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Sound-CheckKylie Minogue

Sound-Check: Kylie Minogue - Body language

Neun Alben später - Mainstream und Innovation

Ein Plattenspieler.

Kylie Minogue»Body language«
Parlophone/EMI
Veröffentlichungsdatum: 17. November 2003

  1. Slow
  2. Still standing
  3. Secret (Take you home)
  4. Promises
  5. Sweet music
  6. Red blooded woman
  7. Chocolate Obsession
  8. I feel for you
  9. Someday
  10. Loving days
  11. After dark

Wertung: *****

Wir selektieren Musik.
Kein Tag ohne Musik. Heute ist es Coldplay. »A rush of blood to the head«. Daraus »Politik«. Immer wieder »Politik«. Und man erkennt: Das ist meisterhaft. Das ist etwas ganz besonderes. Da ist so viel Gefühl. Fantastisch zu erleben, wie Musik berühren kann. Sicherlich immer bekräftigt durch eine besondere Stimmung. Entspanntheit, Aggression, Glück, Ärgernis, Traurigkeit; vielleicht eine verflossene Liebe, eine neue, oder was auch immer. Musik ist ein unermessliches Feld. Schon alleine der Bereich des Jazz. Eine Galaxie im Universum der Musik. DJ Tiga (DJ kicks) sagte es treffend: Ein DJ oder Musikkenner selektiert das, was das Herz berührt von dem, was es kalt lässt. Welcher Stil, welches Genre ist dabei völlig gleich. So gelangt man als Aufmerksamer auch immer wieder an Musik, von der man meinte, sie könne das eigene Herz sicher nicht berühren. Zum Beispiel die von Kylie Minogue.

Kylie und Rick
Im Jahre 1988 machte die australische Kylie Minogue das erste mal auf sich aufmerksam. Damals noch mit toupierten dauergewellten Haaren und 80er Schminke, so wie es sich für diese Zeit gehörte. »I should be so lucky« hieß der song, der wochenlang in den Charts zu finden war. Das Stück genauso primitiv und schlecht wie sein Name. Es war eine weitere Produktion aus der Retortenschmiede des Produzententrios Stock, Aitken and Waterman.

Andere Nummern wie Rick Astley, dessen ihm aufgedrückte Musik sich als ein weiterer Klon erwies, hatten Charterfolge. Aber auch Sachen wie »You spin me round« von Dead or alive, einen erschreckend guten Disco song kreierte das Trio. Dieses Stück wurde letztens noch für irgendeine Houseproduktion verwurstet. Neun Alben später ist Kylie älter und reifer und als zehntes kommt jetzt »Body language«.

Sexy Songs
2001 begeisterte Kylie mit »Can`t get you out of my head« das erste Mal. Ein sehr sexy song. Kylie schaffte es zu dieser Zeit auch, sich mit viel Haut und ihrem versicherten Po insbesondere in den Videos als Sexsymbolalternative zu Madonna, Britney und Christina neu zu etablieren. Dieses Image wird auf »Body language« nicht weiterbetrieben. Die neue zurückhaltendere Optik erinnert stark an Brigitte Bardot. Warum auch nicht. Der neue Look hat mehr Stil und ist eher etwas für Liebhaber latenter Erotik. Um so erstaunlicher ist es, dass zumindest die neue Single und der Albumopener »Slow« an Sexappeal noch einen drauf legen. Dieser song trifft. Und Kylie berührt. Einfach, transparent programmiert mit tiefen kraftvollem groove und zischender highhead als Basis. Darüber »slower« verführerischer Gesang der Lady und eingängige künstliche Klänge.

Vor allen: »Slow« ist neu, anders. Dieses Experiment hat sich gelohnt. Leider ist alles weitere weniger innovativ. »Secret (Take you home)« ist interessant. Pfeiftöne zur Unterstützung der vocalline ziehen sich durch den ganzen song. Und es wird gerappt. Kennen wir das nicht? Ach ja, Madonnas »American life«. Einige Stücke, beispielsweise »Promises« und »Red blooded woman«, erscheinen im immer wieder gern genommenem R`N`B Gewand. Letzteres hat aber was. »Sweet music« ist ein solider kräftiger Clubsong. Besonders erwähnt sei noch »Someday«. Kylie Minogue singt hier mit sehr viel Gefühl eine weiche, schöne, aufwendig arrangierte Midtempoballade. Das sollte eine Single werden.


Kein Schritt zurück
Erstmals hat Kylie Minogue bei einem Album an vier Songs selbst mitgeschrieben. Unter anderem an »Slow«. Herzlichen Glückwunsch Frau Minogue. Das war gut. Wären alle Songs vom Kaliber »Slows«, hätten wir es hier mit großer Musik zu tun. Mit Musik die berührt. Das Album ist gut, solider Mainstream eben, keinesfalls schlecht, keinesfalls ein Rückschritt in der Entwicklung Kylie Minogues. Auch das neue Image spricht an. Und da wir selektieren, uns das suchen, was das Herz berührt, nehmen wir uns jetzt »Slow« heraus und sagen: Großartig Frau Minogue, weiter so.

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