Lounge Gast schrieb:
Hab ich auch nicht behauptet, dass alle Paper veröffentlich
werden müssen um promoviert zu werden. Gibt eben eine breite
Range: von Beraterdissertationen ohne jeglichen
wissenschaftlichen Beitrag bis hin zu Leuten, die eines ihrer
Paper in einem "A"-Journal unterbringen konnten.
Kenne auch welche bei denen wurde letzteres vom Doktorvater
verlangt.
Ein Märchen ist es somit nicht, wie du behauptest. Etwas mehr
Differenzierung bitte.
Ja okay, der Einstieg mit dem "Märchen" war etwas überzogen. Das richtete sich auch nicht gegen Deine Darstellung, sondern mehr daran, dass man es so oft liest, dass Unbefangene und Außenstehende manchmal glauben, dass das immer so sei und ein MUSS.
Im Weiteren habe ich das dann ja differenziert:
Journal veröffentlicht sein MUSS ist definitiv nicht die
Regel. Und zwischen den beiden Extremen liegt dann die
Wahrheit. Und wie immer sind Promotionen bzw. wie die
Promotionsordnung gelebt wird individuell und es gibt so
viele Formen, wie es Promotionen gibt + menschliche
Komponente. Und das ist gut so.
"Oder man muss lediglich ein Papier veröffentlichen -
und das ist dann eines, das der Prof unter seinem Namen und
durch seine Reputation unterbringt und man ist eben auch
drauf als Co-Autor."
Schon mal was von Peer-Review gehört? Also da muss der Prof
ja schon ein Star in seinem Fachbereich sein, wenn er einfach
mal so etwas durch seine Reputation unterbringen kann.
Schon mal was von Spezialisierung gehört? Star im Fachbereich nicht, aber Star zu einem Fitzel eines winzigen Ausschnittes eines Themengebiets.
Ja ich hab schon was von Peer-Review gehört und Doppelblind und so... Ich hab aber auch schon erlebt wie eben auf Konferenz xy Prof A zu seinem Buddy, Editor B geht und vorschlägt, dass man ja mal zu dem Thema X was machen könnte und er da was hätte und Editor B ganz begeistert ist und so nimmt das seinen Lauf... Ach der Editor hat mit dem Review-Prozess nichts zu tun? Mhh theoretisch in einer idealen Welt :)
Doppelblind hilft im Übrigen auch nichts, wenn bspw. das Veröffentlichungsgebiet so speziell ist (und das ist sehr oft so), dass nur ne handvoll Reviewer in Frage kommen - und man die kennt. Ich hab selbst schon Reviews geschrieben, wo durch kurze Recherche des Inhalts und/ oder einfach weil man halt weiß, wer auf den Gebieten gerade wo forscht und was plant, ganz klar war, wer das geschrieben hat... man kennt sich halt.
Ich hab auch schon bei den Journals was eingereicht, wo ich wusste, dass wenn ich zu diesem Thema etwas einreiche bei diesem Journal, dann landet das mit 95%iger Sicherheit bei meinem Doktorvater auf dem Tisch zum Review und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei einem der anderen zwei Experten - die Buddys von meinem Doktorvater sind und die ich von Kolloquien und sich anschließenden Veranstaltungen auch sehr persönlich kenne.
Vorher meinen Doktorvater gefragt was er von dem Paper hält (das nichts mit der Diss zu tun hatte, war ein Nebenprojekt), er hat Feedback gegeben, ich habs glatt gebügelt, er hat mir noch eine "Empfehlung" gegeben, wo man das einreichen könnte und irgendwie erinnerte mich der eine Review dann doch sehr stark an den Duktus meines Doktorvaters :) Ich hab das ihm gegenüber nie angesprochen. Soo offensichtlich will man das ja auch nicht thematisieren. Okay jetzt kann man sagen, das war nur ein B Journal. Aber wer lange genug in der Wissenschaft war, der weiß wie Netzwerke funktionieren und dass Peer-reviews vllt. nicht gerade vollkommen idiotisch sind, aber dass sie funktionieren sollte man sich nicht einbilden.
Oder nehmen wir Anträge für Forschungsgelder: Prof A ist Vorsitzender des Ausschusses y der Gesellschaft für Z und Prof A war Doktorvater des Kollegen mit dem man den Antrag schreibt und der eigene (ehemalige) Doktorvater sitzt ebenfalls im Ausschuss. Nun wird ein Projekt ausgeschrieben, keine große Sache, vielleicht 50.000 Euro Förderung für 2 Jahre. Klar, sicher ist nur der Tod aber wenn man mal annimmt, dass der Projektantrag inhaltlich durchaus konkurrenzfähig ist und nicht kompletter Unsinn, dann kann diese Konstellation sicher nicht schaden...
Ich könnte endlos so weiter machen.
antworten