Fenster schließen

Druckansicht http://www.wiwi-treff.de/Sound-Check/Sound-Check-Coldplay-X-and-Y/Artikel-2360/drucken

Sound-CheckColdplay

Sound-Check: Coldplay - X & Y

Es heißt das dritte Album ist die Feuertaufe für eine Band. Das britische Quartett Coldplay hat sich für diesen kritischen Karriereschritt lange Zeit gelassen. Ist »X & Y« mit 12 neuen Songs plus Hidden Track der gewollte, große Wurf?

Ein Plattenspieler.

Coldplay
»X & Y«
Parlophone/EMI
Veröffentlichungsdatum: 06. Juni 2005

    1. Square one
    2. What if
    3. White shadows
    4. Fix you
    5. Talk
    6. X & Y
    7. Speed of sound
    8. A message
    9. Low
    10. The hardest part
    11. Swallowed in the sea
    12. Twisted logic

Wertung: *****

Musik und Kommerz
Spricht man bei Musik von einem kommerziellen Erfolg, hinterlässt dieses oft einen bitteren Beigeschmack. Dabei bedeutet es eigentlich nichts anderes, als dass sich bestimmte Musik sehr gut oder besser als erwartet verkauft. Bei der Frage: »Welche Musik bevorzugst du?«, bekommt man im Gespräch gerne die Antwort: »Quer Beet, nur keinen Kommerzscheiß.« Warum wird so oft kommerzieller Erfolg von Musik mit niedrigem Niveau in Verbindung gebracht? Es könnte an Erfahrungen liegen. Die Top 10 eines Volkes sind der Spiegel des Niveaus dieses Volkes. Wenn dort Klingeltonsongs und Containergesang vorzufinden sind, wo ist dann das Niveau anzusiedeln? Diese Gedanken stimmen in aller Regel. Doch es gibt Ausnahmen, wie überall. Außerdem: Muss niedriges Niveau schlecht sein und wer definiert den Begriff »niedriges Niveau«? Unkategorisiert betrachtet wird man zu folgendem Ergebnis kommen müssen: Es ist einzig und allein von Bedeutung, ob die Musik dem Menschen, der sie hört, auf irgendeine Art etwas gibt; losgelöst von Charts und Niveau.

In aller Munde
Coldplay sind seit dem Jahre 2000 regelmäßig in den Charts vertreten. »Yellow« war die erste Singleauskoppelung von Chris Martin (Gesang, Gitarre und Klavier), Guy Berryman (Bass), Jon Buckland (Gitarre) sowie Will Champion (Schlagzeug) aus »Parachutes«, dem ersten regulären Album. Der Song landete auf Platz vier der britischen Charts. Zuvor gab es zwei EPs, »Safety« (1998) und »Brothers & Sisters« (1999). Im Jahre 2002 erscheint »A rush of blood to the head«, mit dem entgültig der kommerzielle Erfolg gelingt. Coldplay sind in aller Munde, die Kritiker überschlagen sich. Die Band lebt von eingängigen Klaviermelodien, einem nicht zu verzerrten wellenartigen Gitarrenspiel und der melancholischen, Mitleid erzeugenden Stimme des charismatischen Frontmanns Chris Martin. Dieser gibt Anfang 2004 der Boulevardpresse ein weiteres Fressen, als er mit dem Model Gwyneth Paltrow ein kleines Mädchen namens Apple bekommt. Groß, sehr groß und belastend waren die Erwartungen an ein neues lange erwartetes drittes Studioalbum. Jetzt erscheint »X & Y« und soll laut Chris Martin »the best album of all the time« sein.
 

Nicht viel zu sagen
Was wurde nicht alles schon im Vorfeld der Veröffentlichung geschrieben. Parallelen zu U2 wurden gesucht und gefunden; Coldplay werden in bestimmten Kreisen als deren designierte Nachfolger gehandelt. Sicherlich gibt es musikalische Parallelen dadurch, das beide Bands ehrliche, handgemachte Musik spielen, möglicherweise eine ähnliche Zielgruppe bedienen, aber mehr auch nicht. Was soll dieses Vergleichen, Kategorisieren und Karriere prophezeien? Lasst die Jungs ihren eigenen, schönen, gefühlvollen Sound spielen, alles andere ergibt sich von selbst. Auf die einzelnen Stücke des Albums einzugehen würde diesmal zu weit führen. Sparen wir uns das, es gibt im Grunde nicht viel zu sagen. Coldplay liefern mit »X & Y« einen mehr als soliden Nachfolger von »A rush of blood to the head«, musikalisch nahtlos und unverkennbar, durchaus weiterentwickelt, wenn auch wenig. Schöne Balladen und treibende Songs auf hohem Niveau. Wer Coldplay mag, wird voll auf seine Kosten kommen. Wer sie neu kennen lernt, bekommt anspruchsvolle Kost.


Was zählt?
Es gibt Unmutsbekundungen zu »X & Y«. Coldplay würden kommerziell ausgeschlachtet, die Songs seinen massentauglich hingebogen, der musikalische Wert der ersten Alben sei nicht mehr gegeben. Dazu folgendes: Coldplay sind in den Charts weit oben. Coldplay haben kommerziellen Erfolg. Coldplay haben Niveau, zumindest in Betracht der allgemeinen Definition. Und jetzt kommt es: Coldplay geben uns etwas; ungeachtet aller Ansprüche und allem Schubladendenkens. Nur das zählt.

BESTELLEN