Viele Leute (und ein noch größerer Teil der Leute die hier >>schreiben) haben so ein unterirdisches Selbstbewusstsein, dass >>sie für 32k einen Job machen würden, der keinen Spaß macht >>und dafür auch noch 60h arbeiten. Wenn ihr das mit euch machen >>lasst - bitteschön!
Aber lasst die Leute, die ein angemessenes Gehalt verlangen >>doch gewähren. Sonst wird es bald nur noch prekäre >>Arbeitsverträge auf Sklavereiniveau geben.
Sehr guter Beitrag!
Ich persönlich kann die Threadstarterin voll und ganz verstehen.
Es geht darum, ein Kartell zu bilden. Die Mineralölkonzerne machen das hervorragend. Versucht mal, den Liter Sprit für 1,30 EUR zu bekommen.
Durch die Lohnzurückhaltung wurden die Akademikergehälter enorm gesenkt. Und weil das nicht reicht, werden die Verdienstgrenzen für Computerinder auf 41000 brutto gesenkt, Konzerne gründen eigene Zeitarbeitsbutzen und 3/4 der ausgeschriebenen Stellen sind Praktika, Azubistellen und Aushilfsjobs.
Jeder, der Wirtschaft studiert hat, sollte doch eigentlich das Thema unbezahlte Überstunden bewerten können. Jedem ist im Grundstudium der Begriff "Moral Hazard" untergekommen und wenn eine Firma mit unbezahlten Überstunden kalkuliert, dann fällt das genau darunter.
Von den unbezahlten Überstunden hätte man nur etwas, wenn man im Gegenzug etwas gleichwertiges bekommt - wenn das keine Vergütung oder Freizeitausgleich ist, warum buckeln manche 60h, statt vereinbarter 40h?
Weil sie HOFFEN, dass sie später dadurch aufrücken, besser verdienen und sich die Überstunden irgendwie dann doch bezahlt machen. Es handelt sich aber in der Realität aber eben nicht um einen Automatismus, der so garantiert eintritt, wie man die Arbeitsstunden ableistet. Im schlechtesten Fall hat man überdurchschnittlich performt, wurde unterdurchschnittlich bezahlt und fliegt trotzdem irgendwann raus.
Die Frage bleibt dann noch, wieso überhaupt so viele Überstunden anfallen. Hier kann sich jeder den Schwarzen Peter zuschieben. Entweder bringt der Arbeitnehmer die Quali nicht mit oder der Arbeitgeber legt illusorische Zielvorgaben an den Tag. Diese Streitfrage lässt sich aber objektiv messen - wenn ganze Abteilungen regelmäßig Überstunden kloppen muss, dann ist mehr als fraglich, ob das alles Underperformer sind.
Wer Überstunden ohne jeden Ausgleich akzeptiert, verfolgt entweder ein höheres Ziel, das nicht selten in einer Illusion mündet oder hat betriebswirtschaftliche Grundprinzipien nicht verinnerlicht.
Fallen ständig mehr Überstunden an, hätte man auch gleich ein niedrigeres Grundgehalt vereinbaren können. Und darauf kommt es an - die Gehälter zu drücken. Überstunden sind die eleganteste Methode dazu. 60h für 32.000 brutto sind in Wirklichkeit 24.000 brutto.
Die Threadstarterin hat das erkannt und viele andere hier haben das nicht erkannt und finden sich einfach mit den Zuständen ab.
Weil du aber auch auf Tipps hoffst, Anne, noch meine Ratschläge:
Wenn du finanziell nicht unabhängig bist, zur Not auch fürs erste etwas weniger akzeptieren, allerdings dann direkt nach Einstieg schon wieder woanders bewerben. Aus ungekündigter Stellung ist es immer einfacher. Nach 9 oder 12 Monaten hast du bei einem Unternehmen dann immerhin gearbeitet und hast bessere Chancen, woanders unterzukommen.
Für die Unternehmen ist das alles mittlerweile ein Aufwand geworden, weil sie durch die ständige Fluktuation einen hohen bürokratischen Aufwand haben. Ständig müssen in der HR-Abteilung neue Mitarbeiter ein- und ausgetragen werden, Anfänger angelernt und eingearbeitet werden, usw. Den ganzen Aufwand bis hin zum Zeugnisschreiben, verlagert man ja deshalb zunehmend auf Zeitarbeitsklitschen.
Aber was erwartet man auch? Dass die Leute bei der miesen Bezahlung freudig ihren Job machen und sich nie vorstellen können, das Unternehmen zu verlassen?
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