Hallo allerseits,

stecke in den Endzügen meines Master-Studiums und habe eine Frage zur Gestaltung meines Lebenslaufs. Ich habe insgesamt vier Praktika absolviert. Das erste Praktikum (während des Bachelors) ging jedoch nur über knapp 4 Wochen, fand in einem kleinen Krankenhaus statt und im Zeugnis stehen nicht mal meine Tätigkeiten drin. Soll ich das Praktikum einfach aus dem Lebenslauf streichen?
Was dafür spricht:

• die anderen drei Praktika fanden bei wesentlich besseren/bekannteren Adressen statt
• bei den anderen drei Praktika habe ich meine Haupttätigkeiten aufgelistet; da dieses erste Praktikum allerdings schon vier Jahre zurückliegt, kann ich mich an die genauen Tätigkeiten nicht mehr erinnern
• es spart Platz (habe auch noch studienbegleitende Nebentätigkeiten, extracurriculare Tätigkeiten, Auslandssemester, Berufsausbildung, etc. gemacht - möchte den Lebenslauf nicht zu sehr gequetscht aussehen lassen)

Was dagegen spricht:

• 4 Wochen hin oder her, letztlich zeigt es, dass ich mich auch neben des Studiums angestrengt habe
• Ich habe mich vor und während des Studiums bereits ein wenig auf die Branche Gesundheitswesen fokussiert (vorher Zivildienst, nachher dort weiter gearbeitet, Vertiefung Healthcare Management im Bachelor gewählt und Master-Praktikum beim großen Pharmakonzern gemacht); durch das Streichen des Praktikums geht der rote Faden zwar nicht verloren (möchte mich zum Berufseinstieg ohnehin nicht in der Industrie bewerben), jedoch kommt der Fokus Gesundheitswesen evtl. nicht mehr hinreichend durch.

Wie seht ihr das? Tendiere ehrlich gesagt dazu, das Praktikum einfach nicht zu erwähnen.

Generell solltest du deinen Lebenslauf als frischer Absolvent auf eine Seite beschränken. Würde es also rauswerfen, falls du sonst mehr als eine Seite hast (Ausnahme: die Stelle füllt eine Lücke im Lebenslauf, aber bei 4 Wochen wohl kaum der Fall). Ansonsten drin lassen, wenn du nichts wichtigeres hast und es vom Platz her passt.

Erstmal danke für deine Antwort. Dass ich den Lebenslauf auf eine Seite beschränke ist allerdings kaum möglich. Dazu müsste ich noch mehr Dinge streichen. Wie soll man einen Lebenslauf auf eine Seite bringen und dort (wie in meinem Fall) Abitur, Bankausbildung, Zivildienst, Bachelorstudium, Masterstudium, Auslandssemester, (dann) 3 Praktika, 2mal Vorstandstätigkeit Studierendeninitiative, 2mal Nebentätigkeit am Lehrstuhl, 2mal studentische Aushilfe / Werkstudent unterbringen können? Dazu dann noch Anschrift, Foto, IT Skills, Sprachen,... bin schon am Überlegen, ob ich auch noch die Hobbies streichen soll. Ist jedenfalls das Nächste, was ausm Lebenslauf fliegt, falls ich es nun nicht auf 2 Seiten (mein persönliches Limit) schaffen sollte.

Genau das zu schaffen und zu erkennen, was davon unwichtig für die entsprechende Position ist, ist eben oftmals die erste Arbeitsprobe. Da du allerdings noch eine Ausbildung hast könnte es wirklich schwierig werden. Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung beim Bewerben und von Gesprächen mit Personalern sagen, dass ein einseitiger Lebenslauf oftmals wohl besser ankommt, v.A. bei größeren Unternehmen.

Anyway, meine Tipps: Abitur und Zivildienst kannst du, gerade mit Master und Ausbildung, getrost weglassen, außer es sind wirklich besondere Dinge damit verbunden (Auslandsjahr im Land wo du dich bewirbst, Zivildienst bei für Job relevanter Organisation/relevantem Land, ...). Zeugnis fürs Abi natürlich trotzdem mitschicken (wird aber manchmal trotzdem nicht unbedingt angefordert).

Werkstudent/studentische Aushilfe weglassen, außer es trumpft die Praktika und deren Relevanz für den Job; und dann natürlich das entsprechend getrumpfte Praktikum rauslassen. Würde so viele Stellen wie möglich reinpacken, aber komplett irrelevantes rauslassen, wenn du dann auf weniger Seiten kommst. Du willst dem Arbeitgeber ja vermitteln, was dich für die Stelle besser macht als der Rest, und vollkommen irrelevante Tätigkeiten für den Job machen da kaum einen Unterschied wenn du eh schon einen Haufen relevanter Nebenjobs/Praktis hattest.
Die Nebentätigkeit am Lehrstuhl und das Auslandssemester nicht weglassen, aber als Randnotiz zum entsprechenden Studium packen (also nicht als eigene Unterpunkte in der Größe des Studiums). Ersteres vielleicht sogar komplett raus, wenn es wirklich vollkommen irrelevant ist. Die Vorstandstätigkeit würde ich als außerkurrikulares schon drinlassen und dafür notfalls ein Prakti oder einen Nebenjob streichen - peppt den Lebenslauf auf. Vielleicht aber als einen Punkt zusammenfassen oder nur die wichtigere/längere Position erwähnen.
IT-Skills und Sprachen solltest du eigentlich recht leicht reinkriegen, das nimmt mit dem richtigen Layout kaum Platz ein. Bei ersteren würde ich irrelevante Dinge auch potentiell rauslassen. Sowas wie Office, Fähigkeiten im Programmieren, etc. sollte aber immer wenigstens klar werden. Bei zweiterem müssen tote Sprachen wie Latein oder das touristische Grundwissen von "unwichtigen" Sprachen auch nicht unbedingt rein, außer du bewirbst dich gerade in einem Bereich wo du oft mit der Sprache konfrontiert wirst.

Hobbies kannst du übrigens sorglos streichen wenn kein Bezug zur Stelle besteht. Kommt aber auch auf den Job an; bei einem Startup wirst du zum Beispiel wahrscheinlich als sympathischer mit einem etwas kreativeren Lebenslauf ankommen. "Investieren" als Hobby macht sich im Finanzbereich sicher auch nicht schlecht.

lynakafaith schrieb:

Wie soll man einen
Lebenslauf auf eine Seite bringen und dort (wie in meinem
Fall) Abitur, Bankausbildung, Zivildienst, Bachelorstudium,
Masterstudium, Auslandssemester, (dann) 3 Praktika, 2mal
Vorstandstätigkeit Studierendeninitiative, 2mal
Nebentätigkeit am Lehrstuhl, 2mal studentische Aushilfe /
Werkstudent unterbringen können? Dazu dann noch Anschrift,
...

Indem du deinen Lebenslauf auf die ausgeschriebene Stelle/ den Arbeitgeber anpasst.
Ist dein Zivildienst wirklich wichtig? Was willst du mit den Nebentätigkeiten ausdrücken, hast du dort irgendwas relevantes für die Stelle gemacht, wozu Hobbies - welche Softskills, die bei der Stelle notwendig sind, hast du dort unter Beweis gestellt? Welche deiner IT-Skills wirst du bei der Stelle überhaupt gebrauchen können? ...

Wenn du einen überladenen Lebenslauf hast, wo vieles drin steht, was mit der Stelle einfach nichts zu tun hat, erweckst du den Eindruck, dich nicht aufs Wesentliche konzentrieren zu können.
Da werden dann wichtige Punkte für die Stelle einfach mal überlesen, weil eh nur Blahblah.

Für einen Hochschulabsolventen sollte es wirklich möglich sein, den auf eine Seite zu beschränken.

Lass das Foto weg, wird eh nicht mehr benötigt, bzw. bei vielen angloamerikanisch geprägten Konzernen auch nur sehr ungern gesehen.
Bewerbungen von den guten Businessschools bzw. privaten Unis in Deutschland kommen schon fast alle ausschließlich ohne Foto bei uns an.

Und noch mal: passe es so an, dass es auf eine Seite passt! Eine Bankausbildung sind 1-max 2 Zeilen! Welcher Zeitraum, welche Bank, welche Note, fertig!

2 Seiten Lebenslauf sind in Deutschland völlig normal und werden von keinem Unternehmen bemängelt. Natürlich sollte dabei auf die Relevanz der gelisteten Aktivitäten geachtet werden aber der Tip bspw. das Abi rauszulassen ist m.E. kompletter Schwachsinn. Insbesondere weil gerade große Unternehmen häufig die Abiturnote verlangen.

Der KPMGler schrieb:

Lass das Foto weg, wird eh nicht mehr benötigt, bzw. bei
vielen angloamerikanisch geprägten Konzernen auch nur sehr
ungern gesehen.
Bewerbungen von den guten Businessschools bzw. privaten Unis
in Deutschland kommen schon fast alle ausschließlich ohne
Foto bei uns an.

Nochmal der Verfasser der ersten Antwort hier.

Auch wenn ich dem Rest zustimme, so muss ich hier stark widersprechen. Ich war geschockt, welchen Unterschied ein Foto bei der Rückmeldequote ausmacht. Bisher hab ich von Personalern auch noch nichts anderes gehört.

Natürlich SOLL man nicht darauf achten, aber noch zieht man Bewerbungen mit Foto, meiner Einschätzung nach, zumindest unterbewusst anderen Bewerbungen vor. Man assoziiert das Profil dann leichter mit der Person, da man ein Bild vor Augen hat.

Das gilt natürlich nur für Bewerbungen in Deutschland, und selbst da kann es Ausnahmen geben (bei Google würde ich z.B. das Foto auch weglassen). Generell würde ich in Deutschland aber für die nächsten paar Jahre auf gar keinen Fall auf ein GUTES (!) Bewerbungsfoto verzichten.

Lounge Gast schrieb:

2 Seiten Lebenslauf sind in Deutschland völlig normal und
werden von keinem Unternehmen bemängelt.

Kann ich so nur widersprechen. Mehrere Personaler mit denen ich geredet habe sagten mir bereits, dass sie bei mehreren hundert Bewerbungen keine Lust haben, durch tausende Seiten Lebenslauf zu blättern. Habe ich auch schon so von Freunden gehört, die ähnliche Erfahrungen machten.

Seh dich mal in der Position des Personalers: ein Bewerber packt dir ausschließlich relevante Praktika, Studium, etc. auf eine Seite Lebenslauf und lässt dafür Zeug wie Abitur, Zivi, Nebenjobs, Hobbies, ... weg. Ein anderer Bewerber mit 1:1 denselben Qualifikationen hat dazu noch ein halbes Dutzend Unterpunkte wie Abitur ohne besondere Zusatzmerkmale, Standard-Zivildienst, dass er ledig ist, listet jeden noch so kleinen Nebenjob seitdem er 14 ist, gerne joggt und liest und kommt so gerade noch auf zwei Seiten. Der erste lässt unwichtiges weg und beschränkt seine Erstpräsentation auf das Wesentliche, während der zweite zwar vollständig alles auflistet, dafür aber sehr viel überflüssiges und irrelevantes Zeug. Welche Präsentation wäre im Berufsleben besser und vermittelt eher die Kernargumente? Die Antwort sagt dir auch, welcher Kandidat die höheren Chancen hat.

Das ändert sich natürlich später wenn du mal Berufserfahrung hast und zwei Seiten werden normal - aber als Absolvent ist die Daumenregel, alles noch auf eine Seite bekommen zu können. Daher muss der TE, meiner Ansicht nach, auch nicht unbedingt eine Seite einhalten, denn er hat ja bereits durch die Ausbildung Berufserfahrung sammeln können; er sollte es aber zumindest versuchen.

aber der Tip bspw. das Abi rauszulassen ist m.E.
kompletter Schwachsinn. Insbesondere weil gerade große
Unternehmen häufig die Abiturnote verlangen.

Sehs mal so: wenn du eh einen Bachelorabschluss an einer Universität hast, was genau sagt dem Personaler dann dein Abiabschluss? Worauf legt er mehr Wert? Beim ersten Überfliegen interessiert ihn dieses Kriterium überhaupt nicht, denn da sind Studium und Praktika wichtig, die fachliche Eignung. Und genau das wird der Lebenslauf: Überflogen. Der Personaler will nur das Wichtigste vermittelt bekommen.
Das Abitur ist, wenn überhaupt, dann noch ein sekundärer Entscheidungsfaktor um sehr viele gute Kandidaten zu vergleichen (z.B. bei großen UBs). Deshalb schickt man ja auch immer das Abizeugnis mit. Über die generelle Eignung zum Beruf sagt es aber überhaupt nichts aus ob du jetzt ein Abi mit LKs in Mathe oder Reli hattest.

Gerade mehrere Personaler, die keine Lust auf zwei seitige Lebensläufe haben, hätten solche Jobs nicht bekommen dürfen.

Ich bin zwar kein Freund von mehrseitigen Lebensläufen, Unterlagen oder sonst was, aber wer halt nicht bereit ist, ein wenig mehr Zeit für Bewerberinnen und Bewerber zu investieren, dann ist die Leistung dieses Personalers ein Armutszeugnis.

2 Seiten sind aber nicht tausende Seiten. Und mit deinen Punkten bin total konform. Natürlich darf der Lebenslauf nicht ausufern. Jedoch wird dir niemand überl nehmen, wenn du die wichtigsten Details auf zwei Seiten bringst. Bei Bachelor+Master+3 (+) Praktika+ Tätigkeit im Verein o. Ä.+ Auslandsaufenthalte wirkt es bei einer Seite halt sehr schnell überladen.

Und bzgl. des Abiturs mögen deine Punkte ja durchaus zutreffen. Dennoch wird es von vielen Unternehmen (und nicht nur UB oder IBD) einfach vorrausgesetzt. Meiner Meinung nach ist es auch absolut üblich den höchsten Schulabschluss mit aufzunehmen (zumindest als frischer Absolvent).

Im Endeffekt wird der Personaler viel, viel mehr auf Formalien wie eine einheitliche Struktur (think wenn du bei einem Praktikum wei Bullets mit Beschreibung bringst, sollten es bei den anderen auch in dem Rahmen sein und nicht plötzlich 6 oder gar keins) achten als darauf ob es eine oder zwei Seiten sind. Und das wurde mir auch so bestätigt und kann ich auch aus eigener Erfahrung zu sagen.

Deshalb an den TE: Achte lieber auf die Details und zerbrech dir nicht den Kopf über 1 oder 2 Seiten (Mehr sollten es aber nicht sein). Und wie auch die anderen sagen, fokussiere und selektiere die Tätigkeiten und passe sie der Stelle an. Dann wirds schon ;)