Habe auch ADHS und studiere recht erfolgreich an der Goethe im Master und habe auch ganz gute Praktika (bis jetzt Big4 und T3 UB, nächstes Jahr T2 UB). Habe aber vorher den Bachelor hier auch gemacht.
Als es mit 16 bei mir diagnostiziert wurde habe ich eine Woche lang Medikamente bekommen und danach haben es meine Eltern abgesetzt, weil es zu einer extremen Wesensveränderung bei mir führte.
Ich deale mit dem ADHS in dem ich mir einerseits einen extrem abwechslungsreichen Alltag konzipiere, der mich auspowert. Das ist bei mir Sport und Musik, kann aber für jeden was anderes sein. Das hilft um einigermaßen ausgeglichen zu sein, vor allem als Bürosklave. Ich bin während Praktik aber manchmal wenn ich mich "langweile" oder nach einem unerfüllten Tag nach Hause gehe aber oft on the edge und überlege manchmal nicht einfach was anderes zu machen und Polizist oder so zu werden.
Das ist jedenfalls der erste Punkt. Du musst irgendwie ausgeglichen sein. Sei es durch Sport, Freunde etc. So kannst du die innere Unruhe einigermaßen in Zaum halten.
Dann ist es wichtig es zu finden was dir Spaß macht und dich begeistert.
Das kann einerseits ein Studiengang sein, den du super interessant findest und wo du gerne hingehst um zu Lernen.
Andererseits kann das vielleicht auch einfach die Vorstellung eines spezifischen Jobs sein, den du später machen willst. Dadurch kannst du dich eben auch für das jeweilige Studium motivieren. Das siehst du zB oft bei Leuten die Medizin studieren.
Bei mir ist es so, dass ich einfach nicht lernen kann, wenn mich etwas nicht interessiert. Ich hatte vor dem WiWi Bachelor bereits zwei andere Sachen abgebrochen (ein duales Studium und ein geisteswissenschaftlicheres Studium im Ausland) bis ich hier den fit gefunden hatte.
Ansonsten hier mal die Jobs von Freunden aus der Oberstufe, die meiner Meinung nach auch ADHS haben zur Inspiration. Die zwei, die in den öffentlichen Dienst sind haben das Abi durchgezogen, die anderen sind ohne Abi abgegangen.
Polizei (Schutzpolizei in FFM, also Streifendienst)
bei was ähnlichem wie Polizei, nur mit smarteren Kollegen&Gegenübern und mit mehr Reisen...
Physiotherapeut für Leistungssportler
Elektroinstallateur (ist mit Mitte 20 jetzt fast Meister und will dann seinen eigenen Betrieb aufmachen)
Hier siehst du auch, dass es gar kein Problem ist zu sagen, dass man eine Ausbildung anfängt. Du kannst auch in Ausbildungsberufen viel Geld verdienen und deine Erfüllung finden. Vor allem wenn du dich Selbständig machst. Wichtig ist, dass du etwas machst was dir Spaß machst und dich motiviert, sonst macht das uns ADHSler kaputt. Selbst wenn ich jetzt ins Consulting gehe, würde ich zB für mich niemals ausschließen den Job eines Tages hin zu werfen und hinter dem Thresen meiner eigenes Bar oder so anzufangen, wenn ich das wirklich möchte. Anderseits kann ich mich auch auf einer 50% Teilzeitstelle eines Sachbearbeiters sehen, der sich aber in der Freizeit mit Familie, Leistungssport oder eigenen Interessen erfüllt.
So jetzt mal vorausgesetzt du bist
a) ausgeglichen
und
b) hast dich für ein Studium entschieden und bist motiviert das auch durchzuziehen.
Es ist nicht schlimm, wenn du dich in den Vorlesungen nicht konzentrieren kannst. Das ist quasi Kino. Versuch deine Aufgaben zu rechnen und viel zu üben. Mit Altklausuren lernen.
Und das mit "Lösung anschauen" ist am Anfang vielleicht hilfreich, aber didaktisch nicht wertvoll. Wenn du irgendwann in Mikro2/Makro2 sitzt verstehst du was ich meine, denn dann hast du ziemlich plötzlich viel Transfer und rechnest in einer Klausur an Modellen, die du vorher nicht in der Vorlesung oder Übung hattest.
Versuch erstmal selbst daran zu knobeln, eigene Ansätze zu entwickeln. Dann ist es völlig fine in die Lösung zu schauen, seine Fehler zu vergleichen und sich das richtige Ergebnis selbst herzuleiten. So mache ich es auch.
Und ja, für mich war OSTA (damals noch bei Entdorf R.I.P.) am Anfang auch der Horror und ich war kurz davor das Studium zu Schmeißen. Ich kam nicht mit und fühlte mich alleine. Das lag dann aber auch daran, dass du dich so klein fühlst, als einer von tausend Studenten im Hz2 und für einen alles neu ist. Die Art zu lernen, ist eine ganz andere. Beziehungsweise bei mir war es so, dass ich ohne wirkliches Lernen durchs Abi kam.
Ich war im ersten Semester aber motiviert, habe ordentlich daran geknobelt, viel geübt und irgendwann ist der Groschen gefallen. Man muss sich aber wirklich mit dem Stoff auseinandersetzen wollen. Verstehen was man da eigentlich rechnet. Seine bereits gerechnet Aufgaben nochmal durchgehen.
Ich erinnere mich gerne an den Moment zurück wie stolz ich war, als ich dann in QIS meine 1, gesehen hatte :)
Das bekommst du auch hin! Notfalls such dir auch eine gute Nachhilfe um jemanden zu haben, der dich dazu zwingt dich damit auseinander zu setzen, weil du ihn bezahlst haha
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