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Kleidung & Knigge Aussehen

Blind Recruiting: Wenn nur die Stimme zählt

In den letzten Jahren hat sich in Sachen Bewerbung so einiges verändert. Mittlerweile ist es gängige Praxis, sich per E-Mail um eine Stelle zu bewerben; auch konzerninterne Online-Bewerbungsportale werden häufiger. Nun soll auch das klassische Vorstellungsgespräch revolutioniert werden, wofür Firmen das sogenannte Blind Recruiting testen.

Mann mit einem schwarzen Hemd und schwarzer Krawatte.

Aussehen wirkt sich auf beruflichen Erfolg aus

Hat man es dank überzeugender Bewerbungsunterlagen geschafft, zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, stellt sich die Frage nach der passenden Kleidung. Zahlreiche Ratgeber enthalten Standards bzw. Tipps für angemessene Businesskleidung. Beispielsweise sollte man sich grundsätzlich für die Position kleiden, die man anstrebt – und nicht für die, die man aktuell innehat. Wobei es von Branche zu Branche Unterschiede gibt: In einer Unternehmensberatung beispielsweise gilt in der Regel ein deutlich konservativerer Dresscode als in einem Start-up aus der Kreativbranche. So darf es für ein Bewerbungsgespräch für eine Position als Consultant durchaus ein Anzug nach Maß sein, der wie angegossen sitzt. Eine solche Kleidung unterstreicht, wie ernsthaft und motiviert der Bewerber in dieses Gespräch geht. Dass für eine erfolgreiche Karriere gutes Aussehen gerade für Männer wichtig ist, zeigt eine Studie der Universität des Saarlandes. Im Rahmen von Experimenten manipulierten Psychologen Fotos in Bewerbungsmappen. Im Ergebnis stellten sie fest, dass Männer mit Glatze oder Halbglatze seltener zu Bewerbungsgesprächen eingeladen wurden. Dass attraktive Frauen Im Berufsleben Vorteile hätten, lässt sich hingegen nicht bestätigen. Der Ökonom Bradley Ruffle von der israelischen Ben-Gurion-Universität fand heraus, dass die Frauen mehr Einladungen für ein Vorstellungsgespräch erhielten, die entweder vorher als weniger attraktiv eingestuft worden waren oder in ihrer Bewerbung kein Bild mitgeschickt hatten.

Der Blick einer Frau, deren Gesicht mit einem schwarzen Tuch verhüllt ist.
 

Anonymisiertes Bewerbungsverfahren auf dem Prüfstand

Aus diesem Grund testete der Discounter Aldi Süd kürzlich auf der Jobmesse in Köln das Konzept, Bewerbungsgespräche in absoluter Dunkelheit zu führen. So sehen Personaler und Bewerber nicht, wem sie gegenübersitzen. Ziel dieses Konzeptes ist es, eine vorurteilsfreie Atmosphäre zu schaffen – auch wenn es sich zunächst nur um ein Experiment handelte. Jonas ist einer derjenigen, die an einem Vorstellungsgespräch in der Blackbox teilgenommen haben. Wie er berichtet, sei er gar nicht aufgeregt gewesen und habe sich nur auf die Stimme konzentriert. Doch nach dem ersten Kennenlernen stößt das Bewerbungsgespräch im Dunkeln an seine Grenzen, denn ab einem bestimmten Punkt zählen neben den fachlichen auch die sozialen Kompetenzen, und dann sind auch Gestik und Mimik entscheidend. Dennoch stellt dieses Konzept anonymisierte Bewerbungsverfahren auf den Prüfstand und gibt eine Perspektive für die Zukunft.