WiWi Gast schrieb am 14.11.2019:
Erkläre mal deinen Kollegen, dass du in 2,5 Jahren noch nicht einmal gelernt hast, dass WP und Beratung nicht dasselbe ist. ;)
Natürlich ist es nicht das gleiche, aber das System funktioniert genauso: Mandanten vereinbaren Budgets mit Partnern, in die das Produkt aus Arbeitsstunden und Stundensätzen reinpassen muss. Ist das nicht der Fall, macht die Firma Miese. Wie sorgt man also für Erfüllung? Richtig, indem man den billigsten Arbeitskräften den Großteil der Arbeit überlässt. Das sind die Fachlichen und Praktikanten/Werkstudenten.
WiWi Gast schrieb am 14.11.2019:
Als ob man ein Überflieger sein muss um WP werden zu können.
Ich verstehe deinen Ansatz und habe doch selbst sogar geschrieben "im Worst-Case könnte man wirklich JEDEN nehmen". Und ja: Vor 2,5 Jahren war so eine Zeit, wo die Bewerberzahlen im Vergleich zu den zu besetzenden Stellen auch bei uns (Big4 Audit, FSI - seit 5 Jahren dabei) so niedrig waren, dass man fast jeden genommen hat.
Inzwischen dreht sich der Wind aber wieder und wir haben im letzten Jahr tatsächlich sogar zwei Kollegen gegen Ende der Probezeit verabschieden müssen, weil
- a) wir bei beiden keine Entwicklung gesehen haben und
- b) wir eine Vielzahl von Bewerbern mit beserem Potenzial hatten.
Bist du einer? Wenn ja, dann Respekt. Wenn nicht, dann rede bitte nicht von Dingen, von denen du keine Ahnung hast. Mag sein, dass der Bewerbermarkt momentan so ist, wie du ihn beschreibst. Dann kann man natürlich etwas mehr selektieren. Nur kann ich das nicht so richtig glauben, da sich ein Großteil der steuerberatenden und wirtschaftsprüfenden Berufe über erheblichen Nachwuchsmangel beschwert. Und dass man Leute nach der Probezeit entlässt, kommt immer wieder mal vor, nicht jeder kann mit dem Job umgehen.
Das Selbstverständnis der big4-Gesellschaften war in puncto Einstellungen schon immer übersteigert. In den Abteilungen, in denen ich gearbeitet habe (Audit / Corporate Tax) wurden Juristen abgelehnt, weil sie nur 8 Punkte im Examen hatten. Man wollte Prädikatsjuristen und promovierte Steuerberater haben, aber 4-Punkte-Anwälte und FH-Bachelor bezahlen. Und das funktioniert einfach schlecht. Bei dem, was KPMG, EY, PwC und Deloitte regelmäßig an Vergütung berappen, bekommt man die Top-Leute nicht, sondern eben meistens nur die dritte und vierte Riege (von Ausnahmen abgesehen). Solange sich dieses Selbstverständnis nicht strukturell ändert, wird es in regelmäßigen Abständen Phasen geben, wo man keinen Nachwuchs bekommt und gezwungen ist, 3er-Absolventen einzustellen.
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