Wenn Du Dich mit 29 inkl. Promotion als zu alt für den Berufseinstieg erachtest, dann frage ich mich, was der durchschnittliche Promovend in Deutschland, der mit 35 seinen Doktortitel erhält, wohl machen soll. Da ist wohl Auswandern dann die einzige Chance ;-) Spaß beiseite: Du bist damit keineswegs zu alt, sondern stehst vorbildlich da.
Promotion und Job nebenher ist ein zweischneidiges Schwert, mit Vor- und Nachteilen. Die Vorteile liegen darin begründet, dass Du einerseits natürlich Geld verdienst, gegebenenfalls schon etwas ansparen kannst und sich dies in der Regel leicht über dem Betrag eines Stipendiums ansiedelt. Ein weiterer Vorteil, den viele in der Gleichzeitigkeit Job/Promotion sehen, ist, dass Du "beruhigt" promovieren kannst: Du stehst nicht so sehr unter Zeitdruck, da Du ja schon ein Einkommen und etwas Praxiserfahrung hast. Die Promotion wirkt dann eben irgendwann "veredelnd".
Aber auch die Nachteile liegen auf der Hand: Job und Promotion zusammen ist durchaus - auch bei ruhiger Herangehensweise - ein zeitintensives Unterfangen. Tagsüber arbeiten und dann abends bzw. am Wochenende promovieren - das ist nicht jedermanns Sache. Das sollte man sich gut überlegen, da hier das Privatleben darunter leiden kann. Und das oben gesagte gilt dann im Umkehrschluß: "Wochenend-Promotionen" dauern in der Regel auch wesentlich länger.
Ich denke, wenn ein Stipendium in Reichweite liegt, solltest Du da zugreifen. Dies sehe ich als optimierte Zwischenlösung: Auf der einen Seite kannst Du Dich in Ruhe Deiner Promotion widmen, ohne auf Freizeit zu verzichten. Andererseits hast Du ein konstantes, wenn auch etwas geringeres Einkommen.
Andere Möglichkeiten:
Promovieren auf Hartz IV: sehe ich persönlich als kritisch, da Du dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen mußt und ganz schnell mal einen 1-Euro-Job aufgedrückt bekommst. Damit ist dann überhaupt nichts gewonnen. Und drei Jahre oder mehr auf Hartz IV - hier sind die materiellen Einbußen wieder zu gewaltig.
Eine seltene Konstellation ist Promovieren neben dem Job und danach mit ALG I: zwei Freunde von mir haben zwei Jahre gearbeitet mit recht ansehnlichem Gehalt und beenden ihre Promotion während eines ALG I - Jahres. Beide erhalten etwa 1000 Euro - finanziell geht das in Ordnung, allerdings muß man dafür mindestens 2 Jahre regulär gearbeitet haben.
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