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Wertestudie zu Unternehmerkindern: Ehrgeizig, verantwortungsvoll, bürgerlich

Deutschlands nächste Unternehmergeneration ist zwar größtenteils stark an Politik interessiert, will sich aber selbst nicht in der Politik engagieren. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie zu Deutschlands nächster Unternehmergeneration, an der sich 235 Jugendliche und junge Erwachsene aus Unternehmerfamilien im Alter zwischen 16 und 35 Jahren beteiligten.

Häuserfassaden ergeben verschiedenste Formen.

Wertestudie zu Unternehmerkindern: Ehrgeizig, verantwortungsvoll, bürgerlich
Bonn, 08.10.2012 (stf) - Deutschlands nächste Unternehmergeneration ist zwar größtenteils stark an Politik interessiert, will sich aber selbst nicht in der Politik engagieren. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie zu Deutschlands nächster Unternehmergeneration, an der sich 235 Jugendliche und junge Erwachsene aus Unternehmerfamilien im Alter zwischen 16 und 35 Jahren beteiligten. Es ist die größte Studie, die je zu diesem Thema durchgeführt wurde. Initiiert wurde sie, wie bei der ersten Befragung im Jahr 2010, vom Wirtschaftsmagazin ‘impulse‘ (Ausgabe 10/2012, EVT 27. September), dem Institut für Familienunternehmen (FIF) der Zeppelin Universität und der Stiftung Familienunternehmen. 56,6 Prozent der befragten Unternehmerkinder gaben an, sich stark für Politik zu interessieren, aber lediglich gut jeder Dritte (34 Prozent) will sich auch politisch engagieren. Damit liegt politisches Engagement im unteren Drittel des ausgeprägten Wertesystems der neuen Unternehmergeneration. An der Spitze liegen dagegen Werte wie „eigenverantwortlich leben und handeln“ (97 Prozent), „ein gutes Familienleben führen“ (90 Prozent) oder „Aufrechterhaltung einer stabilen Wirtschaft“ (83 Prozent). „Die Nachfolge-Generation ist bereit, schon früh Verantwortung zu übernehmen – und zeigt dabei klare Prioritäten und Mut zur Innovation“, erklärt der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Reinhard Prügl vom Friedrichshafener Institut für Familienunternehmen (FIF) der Zeppelin Universität.

Noch stärker als in der Vorgänger-Studie ist der Wille der Unternehmerkinder erkennbar, die gesellschaftliche Verantwortung als Unternehmer anzunehmen. So wollen sie sich für Soziales (56 Prozent), Sport (33 Prozent), Kultur (23 Prozent) oder Umwelt (20 Prozent) engagieren. Die Gründe, warum sich Unternehmerkinder häufig nicht stärker mit Politik beschäftigen, sind vielschichtig. Am häufigsten wurde Zeitmangel (31,1 Prozent) angeführt, aber auch die Befürchtung möglicher negativer Auswirkungen auf das Unternehmen (6,8 Prozent). Insgesamt überwiegt die Skepsis: 37 Prozent glauben, Politiker interessierten sich nur für Macht, Einfluss und Geld. Zudem seien Berufspolitiker „selbstreferenziell“, es gebe „Meinungszwang“ und „Parteifunktionärstum“. Mehr als 70 Prozent sprechen der Politik auch Lernfähigkeit ab. Sie habe nichts aus der Staatsschuldenkrise gelernt. Entsprechend gering ist das Vertrauen in die politischen Parteien, nur zehn Prozent äußern „viel Vertrauen“. „Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache“, kommentiert ‘impulse’-Chefredakteur Dr. Nikolaus Förster. „Das Politikbild ist äußerst negativ, sehr viel attraktiver erscheint dieser Generation das Unternehmertum – mit schnelleren Entscheidungen, großer Verantwortung und klarem Wertekanon.“

Bei ihrer eigenen politischen Präferenz im Parteienspektrum tendieren die Unternehmerkinder mehrheitlich zum bürgerlichen Lager. Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 55,7 Prozent von ihnen der CDU/CSU (2010: 47,7 Prozent) ihre Stimme geben. Die FDP dagegen, traditionell stark im Unternehmerlager, verliert mit 18,7 Prozent (2010: 31,9 Prozent) deutlich an Zustimmung. Die Mehrheit der Befragten (60 Prozent) plant, in absehbarer Zeit – im Schnitt in 7,5 Jahren – Nachfolger im eigenen Familienunternehmen zu werden, nur 13 Prozent planen dies nicht. 25 Prozent haben diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen. Als Karriere-Alternative bevorzugen 80,4 Prozent die eigene Selbstständigkeit oder eine Anstellung in einem mittelständischen Unternehmen (71,5 Prozent). Als Nachfolger haben sie klare Vorstellungen: Expansion und Investitionen in Innovation stehen mit jeweils knapp 69 Prozent an der Spitze ihrer Agenda. Viele wollen auch die Art des Führungsstils verändern.
 

Der Untersuchung zufolge haben die meisten Unternehmerkinder, die an der Studie teilgenommen haben, Abitur. Rund 39 Prozent besuchen oder besuchten private Hochschulen, etwa 45 Prozent haben bereits umfangreiche Erfahrung im Ausland gesammelt. „Bei der Ausbildung wird sehr viel mehr Wert als früher auf eine internationale Ausrichtung gelegt. Potenzielle Nachfolger in  Familienunternehmen müssen global handeln können“, sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen.

Die Studie „Deutschlands nächste Unternehmergeneration“
Die 235 Unternehmerkinder im Alter zwischen 16 und 35 Jahren wurden zwischen März bis Juli 2012 zu mehr als 150 Punkten befragt. Über 60 Prozent der Befragten vertreten Unternehmen, die seit drei oder mehr Generationen in Familienhand sind. Knapp die Hälfte der Firmen setzt bis zu zehn Millionen Euro um, ein Fünftel mehr als 100 Millionen. 53 Prozent beschäftigen mindestens 250 Mitarbeiter, 19 Prozent mehr als 1.000 Mitarbeiter.

Download [PDF, 78 Seiten - 5,4 MB]
Studie „Deutschlands nächste Unternehmergeneration“