Hallo,

ich (Mathematikstudent, 4. Semester) habe derzeit ein Luxusproblem. Ich möchte im Sommer ein Praktikum machen und habe dafür zwei Angebote/Zusagen: Eines im Aktuariat einer Versicherung und eines im Risikomanagement eines Energieversorgungsunternehmens.

Nun hätten beide Praktikumsstellen ihre Vor- und Nachteile: Die Arbeit in der Versicherung finde ich inhaltlich interessant. Außerdem ist die Versicherungsbranche ein typischer Arbeitgeber für Mathematiker. Es ist wahrscheinlich, dass ich nach meinem Studium viele freie Stellen bei Versicherungen finden werde und wenn ich dann bereits ein Praktikum bei einer Versicherung gemacht habe, habe ich sicher Vorteile bei meiner Bewerbung.

Bei dem Praktikum im Risikomanagement des Energieversorgers sehe ich hingegen den Vorteil einer guten Betreuung: Ich bin einem konkreten Mitarbeiter zugeordnet und ich würde eine Aufgabe erhalten und meine Ergebnisse präsentieren. Auch hatte ich den Eindruck, dass die Arbeitsatmosphäre in diesem Betrieb sehr angenehm ist. Im puncto Qualität/Betreuung glaube ich, dass es bei dem Energieversorgungsunternehmen besser aussieht. Andererseits ist die Energiebranche nicht unbedingt der Arbeitgeber Nr. 1 für Mathematiker und wenn ich nach meinem Studium nach Stellen für Mathematiker suche, werde ich wohl eher wenige aus der Energiewirtschaft finden, vielmehr dafür im Bereich Banken und Versicherungen. Wenn ich mich dort bewerbe, ohne vorher in einer Bank/Versicherung Erfahrungen gesammelt zu haben, weiß ich nicht, ob ich dann so gute Chancen habe.

Andererseits ist das Risikomanagement ja auch ein wichtiger Bereich in Banken (z. B. Kreditrisikomanagement) und Versicherungen. Aber ob meine Risikomanagement-Erfahrungen einen Pluspunkt darstellen würden, wenn ich sie in einer ganz anderen Branche gesammelt habe, weiß ich nicht.

Tja, ich bin momentan wirklich hin- und hergerissen. Beide Angebote sind verlockend. Was würdet ihr an meiner Stelle tun? Meint ihr, ein Praktikum im Risikomanagement eines Energieversorgers bringt mir etwas, auch wenn ich mich nach dem Studium in ganz anderen Branchen bewerbe (dort aber evtl. auch im Bereich Risikomanagement) oder meint ihr, die Versicherung wäre die bessere Wahl?

Viele Grüße

juka_1988

antworten

Hey Juka,

wenn du ein Praktikum im Risikomanagement machen willst musst du dir dessen bewusst sein, dass Risikomanagement im Finanzdienstleistungsbereich ganz anders gestrickt ist als in der Industrie. Die Banken und Versicherungen sind stark reguliert, was sich natürlich im Risikomanagement niederschlägt und dessen Orientierung maßgeblich bestimmt. Im Zuge von Basel 3 und Solvency 2 wird diese Regulierung nochmals verschärft und die darin enthaltenen Anforderungen müssen auch von den Instituten umgesetzt werden. Dabei spielt das Risikomanagement eine große Rolle und besonders für Mathematiker ergeben sich dabei TOP Einstiegschancen, insbesondere wenn man bereits ein relevantes Praktikum absolviert hat.

In der Industrie werden da andere Prämissen verfolgt und die Methodik unterscheidet sich. Zudem ist das RM in der Industrie bei weitem nicht so ausgeprägt und geniesst auch intern nicht solch einen Stellenwert wie bei den Finanzdienstleistern.

Das klassische Aktuariat eines Versicherers ist definitv auch ein interessanter Bereich, hat aber (zumindest bei den Versicherern, die ich von innen kennengelernt habe) recht wenig mit dem Konzern-Risikomanagement zu tun. Für einen berufliche Zukunft im RM solltest du ein dort ein Praktikum absolvieren. Wobei man in diesem Bereich mit passablen Noten aufgrund des Mangels als Mathematiker auch so eine Stelle findet ;)

Beste Grüße

antworten