwer nachzuvollziehen.

5. Schlechte Bewerbungsunterlagen: Das Problem kann auch ganz einfach sein...

Ich denke, ideal ist ein früher Wechsel nach 3 Jahren. (subjektiv)

Die Faustregel besagt ja, der erste Wechsel darf nach 3 Jahren stattfinden. Alles darunter deutet darauf hin, dass der Bewerber kein Durchaltevermögen hat/ kein Teamplayer ist.

Man muss sich in die Lage des Unternehmers versetzen. Wieso sollte ich einen Bewerber einstellen, ihn Ausbilden, interne Expertise aneignen der aber schon nach 2 Jahren wieder mein Unternehmen verlässt, wenn fünf weitere Bewerber habe die wahrscheinlich 10-20 Jahre in meinem Unternehmen bleiben werden.

"Die Faustregel besagt ja, der erste Wechsel darf nach 3 Jahren stattfinden. Alles darunter deutet darauf hin, dass der Bewerber kein Durchaltevermögen hat/ kein Teamplayer ist."

Das ist eine Faustregel, die in Ratgebern und Internetforen kursiert. Die Realität hat mich in dieser Hinsicht anderes gelehrt.

Man muss sich im Job wohl fühlen. Ob du nach ein paar Monaten oder nach einigen Jahren wechselst, sollte keine Rolle spielen.