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ManagergehälterDax-Vorstände

Vorstandsvergütungsstudie 2011: Managergehälter steigen im DAX um 22 Prozent

Die Vorstandsbezüge stiegen im Jahr 2010 laut einer Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) e.V. im Schnitt um nahezu 22 Prozent. Ein DAX-Vorstand verdient durchschnittlich 2,9 Mio. Euro. Spitzenreiter ist VW-Chef Winterkorn mit einem Gehalt von 9,33 Millionen Euro.

Zwei Manager mit Koffern am Flughafen.

Vorstandsvergütungsstudie 2011: Managergehälter steigen im DAX um 22 Prozent
Unersättliche Manager, Millionenabfindungen, riskante Profitgier: Die Diskussion um die Vorstandsvergütung wird seit Jahren emotionsgeladen geführt. Aber wie üppig werden Deutschlands Top-Manager wirklich bezahlt? Gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Controlling der TU München legt die DSW ihre Vorstandsvergütungsstudie 2011 vor. Analysiert wurden die Art und die Höhe der Jahresverdienste der Vorstände aus dem DAX und dem MDAX sowie die Verdienste internationaler CEOs, angefangen bei der fixen Basisvergütung über die ein- und mehrjährigen Boni bis zu aktienbasierten Bestandteilen und den Pensionsleistungen.

Die Vorstandsvergütung in den DAX-Unternehmen liegt insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Im Schnitt stiegen die Bezüge um nahezu 22 Prozent. Der Anstieg ist im Wesentlichen auf die variablen Barbezüge zurückzuführen, die im DAX durchschnittlich um 36,47 Prozent zunahmen. Im Jahr 2010 hat ein Mitglied eines DAX-Vorstands durchschnittlich 2,9 Mio. Euro verdient. Damit wurde erstmals wieder das Vorkrisenniveau von 2007 erreicht. Die Deutsche Bank liegt mit 6,5 Mio. Euro vorn. Am unteren Ende der 30 DAX-Unternehmen liegen Beiersdorf und Commerzbank. Sie vergüten ihre Vorstände im Durchschnitt unterhalb der Millionengrenze. Mit durchschnittlich 4,5 Mio. Euro verdienen die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen deutlich mehr als ihre Vorstandskollegen. Gegenüber dem Vorjahr legten die Gehälter der Unternehmenslenker damit von 3,7 Mio. Euro um über 20 Prozent zu.

Angeführt wird die Liste der Gehälter der Vorstandsvorsitzenden von Dr. Martin Winterkorn von VW mit einem Gehalt von 9,33 Millionen Euro jährlich, ihm folgt Dr. Josef Ackermann von der Deutschen Bank mit 8,987 Millionen Euro und Peter Löscher von Siemens mit 8,982 Millionen Euro.

Deutlich niedriger als bei den DAX-Unternehmen lag die Vergütung der MDAX-Vorstände mit 1,552 Millionen Euro im Jahr 2010. Die Bandbreite reicht von 4,475 Millionen Euro (Axel Springer) bis zu 0,511 Millionen Euro (Hamburger Hafen). Allerdings ist die Vorstandsvergütung im Vergleich zum Vorjahr mit durchschnittlich 18 Prozent fast so stark gewachsen wie bei den DAX-Unternehmen. Die Vorsitzenden der MDAX-Vorstände verdienten in 2010 im Durchschnitt 2,159 Millionen Euro.

Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung eine interessante Neuerung eingeführt. Unternehmen können ihre Vergütungssysteme der Hauptversammlung zur Billigung vorlegen. Im letzten Jahr haben davon immerhin 27 der 30 DAX-Unternehmen davon Gebrauch gemacht. Lediglich MAN, Merck und Infineon ließen ihre Aktionäre nicht abstimmen. Auch wenn der Beschluss keine bindende Wirkung hat, zeigt er doch, was Aktionäre von den Vergütungssystemen halten. Die Zufriedenheit war bei einer durchschnittlichen Zustimmung von 91,58 Prozent im Jahr 2010 sehr hoch und ist in diesem Jahr mit einer Zustimmung von 93,43 Prozent noch einmal gewachsen. Insgesamt scheinen die Aktionäre also mit der Vergütung ihrer obersten Angestellten zufrieden zu sein.
 

Managergehälter im DAX 


 Quelle/ ©: Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. / TU München 2011

Die DAX-Unternehmen haben im vergangenen Jahr 29 Prozent der Gesamtvergütung als Fixgehalt gezahlt. Der größte Teil der Vergütung, nämlich knapp 40 Prozent wurde in Form von jährlichen variablen Boni, Prämien oder Tantiemen gewährt, die vorwiegend am kurzfristigen Erfolg des Unternehmens orientiert sind. Die übrigen Vergütungsbestandteile weisen einen Bezug zur langfristigen Entwicklung des Unternehmens auf. Etwa 10 Prozent werden als langfristige variable Barvergütung gewährt, die erst nach mehreren Jahren zur Auszahlung kommt. Die aktienkursbasierten Vergütungsbestandteile machen etwa 21 Prozent aus.

Interessant ist, dass die DAX-Unternehmen inzwischen stärker dazu übergehen, auch nichtfinanzielle Kennzahlen wie Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit stärker bei der Vorstandsvergütung zu berücksichtigen. Dahinter steckt die Überlegung, dass zufriedene Mitarbeiter und zufriedene Kunden einen wichtigen Beitrag zum künftigen Erfolg eines Unternehmens leisten.

Am stärksten ist die Vergütung gegenüber dem Vorjahr bei MAN gewachsen. Um satte 190 Prozent legte dort die Vergütung der Vorstandsmitglieder zu. Auch der durchschnittliche Zuwachs im DAX kann sich mit fast 22 Prozent sehen lassen. Damit hat die Vergütung beinahe wieder das Niveau von 2007, dem letzten Vorkrisenjahr erreicht. Dabei sticht insbesondere die Entwicklung der Fixvergütung heraus, die im DAX mit 7,26 Prozent deutlich stärker als die allgemeine Lohnentwicklung gestiegen ist. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass einige DAX-Unternehmen ihre Vergütungssysteme umgestellt haben und dabei dem Fixgehalt ein höheres Gewicht gegeben haben. So hat SAP das Festgehalt seiner Vorstände um über 50 Prozent erhöht. Auch die Deutsche Bank erhöhte die festen Bezüge ihrer Vorstandsmitglieder zu Beginn des Jahres 2010 um bis zu 43,75 Prozent.

Da viele Unternehmen hervorragend verdient haben,  ist die variable Barvergütung gestiegen. Das Ausmaß der Steigerung ist mit 36,47 Prozent jedoch sehr hoch und bei einzelnen Unternehmen weicht die Entwicklung der variablen Vergütung erheblich von der Unternehmensentwicklung ab. So hat die Münchner Rück den Zielwert der Bemessungsgrundlage für die variable Vergütung verfehlt. Trotzdem stieg der Bonus um über 50 Prozent. Auch bei der Deutschen Bank gab es trotz des stark gesunkenen EPS (Earnings per share) einen hohen Anstieg der variablen Barvergütung. Bei der Ermittlung des Bonus spielt zwar auch die Eigenkapitalrendite eine wichtige Rolle, aber auch diese Kennzahl ist im Vergleich zu 2009 gesunken. Ähnlich verwunderlich ist die Steigerung der variablen Barvergütung bei der Deutschen Börse, die als Bemessungsgrundlage den Konzern-Jahresüberschuss zugrunde legt. Dieser ist im Vergleich zu 2009 gesunken, während die Boni um über 60 Prozent gestiegen sind.

Die Pensionszusagen machen auch einen erheblichen Teil der Vorstandsvergütung aus. Die Vorstandsvorsitzenden der 23 Unternehmen, für die ein Wert ausgewiesen wird, erhalten im Durchschnitt jährliche Pensionszahlungen in Höhe von 570.000 Euro zugesagt bzw. bei durchschnittlicher Lebenserwartung gesichert. Dass die Pensionsverpflichtungen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für ein Unternehmen haben können, zeigen einzelne Beispiele. So liegt der Wert der Pensionsverpflichtungen für den Gesamtvorstand von Volkswagen Ende 2010 bei knapp 64 Millionen Euro.

Managergehälter im MDAX

Quelle/ ©: Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. / TU München 2011

Nachdem in 2008 und 2009 die variable Barvergütung und die aktienkursbasierte Vergütung gesunken sind, hat sich die Vorstandsvergütung der MDAX-Unternehmen in 2010 wieder mehr als erholt und konnte klare Zuwächse verbuchen. Im Jahr 2010 lag die Vergütung eines MDAX-Vorstands bei durchschnittlich 1,552 Mio. Euro und damit um gut 18 Prozent über der des Vorjahres. Besonders stark stieg die durchschnittliche Gesamtvergütung mit fast 167 Prozent bei Kabel Deutschland. Grund hierfür ist die Einführung einer neuen Vergütungskomponente, basierend auf virtuellen Aktien und Optionen. Auch bei Aurubis, Demag Cranes, Krones, LANXESS und Leoni wuchs die Vergütung um über 100 Prozent, hier im Wesentlichen durch einen Anstieg der variablen Vergütung. Beachtlich auch die Vergütung eines Vorstands von Axel Springer: mit einer durchschnittlichen Jahresvergütung von 4,475 Mio. EUR läge er auf Platz 3 im DAX und führt – selbstverständlich – die Vergütungsrangliste des MDAX an.

In der Struktur der Vergütung im MDAX entsprechen 38 Prozent der Fixvergütung (2009: 43,1 Prozent), 43  Prozent wurden als variable Barvergütung (2009: 35,5 Prozent) gezahlt und 19 Prozent in Form von aktienkursbezogener Vergütung (2009: 21,4 Prozent) geleistet. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass 38 Prozent der MDAX-Unternehmen keine aktienkursbezogenen Vergütungsbestandteile (2009: 54 Prozent) gewähren. Bei den übrigen Unternehmen werden durchschnittlich 29,5 Prozent der Gesamtvergütung als aktienkursbezogene Vergütung geleistet. Den größten Einfluss auf die Entwicklung der Gesamtvergütung von MDAX-Vorständen hatte die variable Barvergütung. Sie ist durchschnittlich um 40,3 Prozent (2009: -15 Prozent) gewachsen.

Um die Langfristigkeit ist es auch bei den MDAX-Unternehmen noch schlecht bestellt: Mehrjahresboni machen nur 5,6 Prozent (2009: 2,6 Prozent) der durchschnittlichen Gesamtvergütung eines MDAX-Vorstandes aus. Damit hat die Bedeutung der mehrjährigen Barvergütung bei den MDAX-Unternehmen zwar leicht zugenommen, jedoch ist dieser Wert immer noch deutlich geringer als bei den DAX-Unternehmen.

Mit einem geschätzten Jahressalär von 6,605 Mio. Euro ist Dr. Mathias Döpfner (Axel Springer) der bestverdienende Vorstandsvorsitzende im MDAX. Im Vergleich zu den DAX-Vorstandsvorsitzenden läge er damit auf Rang 7. Brian Sullivan, seit April 2010 neuer Vorstandsvorsitzender von Sky, liegt in 2010 mit 5,823 Millionen Euro an zweiter Stelle unserer Rangliste.

Insgesamt bleiben die MDAX-Unternehmen deutlich hinter den Transparenzstandards der DAX-Unternehmen zurück, so legen immer noch 13 Unternehmen die Vergütung ihrer Vorstände nicht individualisiert offen. Die Vergütungsberichte umfassen oft nur eine Seite im Geschäftsbericht, dementsprechend kurz sind die Vergütungssysteme beschrieben. Dass es auch anders geht, zeigen die sehr transparenten und strukturierten Vergütungsberichte von Bilfinger Berger und Fraport.


Managergehälter im internationalen Vergleich
Die Transparenz der Vergütungen ist auch im Ausland unterschiedlich hoch. Während in den USA und Frankreich Veröffentlichungsvorgaben von den Aufsichtsbehörden SEC (USA) und AMF (Frankreich) bestehen, existieren vergleichbare Regelungen in der Schweiz nicht. Daher werden in der Schweiz die einzelnen Vergütungen der Geschäftsleitungsmitglieder nur selten separat ausgewiesen.

Die Vorstandsvorsitzenden in Deutschland liegen im internationalen Vergleich  mit einer durchschnittlichen Gesamtvergütung von 4,537 Mio. Euro im europäischen Vergleich auf einem mittleren Niveau  zwischen Frankreich (3,015 Mio. Euro) und der Schweiz (5,352 Mio. Euro). In den USA liegt die durchschnittliche Vergütung der Unternehmenslenker im DJIA bei 12,093 Mio. Euro und damit deutlich über der Vergütung in den von uns untersuchten europäischen Ländern.

Bei der Struktur der Vergütung im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die variable Barvergütung in Deutschland einen weitaus höheren Stellenwert hat, als in den anderen von uns untersuchten Ländern: Während in Deutschland 50,24 Prozent der Gesamtvergütung als variable Barvergütung gewährt wird, macht diese Vergütungskomponente in Frankreich nur 32,45 Prozent, in den USA nur 28,54 Prozent und in der Schweiz gar nur 17,82 Prozent aus. Insbesondere in der Schweiz und den USA setzen die Unternehmen dagegen verstärkt auf aktienkursbasierte Vergütungselemente, die in der Schweiz 51,10 Prozent und in den USA sogar 59,32 Prozent der Gesamtvergütung ausmachen.

Spitzenreiter im Dow Jones war im Geschäftsjahr 2010 Disney-Chef Robert Iger. Er erhielt eine Gesamtvergütung von 28,017 Mio. USD (umgerechnet 21,106 Mio. Euro). IBM-Lenker Samuel Palmisano erhielt 25,180 Mio. USD (umgerechnet 18,969 Mio. Euro). Der Spitzenverdiener des vergangenen Jahres, William C. Weldon von Johnson & Johnson, erhielt für seine Arbeit in 2010 immerhin noch stattliche 21,635 Mio. USD (16,298 Mio. Euro). Damit verdienen US-Manager weiterhin deutlich besser als ihre deutschen, französischen und Schweizer Kollegen.