Hallo Wiwi-Treff,

Ich habe folgendes Problem: mein Berufseinstieg ist ordentlich misslungen und ich suche momentan wirklich nach brauchbaren Alternativen in meiner beruflichen Weiterentwicklung.

Nach meinem Masterstudium WiWi (Alter: 26) bin ich in einer mittelständischen Privatbank - eher in der Pampa gelegen - als Berufseinsteiger eingestiegen. Mein Profil war bis dato relativ gut und bei AG gefragt. Die hier im Forum oft diskutierten Kriterien (mehrere Praktika, gute Target-Abschlüsse, Ausland, Qualifikationen etc.) waren erfüllt und der unterzeichnete Arbeitsvertrag war finanziell weit überdurchschnittlich.

Leider hat sich die Beziehung zu meinem Vorgesetzten in den ersten Monaten immer mehr von Sympathie zu einem Horror entwickelt. Wir haben festgestellt, dass es überhaupt nicht in der Zusammenarbeit passt, er unzufrieden mit meinen Arbeitsergebnisse ist und die Teamkollegen ebenfalls "nicht positiv" im weiteren Umgang reagierten. Was folgte, waren durch ihn motivierte Schikanen die dann zu Mobbing/Bossing führten. Im Ergebnis hatte das einen psychischen Effekt zur Folge.

Statt ein kurzes Ende zu machen, habe ich das Arbeitsverhältnis selbst nach 10 Monaten gekündigt und bin derzeit nach 7 weiteren Monaten erst wieder aktiv auf Jobsuche (Bewerbungsbeginn vor 4 Wochen). Das bisherige Feedback in angrenzenden Stellen ist durch so eine Kerbe logischerweise eher zurückhaltend. Eine Rückkehr zum AG ist für mich ausgeschlossen, da auch nach einem hervorragend-ironischen Zeugnis das Unternehmen für mich nicht mehr in Frage kommt.

Welche Optionen gibt es um nach einem so verpatzten Start, um neu anzufangen (Quereinstiege in Sales, Discounter oder Mittelstand)? Ist mein kompletter CV nun verbrannt? Welche realistischen Optionen gibt es, um erstmal wieder reinzukommen??

Wie viele Bewerbungen hast du denn verschickt und wie viele Gespräche gehabt? Ich würde erstmal Geduld empfehlen. Natürlich ist so eine große Lücke nicht gut aber damit sind ja nicht deine gesamten vorherigen Leistungen nichtig. Darf ich denn fragen wieso du so lange gewartet hast mit der Jobsuche?

An deiner Stelle würde ich mir keinen großen Stress machen. Nimm dir die Zeit etwas passendes zu finden!

Was hast du denn in den 7 Monaten zwischen Entlassung und neuen Bewerbungen gemacht?

TE hier: danke für die ersten Antworten! Natürlich habe ich die ersten Monate direkt danach (wenige) Bewerbungen geschrieben - ich wusste ja auch dass die Lücke schlecht für den CV ist. Das Echo war grds. gut: wurde sogar in einem Dax-30 zum VG eingeladen.

Dort wurde es aber strikt seitens HR geprüft und hinterfragt... Insbesondere warum ich in die Pampa gegangen bin, untypisch kurze Wechseldauer für Branche etc etc.. Musste dort die Story immer auf mich schieben und konnte mich nicht authentisch verhalten, was den Gesprächsverlauf stark drückte. Im Ergebnis führte das bei X anderen Bewerbern in der Pipeline nicht zur Auswahl.

Um ein besseres Chancenverhältnis zu haben, beschloss ich (2 Monate nach Kündigung) zurück in die Großstadt zu kehren. Dort habe ich mir 2 Minijobs organisiert und versucht, erstmal wieder mental klarzukommen.

Bisherige KPIs: vor vier Wochen angefangen fachlich nah zu bewerben => 22 abgeschickte Bewerbungen im Radius von 150km. Einladungen zum TI 3 und VG bisher 1. Allerdings sind ca. 50% noch in Prüfung. Die berufliche Station war von Wissen, Zeugnis und Referenz eher mau. Bewerbe mich somit größtenteils auf Einsteigerpositionen überlege aber mittlerweile schon in Richtung Quereinsteiger Stellen.

Haha, als ob ich meinen Berufseinstieg vor 6 Jahren hier lesen würde.

Bringt dich zwar nicht weiter aber meine 2 Cent... Habe auch versucht extern zu wechseln und hatte auch 3/4 Einladungen, wobei mir diese weniger wie Vorstellungsgespräche vorkamen, sondern wie Verhöre (Tendenz ganz klar auf Ablehnung)... Warum nach so kurzer Zeit wechsel, wieso dies, wieso das ... Anfangs habe ich die Wahrheit gesagt, wobei dies absolut nicht gut ankam... Dann fing ich an Geschichten zu erfinden, wobei dies auch nicht so der Burner war...

Letztendlich habe ich nach knapp 1 Jahr intern gewechselt. Hatte dann zwar gutes Feedback von meinem Vorgesetzten, war aber im Unternehmen auf Lebenszeit als Underperformer gebrandmarkt. Wurde auch 1 Jahr später permanent auf meinen alten Chef angesprochen und dass dieser auch heute keine Gelegenheit ausließe, um kein gutes Haar an mir zu lassen (wahrscheinlich damit niemand auf den Verdacht kam, das der Fehler auch am Vorgesetzten liegen könnte...). Habe letztlich nach 2.5 Jahren aufgrund des Vorfalls das Unternehmen gewechselt und seitdem auch nie wieder solche Probleme gehabt...

PS: Gefühlt hat sich die Einladungsquote ab 2 Jahren Berufserfahrung massiv verbessert

1. Viele Bewerbungen senden und die Gespräche gut Vor- und Nachbereiten. Systematisch Vorgehen und die Bewerbungen in einer Excel Tabelle tracken.

2. Meanwhile, evtl. Onlinekurse machen zu gesuchten Skills. SQL / VBA / Tableau / ... Gibt es ab 10 Euro.

Hm, das hab ich auch erlebt. ziemlich ähnlich zu deinem. Mein Chef und ich ging gar nicht. Das sag ich übrigens auch im Vorstellungsgespräch. Es war einfach ein generelles Missmatch, kann vorkommen. Steht in deinem Zeugnis das du gekündigt hast? Mein Zeugnis war nämlich auch nicht so toll und ich habe das sogar noch angefordert das zu ändern, die haben das erst so hingestellt als hätten sie mich gekündigt. Bleib bei der Wahrheit, ohne den anderen in Misskredit zu bringen. Schreib deine Minijobs ruhig in den CV, dann hast du keine Lücke, du hast eben dir damit Zeit erkauft das richtige zu suchen. Keiner ist frei von Fehlern.
Außerdem frag doch einfach den von HR, warum du eingeladen wurden bist, wenn sie dein CV nicht mögen.

TE hier: @Caja: Ja, die Kündigung durch mich steht im Zeugnis. Die Formulierungen im Zeugnis sind leider wasserdicht, es ist ja "sehr gut" haha... jeder der lateral denken kann, ist in der Lage die Ironie zwischen den Zeilen und durch den CV herauszulesen.

Bisheriges Feedback der Bewerbungsrückläufer ist leider eher zurückhaltend. Werde strategisch nun auch auf "normale" kaufmännische Jobs Bewerbungen richten. Den Tipp für das VG werde ich in der nächsten Gelegenheit mal anwenden.