Hallo,
ich merke hier ständig, dass immer wieder gesagt wird, dass man, wenn man nicht die Noten x,x hat, keine Chance hat, extrem schlecht ist, gleich einen Taxischein machen kann. Aber ist das wirklich die Realität? Hat man mit schlechten Noten wirklich überhaupt keine Chance auf nichts mehr und muss H4 beantragen?

Ich bin zwar kein Personaler, aber meiner Meinung nach gibt es viel wichtigeres als die Note. Hauptsache ist doch, dass man das Studium erfolgreich beendet hat, dass man kommunikativ ist (je nach Job) und dass man zuverlässig ist. Ich habe derzeit einen Schnitt von 3,7. Heißt das, dass ich am liebsten nach Äquatorialguinea auswandern muss, um einen Job zu finden und hier in Deutschland verloren bin?

Mit > 2,0 (Uni) bzw. > 1,5 (FH) ist man nun mal Low-Performer. Wo du mit deiner 3,7 stehst, kannst du dir wohl denken.

Natürlich sagen Noten erstmal nichts über die wirkliche Intelligenz eines Bewerbers aus, aber es zeigt irgendwo den Ehrgeiz eines Studenten und seine Disziplin. Eine so schlechte Note wie 3,7 lässt sich halt kein bisschen rechtfertigen, egal wie man es dreht oder wendet. Auch ist es in einem Fach wie BWL einfach so wo es viele Absolventen gibt, dass ein Unternehmen irgendein Differenzierungsmerkmal braucht oder soll er jeden erstmal einladen und dann entscheiden?

Merkt euch als Faustregel: Gute Noten reichen nicht aus um jeden Job zu bekommen, aber schlechte Noten reichen aus um euch jeden Job nicht bekommen zu lassen

naja natürlich zählt im Job viel viel mehr als die Note und niemand achtet mehr darauf..
aber du musst ja auch erstmal reinkommen.
und warum sollte ich da jemanden mit einer 3,7 einladen, wenn ich auch jemanden mit einer 1.X oder 2.X haben kann.

Sonst müsste ich ja annehmen, dass alle die besser als 3.0 sind, sozial inkompetent sind.

Denke aber auch, dass du mit 3,7 ein Troll sein musst. Wie kann man denn überhaupt auf so einen Schnitt kommen?

Jein.

Ja im Sinne von: es sagt aus, wie gut du den Stoff theoretisch beherrschst und zu einem gewissen Grad auch wieviel Aufwand du in dein Studium gesteckt hast.

Nein im Sinne von: andere Aktivitäten - sei es eine Unternehmensgründung, universitäres Engagement, Werkstudentenstelle/HiWi zeitgleich zum Studium oder auch schon der Uniname können Noten (teils) ausgleichen. Dann können natürlich auch Praktika und andere Fähigkeiten Noten ausgleichen und sind oftmals sogar wichtiger als der perfekte Schnitt. Zuletzt ist die Fachrichtung manchmal auch ein Indikator (ein Studiengang mit quantitativem Fokus kann etwas lascher bei den Noten ausfallen als pur qualitatives Marketing).

Allerdings gilt dies vor allem für Noten die eher leicht unterdurchschnittlich sind (Daumenregel: bis schlechter 2,x oder hoher 3,x-Bereich). Da sind die Noten einfach nur "normal"/unauffällig und man muss anders auffallen, gewissermaßen. In deinem Fall hingegen besteht das Problem, dass du WEGEN der schlechten Note auffallen würdest - 3,7 ist einfach wirklich schlecht und nah dran am Nichtbestehen. Außer du hast wirklich ein hervorragendes sonstiges Profil hast du ein großes Problem.
Bzgl. der Sachen die du erwähnst: das sind Soft Skills, von denen jeder behauptet bzw. behaupten kann sie zu haben. Sowas wird erst im Interview relevant. Und das Studium beenden halt auch deine Kommilitonen mit viel besserem Schnitt, welche deine potentielle Konkurrenz bei der Bewerbung bilden.

Darf man entsprechend fragen, wie dein sonstiges Profil ausschaut?

Na ja, eine 3.7 heißt ja, dass du durchschnittlich ziemlich dicht an einer 4.0 warst, die wird circa bei 50% vergeben. Somit muss man davon ausgehen, dass du auch im Schnitt nur 50% so verstanden hast, dass du es vernünftig wiedergeben konntest.

Also ich persönlich würde dich halt auf keinen Fall einladen, wenn du nicht mit super verrückten Empfehlungsschreiben um die Ecke kommst.

Es gibt einfach genug Leute, die objektiv gesehen mindestens fleißiger waren und die ganze Sache ernster genommen haben. Dazu werden sie wahrscheinlich ein breiteres Basiswissen mitbringen. Die Liste kann man unendlich weiter führen.

Und ehrlich gesagt, ne Schnitt von 3.7 im Studium habe ich noch nie gesehen.

Hier treiben sich meist Leute um, die in UB oder IB oder Dax-Industrie wollen. Da spielen Noten schon eine Rolle, wobei bei UB mehr als bei IB und bei IB mehr als bei Industrie.

Für "normale" Positionen ist die Note nicht ausschlaggebend, da kommt man auch mit einer >2,5 rein.

Nun aber zu dir: 3,7 ist echt nicht gut! Das fällt schon negativ aus dem Rahmen. Evt. findest du was bei KMU, aber sobald es viele Bewerber auf eine Stelle gibt, fällst du schon negativ auf mit der Note. Was ist dein sonstiges Profil?

Der TE hier, ich studiere nicht BWL sondern VWL an einer relativ bekannten Uni, mein Schwerpunkt ist Finance und Quantitative Methoden (Bachelorarbeit). Ich habe meine gesamte Kindheit im Ausland verbracht, daher beherrschte ich eine weitere Muttersprache perfekt (Arabisch), ich habe ein Praktikum in diesem Land gemacht, der Chef dieser Firma hat mir angeboten mich sofort zu nehmen, falls ich dahin möchte. Aber letztlich hat mir das Land nicht gefallen, es ist ein 3. Welt Land.

Ich möchte hinzufügen, dass ich weder an IB noch an UB oder so interessiert bin, das wäre für mich viel zu stressig, schließlich möchte ich mein Privatleben noch genießen. Mittelfristig ist es mein Wunsch, mir ein eigenes Unternehmen zu gründen, nur leider habe ich noch keine Idee für ein UN und keine Erfahrung. Diese Erfahrung möchte ich in der freien Wirtschaft sammeln, gerne auch in einem KMU, im großen Konzern hat man keine guten Aufstiegschancen und der Konkurrenzdruck ist viel zu hoch.

Aber warum wird mir immer gesagt, dass ich keine Chance hätte? Ich weiß, dass meine Note sehr schlecht ist, das müsst ihr mir nicht sagen. Und ich weiß, dass ich bei IB/UB keine Chance habe, aber da möchte ich ja eh nicht hin.

Hier im Forum posten vor allem Leute, die ihre Karriere sehr strukturiert planen und sich einen besseren Überblick über die Top20% Jobs und die entsprechende Konkurrenz verschaffen wollen. In dem Zusammenhang ist deine Fragestellung auch einfach zu unpräzise, um eine vernünftige Antwort kriegen zu können.
Du willst ja "...einen Job finden". Natürlich wirst du irgendwas finden, wenn du dich nicht komplett weltfremd anstellst. Was genau solltest du am besten selbst ausloten per einfach mal Bewerbungen für Praktika oder Berufseinstiege nach dem Studium rausschicken.

VWL kann noch schlimmer sein da du letzten Endes eher das Skillset für sehr quantitative Analysen bekommst. Das lässt sich aber exzellent je nach Schwerpunkt ausgleichen (insbesondere Finance und Ökonometrie (Machine Learning)).

Du hast sehr schlechte Chancen aus den Gründen, die dir oben schon gesagt wurden. Versteh also die Frage nicht... Mit 3,7 und dem Profil gibt es halt auch in der Industrie sehr viele Kandidaten, die für den Job strikt besser geeignet sind (vom CV her).

In welche Fachrichtung ging dein Praktikum denn? Und wie kommst du überhaupt zu dem sehr schwachen Schnitt?