Es gibt immer mehr Ingenieure? Es gibt immer mehr BWL Studenten und immer mehr Germanistik Studenten oder auch immer mehr Soziologiestudenten, aber Ingenieure? Sagen Sie das mal bitte Großunternehmen wie der BASF oder GE, die werden Sie auslachen. An meiner Hochschule zeigt sich das ebenfalls. Die müssen gucken, dass sie überhaupt noch Ing-Studiengänge durchführen können, weil es kaum noch Leute gibt, die das studieren wollen. An der TU in Dresden soll sogar technische Chemie vollkommen abgeschafft werden. In einer nahegelegenen FH haben Sie grad mal die Mindestzahl voll bekommen, dass sie überhaupt nen Jahrgang machen können.
Und wo bitte arbeiten immer mehr Ingenieure in Handwerksbetrieben? Nennen Sie mir bitte einen Handwerksbetrieb, ich werde mich direkt dort erkundigen. Kann mir kaum vorstellen, das bei Sanitär Meier oder Elektro Müller Ingenieure arbeiten. Wofür? Was sollen die dort machen? Handwerksbetriebe bieten schlechte Bezahlung und mal ehrlich, für diesen Anspruch hat wohl keiner studiert.
Unseren Meistern hier im Forum fehlt es echt etwas an Grips. Hier werden laufend billige Klischees bedient vom dauerfeiernden Studenten. Gerade bei den Ingenieuren, mit ihrer Vielzahl von Praktikas ist da garnichts mit Party. Wenn ich im Semester unter 12 Std mal zur Freizeit übergehen konnte, dann war das die Ausnahme. Nahezu täglich Labor- oder Technikumspraktika, die vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet werden mussten. Wenn man dann solche Typen hier liest, die sowas alles ignorieren, nur weil sie über etwas herziehen wollen, dann zeigt das deren Horizont.
Ich bin es Leid, dass in Deutschland alles weichgespült und gleichgestellt werden muss. Ich seh das schon in den Schulen, da kriegen Leute ihr Abi, die es eigentlich mit ihrer Leistung nie hätten bekommen dürfen. Bei mir waren 2008 mindestens 4 Leute beim Abi, die den Abschluss eigentlich nie hätten bekommen dürfen. Aber man glaubt ja nicht, wie viele Eltern ihre Kinder im Falle des Durchfallens heute direkt mal zum Abschluss klagen, anstatt mal anzuerkennen, dass ihre Kinder es einfach nicht gebracht haben. Ebenfalls gibt es seit einigen Jahren private Schulen, die offen damit werben, dass sie für den Preis einen ordentlichen Abschluss erwarten dürfen. So gelangen auch gut betuchte "Nichtskönner" zu einem Abi, was sie dann direkt an einer privaten Uni zum Akademiker weiterführen. Auch in staatlichen Schulen wird das immer schlimmer in einigen Fällen.
Wir müssen in Deutschland endlich mal eine eindeutige Bildungslandschaft erschaffen, wo man nur mit der entsprechend erbrachten Leistung durch kommt. Wir gehen immer mehr zu einer Art von Bonussystem, wo jeder irgendwo etwas angerechnet bekommt. Das ging 2003 schon mit den Meistern so los. Die haben keinerlei allgemeinbildende Inhalte und wirklich kein Mathe auf Abiturniveau, aber bekommen den Abschluss eines Fachabiturienten mit dazu und das in 5-6 Monaten Vollzeitschule. Bei einem Techniker könnt ich das noch eher verstehen. In der Zeit bekommt der echte angehende Fachabiturient nichtmal seinen Abschluss hin. Der Meister schafft es in der halben Zeit und hat nichtmal irgendwas auf Fachabiniveau machen müssen. Sehen Sie sich mal Meisterabschlussprüfungen im web an, maximal Dreisatz oder Prozentrechnung...
Unsere Politik nennt das Durchlässigkeit erhöhen, für mich ist das einfach nur Beschiss. Wer nach einem erlernten Beruf studieren möchte, der kann das seit mehreren Jahrzehnten in Deutschland ohne Probleme. Der macht einfach sein Fachabi, sofern er vor der Ausbildung nicht schon ein richtiges Abi gemacht hat und kann studieren. Wir haben doch die Möglichkeiten, wozu Abschlüsse wie im Schlussverkauf verschenken?
Ich wünsche mir für die Zukunft eine neue Bildungspolitik, die endlich leistungsgerecht die Durchlässigkeit für höhere Bildung öffnet. Diese Durchlässigkeit momentan, die einfach nur wirtschaftsfreundliche Hintergründe hat, bringt uns in den Ruin. Wir haben schon immer von Innovation unserer Ingenieure gelebt in Deutschland. Fällt das alles weg, dann ist es aus mit der Lokomotive Deutschland. Der Handwerker bei Fliesenleger Meier hält uns in der globalen Welt nicht wettbewerbsfähig. Wir hatten in den 70er Jahren tendenziell bessere Ingenieure, zwar war die damalige Technik altbacken, aber wir waren im Vergleich zu anderen Ländern immer vorn weg mit unserer Innovation und davon haben alle in D profitiert.
Seht euch mal unsere deutschan Premiumhersteller bei den Autos an. Wieviele Meister könnten davon wohl irgendwas auf den Stand bringen, dass diese Autos so extrem wettbewerbsfähig in dieser Welt bleiben? Die erfahren einen reißenden Absatz in der Welt.
Oder geht mal zur Entwicklung bei der BASF gucken, wo sind da die Chemiemeister? Die stehen in der Anlage und produzieren, kümmern sich um Nachschub oder Instandhaltung. Geht in der Kunststoff- oder Pflanzenschutzsparte mal in die Forschung, da findet ihr nicht einen Meister. Die entwickeln dort die Verfahren aber weiter, damit wir günstiger und besser produzieren können als andere in der Welt, was uns im Wettbewerb hält. Günstig produzieren können die Chinesen ebenso, da können wir nicht mithalten. Wir müssen einfach besser sein als die, damit wir unseren hohen Löhne rechtfertigen können.
Nicht die Produktion, in der die Meister mitwirken, hält uns in dieser Welt am Leben, sondern die besseren Verfahren und besseren Produkte, die wir nutzen. Klar muss alles in der Produktion reibungslos verlaufen, aber das kann es in China auch.
In der Solarbranche waren wir Vorreiter in der Welt, die Fabriken sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Am Ende wollten die Firmen nur produzieren und stellten die Weiterentwicklung ein. Am Ende haben die Chinesen das Gleiche für weniger Geld produziert und jeder kennt die Auswirkung davon. Hätten wir konsequent weiterentwickelt, dann wär es nicht soweit gekommen. Genauso kann es in allen anderen Industriebereichen in Deutschland geschehen. So kann es den Autoherstellern, ebenso wie der Chemie oder anderen Bereichen ergehen. Es kann mir doch keiner erzählen, dass ein Meister irgendwas in unserer heutigen Zeit entwickeln kann, was uns in dieser Welt wettbewerbsfähig hält. Die Technik ist so hoch entwickelt, da reicht so ein Wissen einfach nicht mehr aus.
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