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Sound-CheckBrian Wilson

Sound-Check: Brian Wilson »Smile«

Ein musikgeschichtliches Großereignis - Brian Wilson, ehemaliger Kopf und Songwriter der Beach Boys, spielt jetzt nach 37 Jahren sein sagenumwobenes »Smile« Album neu ein und veröffentlicht es.

Ein Plattenspieler.

 

Brian Wilson - SmileNonesuch Records/Warner Music
Veröffentlichungsdatum: 04. Oktober 2004

1. Our Prayer/Gee
2. Heroes And Villains
3. Roll Plymouth Rock
4. Barnyard
5. Old Master Painter/You Are My Sunshine
6. Cabin Essence
7. Wonderful
8. Song For Children
9. Child Is Father Of The Man
10. Surf`s Up
11. I`m In Great Shape/I Wanna Be Around/Workshop
12. Vega-Tables
13. On A Holiday
14. Wind Chimes
15. Mrs. O`Leary`s Cow
16. In Blue Hawaii
17. Good Vibrations

Wertung: Klassiker / Ohne Wertung

Das große Mysterium
Man findet gegenwärtig in den verschiedensten Bereichen Einflüsse aus einem jeden der letzten Jahrzehnte. Besonders natürlich in Mode und Musik. 50er, 60er, 70er sowie 80er, alles ist vertreten. Noch vor einigen Jahren waren die 70er stark im Rennen, während in näherer Vergangenheit der Trend eher in Richtung 80er ging. Der typische 80er Diskosound erlebte im Rahmen aktueller elektronischer Musik und in den Clubs ein Comeback. Die 60er sind und waren hingegen eher weniger zu hören, zumindest was Musik mit kommerziellem Erfolg anbelangt. Erstaunlich und ein musikgeschichtliches Großereignis ist, dass Brian Wilson, ehemaliger Kopf und Songwriter der Beach Boys, jetzt nach 37 Jahren sein sagenumwobenes Smile Album im Sunset Studio Los Angeles neu eingespielt und veröffentlicht hat. Er lüftet damit das wohl größte Mysterium der Popgeschichte.
 

 

Der Zeit voraus
Die Geschichte von Smile ist bizarr. Blicken wir knapp 40 Jahre zurück. Die Beach Boys haben 1966 mit »Pet Sounds« den Beach Boys Klassiker veröffentlicht. Dieses Album, welches auch als Vorlage für das Beatles Album »Sgt. Pepper`s Lonely Hearts Club Band« gilt, ist eines der wegweisenden Popalben der Musikgeschichte. Bereits sofort danach arbeitete Brian Wilson zusammen mit einem damals noch unbekannten Van Dyke Parks schon an »Smile«, die für ihn konsequente Folge aus »Pet Sounds«. Fertiggestellt wurde »Smile« den Bandkollegen und der Plattenfirma vorstellt, welche das Album als zu psychedelisch, abgedreht und der Zeit unangemessen ablehnten. Daraufhin legte sich Wilson jahrelang in sein Bett, konsumierte Drogen bis zum Exzess, verfiel dem Wahn und schien sein Talent zu vernichten. »Smile« schlummerte währenddessen auf irgendwelchen Tapes in irgendwelchen Kellern.
 

Transparente Vielschichtigkeit
Die Stücke sind in der Tat recht psychedelisch. Maßgeblich für diese Beurteilung, das muss noch einmal gesagt werden, ist die Tatsache, wann und in welchem Umfeld die Songs dieses Albums geschrieben wurden. Psychedelisch ist hier relativ zu sehen. Eindeutig ist, auf diesem Konzeptalbum, welches in drei Sätze aufgeteilt ist, sind durchweg geniale orchestrale vielschichtige Kompositionen enthalten, die der damaligen Zeit weit voraus waren. Der Sound des Albums hätte durch das Verwenden moderner Computertechnik vielleicht nicht gerade repräsentativ für Klang und Technik der späten 60er sein können. Doch die für »Smile« verwendeten Techniken waren 1967 bereits bahnbrechend. Somit wirkt sich die durch neue Technik erreichte Transparenz der Kompositionen eher positiv auf die Stimmung des Albums aus und die Vielschichtigkeit des Orchesters kommt noch besser zur Geltung.


Wilson oder Bardot
Einige Songs, wie der wohl bekannteste »Good vibrations« erschienen einige Jahre später in abgewandelten Versionen auf späteren Alben und Bootlegs und wurden weltbekannt. Sie ließen auf die Genialität von »Smile« schließen. Hier sind sie nun alle im Original vorzufinden. Das ist nach 37 Jahren Geheimnis schon besonders. Mancher bezeichnet Brian Wilson als einen der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten. Dieses Album ist genial aber wahrlich keine leichte Kost. Jetzt folgt ein fragwürdiger Tipp. Entweder man entscheidet sich für Wilson, oder für das kürzlich erschienene Best of Brigitte Bardot Album, welches die 20 besten Songs der Bardot enthält. Diese erschienen in etwa zeitgleich zu Wilsons Kompositionen und zeichnen sich statt dessen für ein hohes Maß an Oberflächlichkeit und Unbeschwertheit aus.

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