Ich empfehle ihm einen Columbo. „Ja, genau wie der Inspektor, dem im Weggehen immer noch etwas einfällt“, sage ich. Und tatsächlich, eine halbe Stunde später unterhält sich der Neue mit Jessica, ihres Zeichens Stammgast, hübsch, intelligent, anspruchsvoll. Sie schaut regelmäßig vorbei, weil ihr das Ambiente so gefällt. Sie reden, er erzählt von seinem neuen Job, und sie bestellt einen trockenen Martini. Nach 20 Minuten haben sie sich beschnuppert und sind sich nicht unsympathisch. Sie reden sogar kurz über Krimis, aber danach verflacht das Gespräch etwas. Sie ist freundlich, verabschiedet sich aber und sagt, sie hätte noch einen Freund gesehen. Der Neue schaut mich an, ich zucke die Schultern.

Gerade stelle ich ein Glas weg und sehe ihn im Spiegel etwas trinken, als er sich an den Kopf greift und im Umdrehen ruft: „Ach, eins noch, Jessica. Können Sie sich erklären, wie Columbo seine Fälle immer löst?“ Jessica bleibt stehen, ist irritiert und dreht sich um. „Nein“, sagt sie. „Wieso?“ „Wissen Sie, ihm fällt immer im Weggehen ein, was er noch sagen wollte. Und ich glaube, ich muss versäumt haben zu erwähnen, wie angenehm es war, mit Ihnen bei einem Martini Bianco Mix ein wenig zu plaudern.“

„Aber das ist doch kein Bianco Mix!“ Sie lacht. „Das ist ein Martini Dry, Gin mit Wermut.“ „Ach ja, wie konnte ich das vergessen, entschuldigen Sie. Aber wissen Sie, ich bin einfach kein Experte in diesen Bargefilden. Kennen Sie sich da denn aus?“ Sie lächelt. „Aber natürlich, ich helfe Ihnen da gern.“ Sie setzt sich wieder zu ihm, und beide bestellen erneut. Ein Martini Dry und ein Columbo. Fall gelöst. Ich sah die beiden noch öfter zusammen in die Bar kommen. Und eines schönen Tages blieben sie aus; alle beide. Was blieb, war die Bar und die Sommerabende. Und die Drinks, natürlich. Und immer wenn ich höre, dass jemand auch in besonderen Situationen nie um eine Antwort verlegen sein möchte, empfehle ich den bewährten Chefinspektor.