Immer wieder verblüffend, wie einseitig hier Ratschläge verteilt werden. Nach dem Motto "UB ist die Antwort auf alles, es sei denn es ist IB".
Also, ich habe nach dem Wing Studium in einer Tochtergesellschaft eines Industriekonzerns gestartet. Dort war ich erst Trainee, dann bin ich Assistent des Segmentvorstands geworden, dann zu einem anderen Vorstand gewechselt, dann in eine Art Inhouse Consulting Abteilung gewechselt. Insgesamt war ich fünf Jahre in dem Konzern und hatte lange Zeit nicht vor, überhaupt in die UB zu wechseln. Habe ich dann aber doch gemacht und bin auch fünf Jahre in der UB geblieben (bzw. in zweien).
Beratung ist SICHERLICH nicht für jeden! Das sollte man sich gut überlegen. Insofern ist ein Praktikum auch gar nicht verkehrt, zumal dir ein guter Name im CV natürlich immer etwas helfen kann. Da merkst du als Prakti schnell, ob es dein Ding ist oder nicht.
Ansonsten ist absolut nichts verkehrt an einem Einstieg in der Industrie (Werkstudent wird eh nur in der Industrie gehen, nicht in einer UB).
Mal ein paar grundsätzliche Überlegungen und Anregungen:
Ja, der Start in einer UB ist toll, Leben auf der Überholspur, man fühlt sich wichtig, kriegt viele (oberflächliche) Einblicke, hat immer noch ein relativ gutes Sprungbrett.
Allerdings ist das auch nicht mehr so wie es vor 20 Jahren war. Heute kann jeder mit Excel und PPT umgehen, fast jeder lernt im Master oder sonst wo die entsprechenden analytischen Skills, kann präsentieren, ... Es gibt auch in jedem halbwegs großen Unternehmen Abteilungen mit schlauen Leuten die (Verbesserungs)projekte managen. Daneben gibt es noch Top Trainee Programme in den großen Unternehmen. Ergo, nicht jeder der mal eben 2 Jahre in der UB war wird überall mit Kusshand genommen und macht Karriere im Turbo. Man konkurriert heute mit viel größeren Pool an fähigen Leuten.
Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass mir Industrie-Hintergrund wirklich viel geholfen hat. Man wird beim Kunden in der UB anders wahrgenommen. Es hatte aber auch den Nachteil, dass ich mir viel deutlicher bewusst war, was für einen naiven Blödsinn wir da oft auf sehr hohem Niveau abgeliefert haben. Das gestehen sich die "Nur-Berater" oft nicht ein, weil sie die wahre Welt gar nicht kennen.
In Summe bin ich froh, dass ich beide Erfahrungen gemacht habe: UB und Konzern, wobei ich selbst weder das eine noch das andere heute wieder machen wollte. Wenn Industrie, dann lieber etwas Kleines oder Mittelgroßes, vielleicht lieber direkt länger nach etwas im Diensteistungsbereich suchen, wo man ganz andere Margen hat und oft weniger Stress.
antworten