Hallo zusammen,

ich bin eigentlich Informatiker dennoch erhoffe ich mir von euch den ein oder anderen Tipp.
Habe meine Masterarbeit gerade abgegeben und mein Studium damit beendet. Meine Arbeit bestand in einem Softwareprojekt, das ich für eine Firma durchgeführt habe. Da die Art der Software eine Regelmäßige Wartung und auch bestimmt noch einige Anpassungen benötigen wird, bot man mir an, falls ich mich selbstständig machen will, einen 3 Jahres Support Vertrag abzuschließen. Dieser Vertrag würde ein Volumen von 90.000? (also 30T?/Jahr) haben. Ich schätze den Aufwand (konservativ) auf 30 Stunden im Monat.

Jetzt zu meinem Problem: Eigentlich denke ich mir wäre es ein super Start in eine Selbstständigkeit. Noch 1-2 gute Kunden und ich hätte ein super Leben. Die Frage ist aber finde ich noch so gute Kunden. Ich bin gerade erst mit dem Studium fertig, bin 25 und habe kaum Berufserfahrung.

Auf der anderen Seite war es immer mein Plan, mich eines Tages selbstständig zu machen. Ich wollte nur erst als Angestellter erfahren, wie es denn in einem richtigen Unternehmen mit großen Projekten so abläuft. Ein paar Kontakte knüpfen lernen wie man Preise kalkuliert und dann was aufbauen.

Dann denke ich natürlich noch an das Gehalt/Zeit Verhältnis. 160 Stunden die Woche für 45t?. Jeden morgen um 8 in irgendnem Büro sitzen. Und seien wir mal ehrlich wo geht es denn als Angestellter hin. Vielleicht bis 70-80T, wenn man Glück hat.

Ein anderer Gedanke der mir immer kommt ist die Weiterentwicklung. Denke die Anfangsjahre sind sehr wichtig um seine Fähigkeiten auszubauen. Die Frage ist wo kann man mehr lernen. Wenn man sich alles selbst beibringen muss oder wenn man von erfahrenen Kollegen lernen kann.

Was denkt ihr darüber? Stand jemand vor der selben Situation?

Diejenigen erfolgreichen Selbständigen, die ich kenne, haben genau so angefangen. Es war ein Kunde da und um diesen Kunden herum wurde ein Unternehmen aufgebaut, das dann schrittweise weitere Kunden herangezogen hat. Dieser Weg ist viel plausibler als der Weg, der hier oft erörtert wird "ich habe keine Lust auf Chef, deshalb mache ich mich selbständig. Habe keine Kontakte und keine Kunden, aber ich will unbedingt mein eigener Herr sein".

Du solltest allerdings bedenken, dass man für den Aufbau einer solchen Firma auch ein gewisses unternehmerisches Geschick benötigt, um daraus etwas zu machen, was Dich langfristig über Wasser hält und wachsen kann. IT-Buden gibt es viele auf der Welt. 30.000 Euro brutto pro Jahr sind als Selbständiger übrigens nicht so viel, wie es klingt. Der Betrag sollte auch das Risiko abdecken, danach für eine begrenzte Zeit ohne Einkommen zu sein.

Ich war in einer ähnlichen Situation. Habe mich (mit einem Jahr BU) sebständig im IT-Bereich gemacht und den Kunden das Projekt mitgenommen.

Hat ein paar Jahre gut funktioniert. Bin dann aber wieder in die Festanstellung in einer IT-Beratung.

Was dort einige Jahre, habe viel gelernt und ein Kundennetzwerk aufbeaut.

Seit knapp 3 Jahren bin ich wieder selbständig. Jetzt klappts richtig gut.

Zusammengefasst: Ich würde es ganz am Karriereanfang nicht mehr machen. Ein paar Jahre in einer guten Firma, gutes KnowHow aufbauen, Kundenbeziehungen aufbauen und dann ab in die Selbständigkeit.

DAX Einkäufer schrieb:

30.000 Euro brutto pro Jahr sind als
Selbständiger übrigens nicht so viel, wie es klingt.

Eben, davon muss man noch Kranken- und Rentenversicherung zahlen (und nicht nur 50%, weil der Arbeitgeber den Rest drauflegt), da wird es dann schon sehr sehr knapp. 30k als Selbständiger sind BEI WEITEM nicht mit 30k als Angestellter zu vergleichen!

Krankenversicherung wäre erst mal die einzige Versicherung.
Der Zeitpunkt kann doch eigentlich nicht besser sein, frisch vom Studium weg, keine großen Verpflichtungen (oder ??).....

Mach es doch, schau ob Du noch Förderung bekommst und probier es aus.

Als Informatiker (Master) kommst du auf locker 3.500 netto/Monat in einer Bundesbehörde. Informatiker werden sehr gerne verbeamtet. Kannst ja mal schauen, was du netto bei einer A14 in der Tasche hast.

Ich würds mit dem Auftrag als Basis versuchen. So eine Chance kommt nicht so schnell wieder. Zudem ist die Lebenssituation nach dem Studium ideal. Später mit Familie und anderen Verpflichtungen wirds eher schwieriger.

Nimm das KFW-Startgeld (100000 für 8 J meine ich sind das) dazu, dann hast du Geld und Zeit genug deine Firma aufzubauen.

Wenn du dich noch mal in einen weiteren Studiengang einschreibst (evtl. BWL) und quasi nebenher gründest, ist die Krankenversicherung erst mal gering. Vielleicht nimmst du auch noch 1-2 Buchführungs- und MArketingvorlesungen mit.

Wenn du nicht gleich die ganze 30.000 sofort komplett für dein eigenes Gehalt nimmst, zahlst du relativ wenig steuern. Ganz steuerfrei wären etwa 10.000 ? im Jahr.

Rentenversicherung musst du gar nicht zahlen und kannst auch noch nach 1-2 Jahren damit loslegen, vorzusorgen und schaffst mit dem Unternehmen eine Vorsorge.

Die Lernkurve kann in top Unternehmen zwar interessant sein aber dass du da so viel mehr lernst, bezweifle ich. Projektmanagment und andere Sachen kann man sich auch über Youtube, E-Learning, Unikurse aneignen oder du buchst dir von deinen 90' ein paar gute Fortbildungen.

Lounge Gast schrieb:

Rentenversicherung musst du gar nicht zahlen und kannst auch
noch nach 1-2 Jahren damit loslegen, vorzusorgen und schaffst
mit dem Unternehmen eine Vorsorge.

Und genau das ist gefährlich. Nicht umsonst sind viele Selbstständige von Altersarmut betroffen.
Da läuft es dann vielleicht nach 3-4 Jahren immer noch nicht so super und man verzichtet weiterhin auf eine Altersvorsorge. Man darf da auch nicht vergessen, dass es bei einer vollständigen privaten Altersvorsorge nicht mit 300 Euro im Monat getan ist, da geht es eher Richtung 1.000.

Und damit eine Firma im Alter auch was Wert ist, muss sie von einem selbst unabhängig sein. Das geht nur mit einigen Angestellten und einem Produkt das "läuft". Wenn die Firma nur aus einem selbst bersteht, dann ist sie u.U. gar nichts wert, wenn man aufhört.

Nach 9 Jahren als Angestellter sage ich dir: Mach es! Denn Angestellter kannst du später immer noch werden, aber umgekehrt ist sehr schwer. Das sehe ich an mir, ich war jahrelang Ingenieur, dann im Vertrieb und ich wäre schon gerne selbstständig. Aber nicht, weil es mir als Angestellter nicht gefällt, sondern einfach weil ich gerne mehr Freiheiten im Berufsleben hätte.

Nur bin ich Industrie-Beamter und habe als Angestellter schon fast 6-stelliges Brutto. Als Selbstständiger müsste ich daher gleich richtig ranklotzen, um finanziell nicht zu tief zu fallen. Das Sicherheitspolster ist halt sehr angenehm als Angestellter und daher mein Rat es lieber gleich zu machen.

Hi,

erstmal vielen Dank für eure ganzen Antworten. Bin mir immer noch nicht wirklich im klaren was ich mache. Ich habe leider ein Info vergessen zu erwähnen die eigentlich ziemlich wichtig ist. Das Feld meiner eventuellen Selbstständigkeit interessiert mich nicht so wirklich. Es stört mich nicht in dem Bereich zu arbeiten es lässt mein Herz aber auch nicht wirklich höher schlagen! Bei der Stelle auf die ich mich bewerben würde ich das anders. Wirklich schwierig...

Bei 30 h / Monat hast du über 80 ? Stundenlohn und reichlich Zeit, dich Aufgaben zu widmen, die dich interessieren.

Aber wichtig ist die Frage, ob die 30.000 netto sind also zzgl. MwSt. sind. Abzüglich der 19 % kommt man genau auf 70 ? / h!
Also Vorsicht! Bei dem Jahresumsatz bist du Ust-pflichtig. In Rechnung stellen musst du 35.700 ? / Jahr, wenn du 30.000 verdienen willst!
Ist dir / dem Kunden das klar?

Falls ja und du 35,7' abrechnen kannst, ist die Ust-Pflicht ohnehin für dich gut, denn du kriegst bei allen Anschaffungen die 19 % vom Finanzamt wieder.

Nur bin ich Industrie-Beamter und habe als Angestellter schon fast 6-stelliges Brutto. Als Selbstständiger müsste ich daher gleich richtig ranklotzen, um finanziell nicht zu tief zu fallen. Das Sicherheitspolster ist halt sehr angenehm als Angestellter und daher mein Rat es lieber gleich zu machen.

Und damit eine Firma im Alter auch was Wert ist, muss sie von einem selbst unabhängig sein. Das geht nur mit einigen Angestellten und einem Produkt das "läuft". Wenn die Firma nur aus einem selbst bersteht, dann ist sie u.U. gar nichts wert, wenn man aufhört.

Und genau das ist gefährlich. Nicht umsonst sind viele Selbstständige von Altersarmut betroffen.
Da läuft es dann vielleicht nach 3-4 Jahren immer noch nicht so super und man verzichtet weiterhin auf eine Altersvorsorge. Man darf da auch nicht vergessen, dass es bei einer vollständigen privaten Altersvorsorge nicht mit 300 Euro im Monat getan ist, da geht es eher Richtung 1.000.

Nimm das KFW-Startgeld (100000 für 8 J meine ich sind das) dazu, dann hast du Geld und Zeit genug deine Firma aufzubauen.

Regel #1 beim Schritt in die Selbständigkeit: Wer nicht permanent mit Herzblut bei der Sache ist, macht früher oder später pleite. Es heißt ja "selbst" und "ständig". Insofern: Lass es sein.

Lounge Gast schrieb:

Hi,

erstmal vielen Dank für eure ganzen Antworten. Bin mir immer
noch nicht wirklich im klaren was ich mache. Ich habe leider
ein Info vergessen zu erwähnen die eigentlich ziemlich
wichtig ist. Das Feld meiner eventuellen Selbstständigkeit
interessiert mich nicht so wirklich. Es stört mich nicht in
dem Bereich zu arbeiten es lässt mein Herz aber auch nicht
wirklich höher schlagen! Bei der Stelle auf die ich mich
bewerben würde ich das anders. Wirklich schwierig...