Jetzt kommen gleich sicher wieder die Apostel die richtigstellen, dass es kein Titel ist und überhaupt bietet der Post viel Troll-Potential (auch wenn man denke ich merkt, dass Du kein Troll bist, um das klar zu stellen). Das mal vorab. Bevor der Thread aber zugemüllt wird: Eigentlich hat der erste Post schon alles gesagt: Erklären und wenns nix hilft ignorieren.
Ein wenig mehr lässt sich dazu aber schon sagen und zwar eher über Dich und Dein Verhältnis zu Deinen Eltern. Irgendwie scheint mir da mehr der Hase im Pfeffer zu liegen, als die Frage, was der Dr. jetzt für die Karriere "wirklich" bringt oder nicht. Was die Frage angeht, gibt es die bekannten Lager. Lager eins beharrt darauf, dass Leistung das einzige ist, was zählt. Lager zwei verweist auf Prestige und Netzwerke. Riesige Diskussion in der schon alles gesagt wurde, nur noch nicht von jedem.
Was ich mich frage: Wie ist Dein Verhältnis zu Deinen Eltern? Würdest Du eher sagen, dass Du "reif" und unabhängig bist und Deinen eigenen Weg gehst? Bist Du Deinen Weg eher deshalb gegangen, um Deine Eltern stolz zu machen? Haben sie viele Entscheidungen für Dich getroffen? (Wo studieren, wie wohnen, was studieren...)
Das sind keine Suggestivfragen - weder kenne ich Dich, noch wäre ein "Ja" auf diese Fragen verwerflich. Es ist zu einem gewissen Grad normal und kehrt später nicht selten in Form von Ansprüchen, die ein Partner an den anderen explizit oder unterschwellig stellt wieder.
Worauf ich hinaus will. Wenn Du selbst mit dem zufrieden und ab und zu glücklich bist, wie Du lebst, was Du erreicht hast und sicher bist, dass es der richtige Weg ist - warum nagt es dann so sehr an Dir, wenn Deine Eltern einen Dr. Sohn "wollen"? Zu einem gewissen Grad ist das verständlich, wie gesagt. Andererseits: Es ist Dein Leben und mit Mitte 20 (schätze ich mal) bestimmst Du Deine Werte und niemand sonst. Selbst wenn (nach meiner Beobachtung zutreffender Weise) 25 das neue 18 ist, kann man das fordern.
Ich merke schon, es wird ein tldr Text, aber egal. Ich will gar nicht sagen, dass Du Deinen Eltern trotzig den Mittelfinger zeigen sollst - eine Trotzreaktion, auch wenn es verständlich ist, dass man irgendwann genervt reagiert und mal emotional wird, ist pubertär (in meinen Augen). Souverän damit umgehen hieße, wie schon gesagt, erklären, dass das aus diesen und jenen Gründen nicht der richtige Weg ist und es dabei bewenden lassen. Schwierig ist dabei, das nicht in Form einer Rechtfertigung zu tun, sondern souverän, aber auch nicht aggressiv.
Zur Souveränität gehört, dass Du nicht in den Glauben verfällst, Deine Eltern müssten es "einsehen", dass Du Recht hast, dass der Dr. ja gar nicht wichtig wäre oder gar zu hoffen, sie würden irgendwann etwas (übertrieben formuliert) sagen wie "Sohn, wir sind auch so stolz auf Dich, Du brauchst keinen Dr.! Bullshit. Du brauchst weder Bestätigung noch Erlaubnis um etwas zu tun oder zu lassen. Deine Eltern können dir von nun an im besten Fall gute Ratschläge geben - und oftmals können sie das eben nicht.
Lass Ihnen ihre Weltsicht, dass der Dr. ach so wichtig ist und was ganz Besonderes und für die besten, nur die Elite einen hat. Souveränität zeigt sich meist daran, dass man sich durch andere Meinungen, die man (ob zu Recht oder zu Unrecht) für grundfalsch hält, einfach mal nichts sagt und es aushält. Ohne beleidigt zu sein, ohne böse zu sein, ohne sich angegriffen zu fühlen - einfach drüber stehen.
Das Thema Erwartungen der Eltern kommt ja in vielerlei Form immer wieder. Wann heiratet ihr endlich? Nicht doch mal Kinder - wird doch langsam Zeit? Ihr könntet euch doch eine viel größere Wohnung leisten/ wollt ihr nicht bauen? Etc etc. Der Dr. ist da nur ein Thema unter vielen. Oft spiegeln sich unerfüllte Träume der Eltern darin oder die Erwartungen, dass die Kinder die Welt eben genau so sehen, wie die Eltern und die gleichen Werte teilen.
Was alle verbindet: Wenn Du selbst hinter einer Entscheidung vollkommen und ohne Unsicherheit stehst, dann merken das andere irgendwann, weil sie merken, dass Du zufrieden bist. Gegeben Du reagierst souverän in der beschrieben Weise. Kann man nicht lernen, kommt mit dem Alter ;)
Und jetzt noch mal eine Schleife und zu Dir: Bist Du Dir denn so sicher, dass Du keinen Dr. willst? Mal ganz abgesehen vom (evtl.) Karrierebonus. Bist du geil drauf? Und sei es nur aus (evtl) Prestigegründen... ist schon okay, lass es raus, aber sei ehrlich zu Dir. Muss ja nicht hier sein, aber wenn Du vorm Spiegel stehst und Dir denkst "Mensch, so mit dem Dr. auf der Visitenkarte wär ich voll der Held und fänd mich geil" - okay!
Erfahrungsgemäß kratzt es einen eben dann mehr, was andere sagen, wenn in einem selbst da auch irgendwas tickt. Wenn mir jemand sagt: Willst Du nicht mal reiten lernen, das muss man können! Sag ich halt pfff, reiten?! Äh ne passt schon. Wenn mir jemand sagt "Lern doch mal Klavier" und es etwas ist, das ich eigentlich gern können würde und mir nur nie die Zeit nehme, dann lamentiere ich rum und rechtfertige mich (unnötigerweise). Man fühlt sich ertappt oder so.
Fazit: Frag dich selbst ehrlich, was Du willst, der rest kommt von alleine.
My 2ct für die Dr-Karriere-Frage: Kann helfen, muss aber nicht. Es gibt nicht wenige Menschen, wie Deine Eltern in entscheidenden Positionen und auch unter Deinen Kollegen deren Chef Du vielleicht mal wärst, die Leute mit Dr. anhimmeln. Das finden viele in unserer Generation absurd, ist aber nun mal so. Je (Achtung Troll-Alarm) seriöser das Geschäft, desto unnötiger der Dr.
Also im Maschinenbau eher unnötiger als Berater und andere SalesBitches, die PowerPoint Folien für Gold verkaufen. Andererseits je mittelständischer und weniger international der Betrieb, desto eher findet sich die Einstellung Deiner Eltern wieder und desto sinnvoller kann ein Dr. sein.
So oder so gilt (nach Erfahrung meiner Promotion für die ich mich habe beurlauben lassen): Wenn Du Spaß dran hast und die Rahmenbedingungen stimmen KANN es eine verdammt geile Zeit sein. Freiheit vom Studium 2.0. In Geld gemessen wirst Du die 3-5 Jahre Einkommensverzicht vielleicht gerade so rein holen, aber auch nicht mehr. Wie schon beim Studium sollte man die Sicht haben: Ich hab nur ein Leben, arbeiten kommt noch früh genug und jetzt wird erst mal gelebt. Prost ;)
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