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Sound-CheckMoloko

Sound-Check: Moloko, Statues

Tanzbar, aber etwas zu poppig: Das neue Album der Trip-Hop-Ikonen aus Irland.

Ein Plattenspieler.

 

Moloko, StatuesRoadrunner/Universal Music
Veröffentlichungsdatum: 03. März 2003

 

  1. Familiar Feeling
  2. Come On
  3. Cannot Contain This
  4. Statues
  5. Forever More
  6. Blow By Blow
  7. 100%
  8. The Only Ones
  9. I Want You
  10. Over and Over

Wertung: *****

Was soll das Ganze hier eigentlich? Was tut diese Frau da? Roisin Murphy, Stimme von Moloko, entsteigt offenbar völlig besoffen einem See mit zwei halbvollen Pints in den Händen. Schön! Cool? Vielleicht schon! Soll hier das Klischee der saufenden Rocker gebrochen werden? Wir sind doch Trip Hopper! Oder sogar Popper? Und warum aus einem See? Logisch ist das auf jeden Fall nicht! Muss es auch nicht! Ist ja nur ein Cover!
 

Tanzbares Album
Und was bringt der Inhalt von Statues? Mal sehen! Vielleicht hat sich Roisin Murphy betrunken, weil sie doch noch nicht ganz über die Trennung von Mark Brydon, dem damals zweiten Kopf des Duos Moloko, hinweg gekommen ist? Egal! Trotz dieser Tatsache soll die Hit- und jetzt Geldmaschine Moloko weiter funktionieren, ergänzt durch Paul Slowley am Schlagzeug und Eddie Stevens an den Keyboards. Moloko sind jetzt eine richtige Band. Ist die Zeit des frickelnden Duos und der Clicks und Samples vorbei? 1995 erschien das Debütalbum Do You Like My Tight Sweater?, die Single Sing It Back war 1999 der Club- und Chartknaller, nach diesem Song wurde sich mit der vorher nie gewollten Kommerzialität schon mal angefreundet.

Oft bekommt man nach einem Albumrelease anderes zu hören, als man eigentlich erwartet hätte. So zu großen Teilen auch bei Statues. Erwartet wurde wohl mit jeder Menge Samples gespickter, überwiegend auf elektronischer Basis gebauter, ja, und natürlich tanzbarer Trip Hop, der sich eine gewisse Unabhängigkeit bewahrt.

Soviel vorab: Tanzbar ist das Album. Bis auf The Only Ones und das traurig geniale Titelstück, bei dem Roisin Murphy beeindruckend ihre sehr variable einzigartige Stimme voll zur Geltung bringt und das mit Akustikgitarre, Klavier und Streichern den letzten Schliff erlangt, sind wohl alle Songs auf diesem vierten Moloko-Album tanzbar.
 

Funklastiger Pop
Dass Moloko allerdings mal funklastigen Pop machen würden, hätte wohl kaum jemand erwartet; so geschehen bei Come On, ein unspektakuläres Lied, welches in das berühmte eine Ohr hineingeht und ... der Rest ist bekannt. So muss der Hörer bis zum dritten Song warten, bis er dann in Cannot Contain This endlich einen elektronischen Soundteppich zu hören bekommt. Ein sehr schönes Lied, groovy, melodiös und verspielt.

Forever more beginnt hoffnungsvoll, ist aber ein überladenes Arrangement, bei dem man froh ist, wenn es endlich vorbei ist. Zum Schluss werden die viel zu üppig eingesetzten Bläser nur noch von der außerordentlich nervösen Hammondorgel getoppt. Hier ist mehr weniger.

Und dann Over and Over. Es das letzte und zweifellos beste Stück des Albums. Breakbeats, wer hätte das zum Schluß noch erwartet, im unteren Midtempo, Streicher, Klavier, ein phänomenaler Basslauf und wieder Frau Murphys Stimme. Sie rettet das Album, ganz klar. Ohne diese Stimme wäre das meiste andere verloren.

Fazit
Ein mit wenigen Ausnahmen gemeines Popalbum mit Höhen und Tiefen, stellenweise unlogisch wie das Cover. Viele Klänge und Melodien kommen dem Hörer bekannt und beliebig austauschbar vor. Trotzdem wirken die Songs oft überladen, theatralisch und wenig natürlich. Moloko haben ihre Individualität nicht unerheblich aufgegeben und mit dem Kommerz fusioniert.

Nichts wirklich Neues, von den Ursprüngen bleibt zu wenig. Und was wir auch schon vorher wussten: Auch Popper saufen! BESTELLEN