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Fiskalische Bilanz von Kindern: Nettobelastung in Höhe von 77.000 Euro

Kinder stützen die Staatsfinanzen - dies ist das wichtigste Ergebnis der vom Münchener ifo-Institut publizierten Studie »Die fiskalische Bilanz eines Kindes im deutschen Steuer- und Sozialsystem«.

Ein gebastelter Hampelmann als Hund in einer Feuerwehruniform.

Fiskalische Bilanz von Kindern: Nettobelastung in Höhe von 77.000 Euro
München, 21.12.2005 (ifo) - Bei der Diskussion über familienpolitische Maßnahmen scheiden sich in Deutschland häufig die Geister: Erziehen Eltern ihre Kinder wegen der zahlreichen, öffentlich finanzierten Geld- und Sachleistungen, die sie erhalten, letztlich auf Kosten der Allgemeinheit? Oder stützen sie durch zukünftige Steuern und Sozialbeiträge vielmehr die öffentlichen Haushalte und garantieren deren langfristige Tragfähigkeit? Um diese Frage zu klären, hat das ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, München, im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in einer aktuellen Studie detaillierte Berechnungen zur »fiskalischen Bilanz« eines Kindes im Rahmen des derzeitigen deutschen Steuer- und Sozialsystems angestellt. Die Resultate sind in den Bericht der von Kurt Biedenkopf, Ministerpräsident a.D., geleiteten Kommission »Familie und demographischer Wandel« eingegangen.

Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die Erziehung eines Kindes in Deutschland nach geltendem Recht per Saldo mit dem Transfer eines kleinen Vermögens an den Staatshaushalt verbunden ist. Am Beispiel eines Kindes, das im Jahre 2000 geboren wird und sich hinsichtlich seines Bildungsverhaltens, seiner Erwerbsbeteiligung, der Zahl seiner eigenen Kinder und zahlreicher weiterer Aspekte lebenslang als durchschnittlich erweist, ermitteln die Münchner Wirtschaftsforscher einen Überschuss gezahlter Steuern und Beiträge über die erhaltenen öffentlichen Leistungen in Höhe von rund 77.000 Euro. Dieser Wert beruht auf einer zurückhaltenden Schätzung und berücksichtigt bereits voll die Tatsache, dass nicht alle Kinder im weiteren Lebensverlauf überhaupt erwerbstätig werden, eine Beschäftigung finden und dabei der Sozialversicherungspflicht unterliegen.

Der Überschuss für den Staat resultiert in erster Linie aus den erwarteten Beiträgen des Kindes zur gesetzlichen Rentenversicherung und zur ähnlich konstruierten gesetzlichen Krankenversicherung, auch wenn Kinder aktiv Versicherter dort von Anfang an eigene Ansprüche auf Leistungen haben. Hinzu kommen die erwarteten Einkommen- und Verbrauchsteuerzahlungen, während Steuer- und Beitragsausfälle durch eine Erwerbsunterbrechung der Mutter, familienpolitische Leistungen und das staatliche Bildungssystem die fiskalische Bilanz des Kindes belasten. Die Berechnungen des ifo-Instituts ergeben, dass sich der Staat in Deutschland gegenwärtig zwar in nennenswertem Umfang an den Kosten der Erziehung und Ausbildung eines Kindes beteiligt. Insgesamt überwiegen im deutschen Steuer- und Sozialsystem aber klar die hohen und in Zukunft noch weiter steigenden Abgaben zur umlagefinanzierten Deckung der staatlichen Altersvorsorge und der Gesundheitskosten Älterer, die die Kinder ohne weitere Reformen entrichten müssen.

Die Studie ist als ifo Forschungsbericht 27 »Die fiskalische Bilanz eines Kindes im deutschen Steuer- und Sozialsystem - Studie im Auftrag der Robert Bosch Stiftung« erschienen und kann unter marquardt@ifo.de angefordert werden.