Elternzeit als Prüfstein für Unternehmenspolitik: Karrierekiller - oder nicht?
Junge Eltern erfahren schnell, wie ernst es ihre Arbeitgeber mit der Vereinbarkeit von Familie und Karriere meinen. Leider werden nach wie vor viele enttäuscht. Nehmen sie die Elternzeit in Anspruch, dürfen sie im Anschluss zwar eine adäquate Beschäftigung erwarten, jedoch oft auch einen Knick in der Karriere. Dennoch gibt es Firmen, die Familienfreundlichkeit nicht nur als Slogan verstehen.
Die Elternzeit: Wie sehen die Regelungen in Deutschland aus?
Die Elternzeit ist eine unbezahlte Auszeit von bis zu 36 Monaten ab der Geburt eines Kindes. De facto steht sie jeder Arbeitnehmerin und jedem Arbeitnehmer zu, die ein Kind zu Hause betreuen. Das Kind muss jünger als drei Jahre sein oder bei einem später genommenen Anteil der Elternzeit muss es jünger acht Jahre sein. Damit geht der Kreis der Begünstigten weit über die leiblichen Eltern hinaus, denn er umfasst auch Pflege- oder Adoptiveltern sowie Verwandte bis zum dritten Grad. Ausgenommen sind lediglich Selbständige, die ihre Arbeitszeiten ohnehin eigenständig planen. Wichtig: Auch diese haben jedoch Anspruch auf Elterngeld.
Auch wenn der Anteil der Männer sukzessive steigt, lässt sich doch noch immer feststellen, dass es bevorzugt die Frauen sind, die die Elternzeit beanspruchen:
Eltern mit Kind | Insgesamt | Männer | Frauen |
Kleinstes Kind < 3 Jahre | 20,9 | 2,6 | 42,2 |
Kleinstes Kind < 6 Jahre | 12,6 | 1,6 | 24,5 |
(Quelle: DESTATIS, abgerufen am 25.05.2021)
Damit sind es vor allem die jungen Mütter, die sich einerseits um die Betreuung und Erziehung der Kinder kümmern, andererseits aber auch die beruflichen und letztendlich finanziellen Folgen tragen müssen.
Die Vorbereitung: Elternzeit umsichtig planen
Schon mit der Schwangerschaft beginnt ein neues Kapitel im Leben einer Frau und der Körper verändert sich in einem nie erlebten Maße. Nicht für alle Schwangeren ist diese besondere Zeit ein unbeschwertes Erlebnis. Auswirkungen auf das berufliche Umfeld bleiben oft nicht aus, denn
- einerseits können durchaus gesundheitliche Probleme auftreten, sodass das Team den Ausfall auffangen muss,
- andererseits müssen sich Vorgesetzte rechtzeitig um eine Vertretung kümmern.
Dass sich die Elternzeit individuell verlängern lässt, erschwert naturgemäß die Planung. Mit einem Wort: Für Führungskräfte bedeutet die Schwangerschaft einer Mitarbeiterin letztendlich einen Mehraufwand und Unwägbarkeiten - und die sind nicht immer willkommen.
Neben der beruflichen Verantwortung beschäftigt sich eine werdende Mutter zunehmend mit wichtigen Vorbereitungen auf Geburt und Elternzeit.
- Zum einen sind viele Anschaffungen notwendig - und das am besten noch während der Schwangerschaft bei vollem Gehalt. Kleiner Tipp: Die lieben Verwandten lassen sich hervorragend mit einbinden, wenn es um Kinderbettchen, Wickelkommode & Co. geht.
- Zum anderen steigen Spannung und Vorfreude, aber eben auch die Unsicherheit in Bezug auf die eigenen Mutterqualitäten. Schließlich werden im ersten Lebensjahr eines Kindes die entscheidenden Weichen gestellt.
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Die Folgen: Elternzeit kostet Geld - und Karriere?
Auch wenn das Elterngeld ein Schritt in die richtige Richtung ist, bedeutet dies für viele junge Eltern einen drastischen finanziellen Einschnitt. Die Berechnungsgrundlage stellt das Einkommen der letzten 12 Monate dar, davon werden in der Regel einkommensabhängig zwischen 65 und 100 Prozent als Elterngeld ausgezahlt - maximal jedoch 1.800 Euro pro Monat. Es gibt einige Sonderregelungen, bei denen eine kompetente Beratung empfehlenswert ist, um die optimale Variante herauszufinden. Dies sind zum Beispiel
- das ElterngeldPlus,
- der Geschwisterbonus
- oder der Mehrlingszuschlag.
Wichtig: Das Elterngeld wird dem zu versteuernden Einkommen hinzugerechnet - in der Regel müssen vor allem junge Mütter mit einer kräftigen Steuernachzahlung rechnen.
Klappt es mit einer Kinderbetreuung, folgt bei den meisten jungen Müttern nach einem Jahr der Wiedereinstieg ins Berufsleben. Das sollte nicht unterschätzt werden, denn die Abnabelung vom Kleinkind ist ohnehin schwer und die Wiedereingewöhnung in die einst vertrauten Abläufe ebenso. In der Zwischenzeit ist in den Teams viel passiert, im besten Fall hatte sich eine Vertretung eingearbeitet, die nun die anstehenden Aufgaben wieder zurück übergeben kann.
Doch in der Realität kommt es durchaus vor, dass junge Mütter nicht wieder auf ihrer ursprünglichen Position eingesetzt werden - darauf gibt es keinen Anspruch. Es muss lediglich sichergestellt werden, dass die neue Beschäftigung keine Schlechterstellung darstellt. Ausschlaggebend ist die Tätigkeitsbeschreibung im Arbeitsvertrag. Der Wechsel auf eine andere Stelle oder sogar in einen anderen Standort stellt im Lebenslauf aber einen Bruch dar - und kann somit die Karriere bremsen.
Elternzeit als Karrierekiller? Nicht zwangsläufig.
Es liegt in der Natur der Dinge, dass junge Eltern ausfallen, wenn das Kind krank ist. Vor allem in der Kita-Eingewöhnungsphase ist damit zu rechnen. Hier sind die Unternehmen gefragt, den Eltern mit flexiblen Arbeitszeitregelungen entgegenzukommen.
An diesem Punkt trennt sich die Spreu vom Weizen: Unternehmen, die ihre jungen Mitarbeiter binden wollen, finden hier geeignete Lösungen und sehen diese Zeit als wichtige Entwicklungsphase an. Doch letztendlich hängt alles von den unmittelbaren Vorgesetzten ab. Sie haben es in der Hand, jungen Eltern eine echte Stütze zu sein - vorausgesetzt, die Balance zwischen Geben und Nehmen bleibt gewahrt.
Angesichts des allgemein formulierten Kulturwandels in Unternehmen, der Menschlichkeit zunehmend in den Fokus rückt, sollte Elternschaft künftig nicht nur geschätzt, sondern stärker gefördert werden.