Hallo zusammen,
dank des ausführlichen Beitrags vom 14.02 konnte ich auch etwas vorbereiteter an den Auswahltag herangehen (danke an den Poster!).
Zwar kann ich generell nicht viel ergänzen, aber vielleicht ein, zwei kleine Anmerkungen aus meiner Erfahrung heraus vom Auswahltag und dem weitergehenden Prozess machen.
1.) Informations-Teil / Einführung
Sonderlich redundant habe ich die überschaubare und zweieinhalb-stündige Einführung nicht empfunden. Dass man hier nichts spektakuläres Neues erfährt, dürfte jedem klar sein, der sich etwas mit der Hochschule / Business School auseinander gesetzt hat. Aber ihr bekommt die Chance, wirklich alle Fragen zu klären. Dies sollte man, bei Interesse, nicht ungenutzt lassen. Darüber hinaus: Welche Uni hat keine Info Veranstaltungen? Diese werden wohl meist nur nicht genutzt - hier gehört sie sinnvoll dazu.
2.) Gruppenaufgabe
Nach der Einführung wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt, wovon sich jeder in unserer Gruppe 2 Minuten vorstellen sollte (Zeit läuft mit) und die Gruppe eine Person wählen sollte, die besonders gut für das Programm geeignet ist - und eine, die nicht geeignet ist.
Dies hat in _keinster_ Weise eine Auswirkung auf die spätere Entscheidung. Hier wird eher das Vorgehen und die Interaktion bewertet.
Mein Tip - welcher wohl für alle Gruppenaufgaben gilt: hört zu! In der Aufgabenstellung wird kein Wort umsonst gesagt.
3.) Schriftlicher Teil
Ist die Aufgabe vorbei, folgen die Einzelgespräche und der schriftliche Teil (es werden nur einzelne Personen interviewt, während die anderen die schriftlichen Fragen beantworten).
Im schriftlichen Teil wurden uns 3 von 10 Fragen vorgegeben (Motivation, wichtiges Ereignis im Leben beschreiben, was man vom Programm mitnehmen möchte etc.), welche auf Englisch zu beantworten sind. Dies ist übrigens sehr offen gestaltet. Kein 'Aufpasser' wie in einer Prüfung. Ihr könnt, wenn euch ein Wort nicht einfällt, gern andere Fragen oder ins Handy schauen.
4.) Einzelgespräche
Dies kommt schon dem klassischen Vorstellungsgespräch - wie man es evtl. gewohnt ist - nahe. Hier werden noch indirekt und eher unbewusst die restlichen Fragen gestellt, welche im schriftlichen Teil nicht beantwortet werden sollten. Gegebenenfalls muss man noch ein paar Fragen auf Englisch beantworten (Hobbys etc.).
5.) Next Steps
Ob man vorläufig in den Talentpool aufgenommen wird, erfährt man direkt am nächsten Tag. Darüber hinaus wird von der betreuenden Person eine Art Persönlichkeitsbild auf einer DIN A4 Seite verfasst. Dies ähnelt einem Anschreiben, was man verfassen würde, um sich zu bewerben. Meiner Meinung nach eine ziemlich coole Sache.
Darüber hinaus muss man - leider - den 59,95? teuren KODE Test absolvieren. Hier sollte man sich vorweg nicht verrückt machen. Es werden einfach 24 Fragen gestellt, wovon man 4 Antwortmöglichkeiten priorisieren muss (So eine Frage ist ähnlich wie: Wie würden Sie von Ihren Freunden beschrieben werden: Innovativ, Handlungsorientiert usw.)
Gut daran ist: Das Ergebnis ist eine gute Basis. Sie zeigt, wo man Stärken und Schwächen hat. Diese Persönlichkeitsfelder sollen während des Studiums konkret ausgebaut werden. Dadurch hat man gute Möglichkeiten, Schwächen zu korrigieren.
Schlecht daran ist: Es ist teuer. Sogar unverschämt teuer. Da sitzt keine Person oder so hinter. Das Ergebnis wird mit dem Computer ausgewertet (oder um 22 Uhr saß noch einer im Büro und hat das binnen 3 min gemacht ;)). Mir ist zwar bewusst, dass jemand für die Erstellung des Tests sicher viel Zeit aufgewendet hat, aber den Preis finde ich etwas überzogen. Im Übrigen: Das Geld geht nicht an die Hochschule sondern an ein spezielles Institut, dass den Test zur Verfügung stellt. Aber nunja, im Vergleich zum TOEFL und GMAT zwar anders, aber sicher günstiger.
a)
Hat man sich vorab bei einem Unternehmen beworben, bekommen die direkt eine Meldung, dass man aufgenommen ist und - im besten Falle - folgt eine direkte Einladung zum Vorstellungsgespräch des projektgebenden Unternehmens.
b)
Hat man sich noch nicht bei einem Unternehmen konkret beworben, werden einem von der Hochschule Stellenangebote zugeschickt. Darüber hinaus wird oben erwähntes Persönlichkeitsbild auf Wunsch veröffentlicht. Unternehmen können sehr gezielt Kandidaten suchen. So besteht natürlich die Möglichkeit, dass man von einem Unternehmen angeschrieben wird.
Ich persönlich würde aber jedem empfehlen, pro-aktiv auf Stellensuche zu gehen.
6.) Sonstiges
a) Präsenz
Das Studium baut auf 80 Präsenzseminaren auf. Diese finden meistens von Donnerstag bis Samstag und an diesen Tagen von ca. 10 - 19 Uhr statt (Daten ohne Gewähr). Orte sind Abhängig von der School. In den meisten Fällen wird es der Stuttgarter Raum sein und/oder Berlin - ggf. Frankfurt.
Darüber hinaus folgt noch die Auslandsstudie für 3 Wochen in (derzeit!) Brasilien. Dort schreibt man eine Thesis von 20 - 40 Seiten, welche auf dem eigenen Projekt basiert. Hierzu gehört auch die Verteidigung / Kolloquium. Hat man dies bestanden, verleiht die (bspw. brasilianische) Uni den MBA Titel als Double Degree. Die Wertigkeit ist Ansichtssache. Dennoch - vergesst nicht - bis auf das direkte MBA Programm, sind alles andere Double Degree Programme. Diese werden auch von anderen Business Schools angeboten - wobei hier wohl ein 6-monatiger Auslandseinsatz zugehört. Allerdings ist deren Studienaufbau auch rein theorie- und nicht praxisbasiert.
b.) Kosten
Die Kosten für das Programm unterteilen sich mehr oder weniger in 2 Arten. Reisekosten und Studiengebühren.
Bei den Studiengebühren zahlt das Unternehmen 940? und der Student selber 300?. Diese 300? sind aufgrund des geldwerten Vorteils entstanden. Sollte es hier noch eine kritische Stimme geben die behauptet "Das ist ja gar kein geldwerter Vorteil!!" dem sei gesagt: Klingelt mal bei den Sozialversicherungsträgern durch. Die sehen das sicher anders ;-)
Ganz akzeptabel ist aber, dass die 300? als Werbungskosten gelten. Könnt ihr also über die Steuer wiederholen (mehr dazu unter Gehalt).
Reisekosten _müssen_ vom Unternehmen übernommen werden. Dazu gehört: Hin- und Rückfahrt sowie Übernachtung (auch für Brasilien!). Wer keine Verpflegungsmehraufwendungen bekommt (~24? pro kpl. Tag), kann dies ebenfalls als Werbungskosten (oder Sonderausgaben, bin grad nicht sicher) geltend machen.
c) Gehalt
Die Hochschule schreibt ganz klar einen Satz von 1300? vor. Das es Unternehmen gibt, die mehr zahlen, ist durchaus möglich. Erwartet aber gerade bei Konzernen nicht viel. Deren HR Bereiche haben klare Regeln. In meinem Fall ist es minimal mehr.
Um den 'Mindestlohn' zu erfahren, geht einfach auf nettolohn.de
Bei 1300? bleiben euch ~967?. Dort müsst ihr allerdings noch die 300? Studiengebühr abziehen.
Um hier aber einen kleinen Hoffnungsschimmer zu geben:
- Ihr habt Werbungskosten von 3600?
- Ihr habt Sonderausgaben von mind. 3200? (Sozialabgaben).
Dadurch könnt ihr weitestgehend über Lohnsteuerermäßigung die 63? Steuern wiederholen. Dazu kommt, dass bei so geringem Gehalt und hohen Werbungskosten und Sonderausgaben, auch Anspruch auf Wohngeld- ggf. soziale Zuschüsse zusteht.
Lasst euch vom Nettogehalt erstmal nicht erschrecken - sondern sprecht ggf. mit dem Steuerberater eures Vertrauens.
7.) Letzte Worte
Offen gesagt: Ich war durch die hier sehr polarisierenden Meinung extremst kritisch gegenüber der Hochschule eingestellt. Das hier teilweise der Begriff "Kaffeefahrt" etc. gebraucht wurde, kann ich im Nachhinein nicht nachvollziehen. Was meiner Meinung nach übrigens sehr cool ist, dass an der Hochschule hauptsächlich relativ junges, attraktives und hoch qualifiziertes Personal tätig ist. Das macht es wesentlich frischer und dynamischer, als manch antiquiertes und verstaubtes Prüfungsamt, wo man Angst haben muss, die Herren und Damen beim mittäglichen Kaffeplausch zu stören.
Vielleicht als Tip noch, ein paar Fragen, die man sich Stellen sollte, bevor man sich bewirbt:
- Möchte ich eher ein theoretisch oder praktisch orientiertes Studium?
- Möchte ich nebenher Berufserfahrung oder Werksstudent- / Praktikumserfahrung sammeln?
- Besitze ich Liquiditäten von 20.000? (oder mehr)?
Für den Theorie-Liebhaber, dessen Aktiva schier unbegrenzt sind, dem würde ich natürlich raten, sich an Adressen wie EBS etc. zu wenden (Mannheim mal außen vor).
Wer lieber Berufserfahrung (nicht Praktikum!!!) sammeln möchte und nicht besonders finanziell abgesichert ist, dem kann ich das Programm nur wärmstens ans Herz legen.
Dies sollte auch hoffentlich die Frage beantworten - ob ihr mit Note X,Y und Auslandserfahrung whatsoever genommen werdet. Ich war auf einer FH, habe eher etwas ingenieurlastiges studiert und mit null Auslandserfahrung und einer ECTS Abschlussnote 'C' auch nicht als Jahrgangsbester abgeschnitten. Womit ich diesen Mangel aber ausgleichen konnte - bevor hier noch jemand denkt: die nehmen jeden Schmock - war die Praxiserfahrung. Zwei größere Praktika, zum einen bei einem europaweit führenden Konzern und einer weltweit führenden Managementberatung.
Ich hoffe ich konnte euch einen einigermaßen guten Überblick verschaffen. Vielleicht noch am Schluss gesagt: Lasst euch von den kritischen Stimmen hier nicht allzu sehr beeinflussen. Geht objektiv an die Bewerbung und/oder den Auswahltag ran. Wenn euch das Programm interessiert, einfach bewerben und sich alles angucken!
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