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Sound-CheckSportfreunde Stiller

Sound-Check: Sportfreunde Stiller - Burli

Danke, liebe Sportfreunde, für das gute Gefühl auf diesem Album.

Ein Plattenspieler.

Sportfreunde Stiller
»
Burli«
Motor/Universal
Veröffentlichungsdatum: 29. März 2004

 

1. Intro
2. Lauth anhoeren
3. Ein kleiner Schritt
4. Ungewoehnlich
5. Siehst du das genauso?
6. Fruehling
7. Im Namen der Freundschaft
8. Andere Muetter
9. Wir kommen (Was hier los ist)
10. Was ich behaupten kann
11. Dirk, wie ist die Luft da oben
12. Ich Roque
13. 1. Wahl

Wertung: *****

Liebe Jungs
Mädchen stehen auf die bösen Jungs; so heißt es doch immer. Und bei genauerem Hinblicken wird dieses Klischee auch häufig bedient. Haben denn dadurch die lieben Kerle gar keine Chance mehr? Oder lehren uns die Sportfreunde eines Besseren? Als die Jungs am 31. März bei Saturn in Hamburg einen kleinen unplugged Promotiongig mit anschließender Autogrammstunde gaben, sah es zumindest so aus. Schon eine Stunde vor dem Auftritt belagerten jede Menge recht anschaulicher Mädels die Absperrung zu der winzigen Bühne. Auch bei der anschließenden Unterschriftensession waren 90% der Anwesenden weiblich und zwischen 15 und 30. Wie kommt das nun? Sind die Sportfreunde gar nicht so lieb, oder haben die Frauen einfach wieder Interesse an offensichtlicher Natürlichkeit, Ehrlichkeit und guter Laune gefunden? Sicher nicht. Aber vielleicht fasziniert folgendes Lebensmotto: Es kann sich auch lohnen ein guter Mensch zu sein.

 

Trainernamen und Burschen
Die Sportfreunde Stiller veröffentlichten nach einigen EPs im Jahre 2000 ihr Erstlingswerk. So wie einst Real Madrid. Der Name Sportfreunde Stiller stammt bekanntermaßen und lustigerweise von einem Herrn Stiller, Trainer des Bezirksligisten SV Germering. Um das vorweg zu nehmen: »Burli«, die Betitelung des aktuellen dritten Albums, bedeutet soviel wie kleiner Junge oder Bursche - auf bayrisch. Der kommerzielle Durchbruch gelang dann 2002 mit dem zweiten Album »Die gute Seite«. Dieses Album beinhaltete einige hervorragende Songs wie das Neue Deutsche Welle angehauchte aber wahnsinnig kräftige »Sportbeat« oder die gefühlvolle und mitreißende Halbballade »Tage wie dieser«. Es sollte nicht einfach für die Sportfreunde sein, ihrem Stil weitere gute Songs abzugewinnen.

Melodien für Millionen
»Burli« ist gewohnt ehrlich, melodiös, gradlinig aber ein wenig punkiger als der Vorgänger. Wieder wird an den richtigen Stellen dezent das Keyboard eingesetzt und unterstützt die schnell ins Gedächtnis eingebrannten Gitarrenlinien. Nach einem wohl nur für Bayern verständlichen Intro - es geht um den Burli - folgt mit »Lauth anhoeren« gleich ein Opener mit jeder Menge Dampf und einer Anleitung zum Gebrauch der CD. »Ein kleiner Schritt« fährt nach einem sehr melodiösem Intro aus Keyboard und Cembalo ähnlich druckvoll fort. Textlich, wenn auch manchmal etwas traumtänzerisch, geht es hier und die Menschlichkeit. Ein deutliches Highlight auf »Burli« ist »Frühling«. Ein Ohrwurm mit tollem Text. Eine potentielle Single. »Und ich wart mal wieder auf den Frühling; man kann nicht nur traurige Lieder singen«. Genau. Das hilft. So etwas wollen wir hören. Daran sollten sich Tocotronic einmal ein Beispiel nehmen.


Danke, Sportfreunde
Das Album wird die Sportfreunde Stiller ganz klar weiter nach vorne bringen. Die Band ist unter den Deutschrockern trotz der umstrittenen Live-Qualitäten längst, wie selbst besungen, wenn auch anders gemeint, die »1. Wahl«. Weitere Mädchen werden dem Charme der Sportfreunde erliegen; ob diese allerdings dadurch den lieben Jungs mehr Chancen einräumen werden, bleibt höchst zweifelhaft. Stiller sollten jedoch zukünftig bei den schnelleren Stücken nicht noch punkiger werden, alleine um sich von Bands wie den Ärzten oder den Toten Hosen weiterhin abzugrenzen. Danke, liebe Sportfreunde, für das gute Gefühl auf diesem Album. Wir brauchen mehr Bands, die etwas Positives rüberbringen. Gangster und Depressive hat die Musikszene schon genug. Also lauter hören und die Nachbarn stören: »Du und ich und sonst noch nen Paar Leute, wir sind von der guten Seite«. Sicher nicht immer; aber hoffentlich immer öfter.

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