Interview: Lektorat und Korrektur für Diplomarbeit, Masterarbeit & Co.
Immer mehr Absolventen lassen ihre Abschlussarbeiten (Diplomarbeit, Masterarbeit, Magisterarbeit oder Dissertation) vor der Abgabe von Fachleuten prüfen oder nehmen ein Coaching in Anspruch. WiWi-TReFF befragte einen Experten zu diesem Thema.
Wie stehen Sie zum Problem der Plagiatkontrolle?
Da ist viel Angstmacherei im Spiel. Das geht so weit, dass Studierende die Befürchtung äußern, sie hätten »aus Versehen« plagiiert - was natürlich gar nicht sein kann. Ein Plagiat setzt immer die Betrugsabsicht voraus. Aber ein Problem damit gibt es sicher. Das Internet ist ja voll von entsprechenden, sagen wir mal, Vorlagen. Andererseits gilt: Beide Seiten werden schnell fündig. Man braucht doch nur eine Sequenz, die einem verdächtig vorkommt, bei Google einzugeben, und hat schon die fragliche Stelle gefunden. Wir haben mit dieser Methode auch schon den einen oder anderen Treffer gelandet. Trotzdem sagen wir unseren Kunden: Wenn ihr Plagiatsvorwürfe vermeiden wollt, reicht halt kein Plagiat ein. Wir hatten auch schon Fälle, in denen das Lektoratsbüro quasi für einen Testlauf missbraucht wurde - nach dem Motto, wenn die es nicht merken, merkt es der Prof auch nicht. Aber das funktioniert nicht. Im Normalfall merken es beide.
Gibt es häufig Stress in der Schlussphase?
Ja, das kommt nicht selten vor. Wir haben zum Teil ganz vorausschauende Kunden, die schon Wochen oder sogar Monate vor der Abgabe ihrer Diplomarbeit oder Dissertation den Kontakt zu uns suchen. Da kann man dann in aller Ruhe entscheiden, ob eine Korrektur oder ein Lektorat die bessere Wahl ist. Und wir haben die, die sich erst in der Schlussphase an uns wenden, weil sie merken, dass sie doch noch Schwierigkeiten bekommen, ihr Vorhaben allein zu bewältigen. Da werden dann häufig relativ enge Zeitpläne gefahren. Das Problem ist dabei häufig nicht, den Abgabetermin einzuhalten - abgegeben wird immer etwas -, sondern dass man ein Produkt einreicht, dem man seine heikle Entstehung nach Möglichkeit überhaupt nicht anmerkt. Es muss also gesichert werden, dass die Kunden noch genügend Zeit zur Umsetzung unserer Empfehlungen haben. Aber das geschieht auch - wir sind mittlerweile für alle denkbaren Fälle gut gerüstet, sogar einen Notfallservice für ganz enge Termine gibt es. Wichtig dabei ist, dass die Kunden uns reinen Wein einschenken und ihre Probleme deutlich schildern - nicht selten kommt noch etwas nach, was beide Seiten vor Herausforderungen stellt, gerade wenn es eng wird.
Was zum Beispiel?
Nun, es kommt durchaus vor, dass ein Kommilitone meint, lediglich eine Korrektur seiner Diplomarbeit zu benötigen - wir merken aber schnell, dass auch sprachlich noch einiges im Argen liegt. Das kann einen Zeitplan natürlich durcheinanderbringen. Umgekehrt müssen wir Kunden überzeugen, dass sie für ihre Masterarbeit kein Lektorat mehr in Anspruch nehmen können, wenn sie in drei Tagen abgeben müssen. Wir kommen auf alle Fälle damit durch, aber der Proband kann unsere Tipps nicht mehr umsetzen. Es ist uns sehr wichtig, auf diese Zusammenhänge hinzuweisen - meist sind unsere Kunden ja »Ersttäter«, da kann man kaum Erfahrungen einbringen. Aber es gibt durchaus auch andere Fälle: Ein Proband weiß, dass seine Bachelorarbeit schon recht gut gelungen ist, er will aber, um auf Nummer sicher zu gehen, unbedingt ein Lektorat. Womöglich ist das aber gar nicht notwendig, und das sagen wir ihm dann auch deutlich. In solchen Fällen reicht dann auch eine Korrektur oder eine Stilkorrektur.