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Sound-CheckU2

Sound-Check: U2 - »How to dismantle an atomic bomb«

Noch kein Ende der Legende. Wir können wieder schwärmen, schwelgen, werden hypnotisiert!

Ein Plattenspieler.

U2 »How to dismantle an atomic bomb«
Island/Universal
Veröffentlichungsdatum: 22. November 2004

1. Vertigo
2. Miracle drug
3. Sometimes you can`t make it on your own
4. Love and peace or else
5. City of blinding lights
6. All because of you
7. A man and a woman
8. Crumbs from your table
9. One step closer
10. Original of the species
11. Yahweh

Wertung: *****

U2 for iPod
Vertigo! Yeah, Yeah, Yeah, Yeah! Das explosive punkige Rockstück kennt man mittlerweile. Wenn auch vielleicht nur teilweise. Keiner kommt daran vorbei, wird die aktuelle Single von U2 doch gleich für zwei Werbungen verbraten. iPod U2 ist eins von zwei Stichworten; der kleine file-player von Apple kostet derzeit 379,- Euro, Autogramme von Bono Vox, The Edge, Adam Clayton und Larry Mullen jr. zieren seine Rückseite. Ausdruck eines aktuellen Lebensgefühls. Muss man eigentlich haben so ein Ding. Haben U2 diese Werbepräsenz wirklich nötig? Nach all den Erfolgen und einem Millionenpublikum. Als Propheten, Prediger und Heilige wurden sie bezeichnet, nicht zuletzt wegen ihrer Texte. Sie haben die zu den Meilensteinen der Rockgeschichte zählenden Alben »The Joshua Tree« und »Achtung baby« geschaffen. Eher nicht, sollte man meinen, dennoch mischen sie als Werbeobjekte mit. Das ist lediglich geschickt, ist man doch plötzlich wieder in den Köpfen der schon Eroberten, spricht gleichzeitig ein neues jüngeres iPod-Publikum an und präsentiert sich selbst als noch nicht zum alten Eisen gehörend, trotz der mittlerweile grauen Haare.
 

Daten und Klänge
Bei einer Band, die mittlerweile fast 30 Jahre musiziert, kann man sich doch ruhig einen Moment dafür interessieren, wie alles anfing. Also, ganz kurz zur Geschichte U2s. 1976 ging es los als Schulband namens »Feedback«. Schon 1977 heißt man »Hype«, um dann ab 1978 auf einem Talentwettbewerb erstmals als U2 aufzutreten.

Man spielt im Vorprogramm von den »Stranglers«, bevor man 1980 einen Plattenvertrag bei Island Records bekommt und bis heute die Treue erweist. Erstes Album war »Boy«. Den Grammy für »The Joshua tree« gab`s 1987 und ab 1990 geht U2 mit »Achtung Baby« neue experimentellere elektronischere Wege, ohne die eigene Einzigartigkeit zu verlieren. Zu diesem Zeitpunkt ist U2 zweifellos auf dem Höhepunkt der Kariere angelangt. Doch kommen wir jetzt zu den Klängen.
 

Rot oder Schwarz?
»How to dismantle an atomic bomb«. U2s 11. Longplayer. Plötzlich liegt da das neue Album von einer Band wie U2 auf dem Tisch und man bekommt feuchte Hände beim Einlegen des Silberlings in die Klangmaschine. 1000 Gedanken schießen einem jetzt durch den Kopf. Wie war das mit den neuesten Alben der anderen großen Künstler? Gibt`s jetzt auch den großen Backflash und wir können wieder schwärmen, schwelgen, werden wieder hypnotisiert, taumeln berauscht von den Klängen und Gesängen; oder ist diesmal das Ende einer Legende eingeläutet und besiegelt, die ganze Mystik ein für alle mal hin und weg, ein großes Gestirn verglüht während unzählige neue kleine Sternchen entstehen.

Denken wir an Größen wie Bowie, The Prodigy, Madonna, mit denen sich auch in dieser Rubrik beschäftigt wurde. Alle haben doch irgendwie die Kurve bekommen. Aber - denkt man blitzschnell weiter - das muss doch irgendwann mal vorbei sein, irgendwann muss sich doch mal jemand versenken. Es kommt doch auch nicht immer nur Rot beim Roulette. Und - tatsächlich - die Serie geht erst einmal weiter. U2 liefern das beste Album seit »Achtung Baby«.


Dreckig cool
Erwähnt seien hier jetzt in erster Linie die Stücke, die das Album zu dem machen, was es ist. Richtig gut. Nochmal zu Vertigo. Was ist das für eine Kraft, für eine jugendliche Frechheit. Ein Punkchor im Hintergrund. Dreckig cool. So cool wie die coole Sau Bono. Es folgt mit »Miracle drug« schon eine schöne hymnische Ballade, bevor mit »Sometimes you can`t make it on your own« diese Art von Kompositionen zur Vollendung geführt wird. Ein träumerisches Stück im Stil von »Love is blindness«. In beiden Stücken streichelt uns The Edges hypnotische Gitarre so zart in den Gehörgängen. Danach wird es etwas düster, etwas experimentell. »Love and peace or else« klingt wie eine nie da gewesene Sternstunde von Tito & Tarantula. Ein willkommener Gegensatz.

Ein weiterer Höhepunkt gegen Ende. »Original of the species« startet anders, erscheint sowohl gesanglich als auch musikalisch bombastisch orchestral. Wieder wunderbare Gitarren, ruhige Zwischenspiele. Eine Single, garantiert. »How to dismantle an atomic bomb« ist eins von den Alben, die man ein paar mal hören muss, welche dann aber lange lange nachklingen. Getragen wieder einmal vom einzigartigen Gitarrenspiel The Edges und Bonos fordernder Stimme. Es gibt zwischendurch allerdings auch leichte Hänger, beispielsweise »A man and a woman« und: man misst sich an sich selbst, auch wenn die Latte noch so hoch liegt. Und da ist eben doch noch »Achtung baby«.

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