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Kinder & KarriereBeziehung

Führungskräfte: Das Leiden der Lebenspartner

Manager sind es gewohnt, die Dinge im Griff zu haben. Beruf, Gesundheit, Freundschaften, die Entwicklung der Kinder – oft bleibt dabei jedoch eine Beziehung auf der Strecke: die zum Lebenspartner. Viele Ehen von besonders erfolgreichen Unternehmern und Führungskräften sind kaputt.

Eine traurige Frau in einem roten Kleid lehnt sich an bei ihrem Freund im dunklen Anzug.

Führungskräfte: Das Leiden der Lebenspartner
Bühl, 24.07.2017 (mgk) - Das erfolgreiche Leben vieler Unternehmer und Führungskräfte besitzt eine Schattenseite, die kaum ausgeleuchtet ist. Die Ehen und Partnerschaften von Mannagerinnen und Managern leiden häufig unter der Karriere. Dr. Christian Dogs, ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Fachklinik der Max Grundig Klinik, erläutert:

„Führungskräfte sind keine Beziehungskünstler. Als Klinikdirektor, Coach und Psychotherapeut habe ich in den vergangenen 15 Jahren Hunderte von erfolgreichen Führungskräften betreut. In sehr vielen Fällen stimmten dabei die Beziehungen zu den Lebenspartnern nicht mehr.“ Es gäbe zwar keine empirischen Untersuchungen zu diesem Phänomen, ergänzt Dr. Dogs, „doch meine Hypothese ist, dass man über die Hälfte der Partnerschaften von Führungskräften landläufig als kaputt bezeichnen kann.“


Diese Einschätzung geht einher mit der Beobachtung, dass viele der betroffenen Führungskräfte in ihrer Selbstwahrnehmung die Dinge anders sehen. Während die zumeist männlichen Führungskräfte auch aufgrund ihrer beruflichen Herausforderungen die mangelnde Qualität der häuslichen Gemeinschaft verdrängen können, leiden die Partner umso mehr. Dr. Dogs von der Max Grundig Klinik sagt:

„Nach außen hin wird oftmals der Schein bewahrt. Auch glauben viele Manager subjektiv, ihre Beziehungen seien in Ordnung. Erst wenn man tiefer schürft, offenbart sich eine große Unzufriedenheit bis hin zur Zerrüttung.“


Zur Diagnose gehört auch, dass Manager lange nicht erkennen wollen, wie schlecht es um ihre Partnerschaften bestellt ist. Dr. Dogs:

„Auch aus Bequemlichkeit werden die Beziehungsprobleme nicht oder nur sehr ungern reflektiert.“  Ein Aufwachen setzt erst ein, wenn der Partner unübersehbar Symptome psychischer Krankheiten aufweist. Alkoholmissbrauch, Depressionen sowie Angst - und Essstörungen sind dann Ausdruck des unglücklichen Daseins. „Viele Partner“, so Dr. Dogs weiter, „fühlen sich minderwertig. Das Tempo der Karriere des Mannes überholt insbesondere Frauen, die keiner eigenen Tätigkeit nachgehen.“

Dann wird die Beziehung für beide Seiten zur Belastung und nicht mehr zur Ressource. Bei dem beruflich erfolgreichen Teil der Partnerschaft äußert sich ein solcher Verlauf dann oft in einem Burn-out. Ohne die Kraft aus der Beziehung bewegen sich die Manager dann schleichend in eine persönliche Krise hinein.
 

Die Ursache für kaputte Partnerschaften führt der Psychiater und Psychotherapeut auf die häufige einseitige Fixierung auf das Berufliche zurück. Aus dieser Haltung heraus wird die Partnerschaft dann vernachlässigt, mit den dargestellten Konsequenzen. Dr. Dogs:

„Man kann erfolgreicher Unternehmer sein, aber nicht gleichzeitig ein guter Ehemann, leidenschaftlicher Liebhaber, kümmernder Vater. Alles zusammen geht nicht. Das ist eine Lebenslüge.“ Und weiter: „Die meisten Top - Leute, die heute wichtige Funktionen bekleiden, sind in einer Zeit sozialisiert, als es das Konzept der Work Life - Balance noch nicht gab. Sie lehnen es für sich auch ab. Erfolg hat für sie immer auch etwas mit bedingungsloser Bereitschaft, für die Firma zu leben, zu tun.“
 

Was kann man tun?
Um zerrüttete Lebenspartnerschaften wieder zu verbessern, rät Dr. Dogs:

„Beziehungen müssen beatmet werden, sie sind reanimationspflichtig.“ Ein Schlüssel ist es, die Einstellung, das Leben vornehmlich dem Job  zu  widmen  und  alles  andere  unterzuordnen,  auf  den  Prüfstand  zu  stellen.  Ältere  Unternehmer  und Führungskräfte, so der ärztliche Direktor der Psychosomatischen Fachklinik, könnten in diesem Aspekt von der jüngeren Managergeneration lernen: „Die jüngeren Talente in der deutschen Wirtschaft haben ein besseres Verständnis von den Grenzen des Jobs, auch ohne deshalb weniger leistungsfähig und erfolgreich zu sein.“


Es gibt, laut Dr. Dogs, eine Reihe einfacher Dinge, um die Partnerschaft und damit eine wichtige Lebensressource wieder in Schwung zu bringen.

Die meisten Führungskräfte, so Dr. Dogs, sind sich dieser Inhalte guter Partnerschaften durchaus bewusst, „es fällt ihnen jedoch schwer, diese Dinge im Alltag auch wirklich zu tun.“