Fenster schließen

Druckansicht http://www.wiwi-treff.de/Sound-Check/Sound-Check-Yello-The-Eye/Artikel-1339/drucken

Sound-CheckYello

Sound-Check: Yello, The Eye

Ein Vierteljahrhundert Yello unverkennbar

Ein Plattenspieler.

Yello, The Eye
Motor / Universal
Veröffentlichungsdatum: 3. November 2003

  1. Planet Dada
  2. Nervous
  3. Don Turbulento
  4. Soul on Ice
  5. Junior B
  6. Tiger Dust
  7. Distant Solution
  8. Hipster´s Delay
  9. Time Palace
  10. Indigo Bay
  11. Unreal
  12. Bougainville
  13. Star Breath
  14. Planet Dada (Flamboyant)

Wertung: *****

Pink traf Yello
Wir sind ein weiteres Mal ein wenig nostalgisch und erinnern uns an die Zeit zwischen den Jahren 1983 und 1990. Niemand, der damals zwischen 14 und 18 war, kennt sie nicht mehr: Formel Eins, die erfolgreichste Musiksendung des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Deutschland. Niemand dieser Menschen kennt die Moderatoren Peter Illmann, Ingolf Lück, Stefanie Tücking und Kai Böcking nicht mehr. Niemand der zwischen 1965 und 1976 Geborenen kennt den im Vorspann extrem beschleunigten pinkfarbenen 1950er Studebaker nicht mehr. Niemand all dieser kennt Teasy, diesen snoopyähnlichen, lechzenden, von Ken Dowsing gezeichneten Köter nicht mehr. Und alle kennen natürlich noch den während der Staffel von Kai Böcking (1988-1990) extra für Formel Eins geschriebenen Vorspannsound The Race. Spätestens seitdem kennen auch alle des besagten Personenkreises Yello.

Gemeinsame Leidenschaften
Zu diesem Zeitpunkt gab es das Schweizer Duo Yello jedoch schon fast zehn Jahre. Dieter Meier und Boris Blank lernten sich bereits im Jahre 1979 kennen, erkannten ihre gemeinsame Leidenschaft für skurrile Geräusche, lateinamerikanische Cha-Cha und elektronische Klänge, bombastische Soundteppiche und Uptempo-Beats. Sie galten von den Anfängen an als exzentrische Avantgardisten und wurden später die erfolgreichste Band der Schweiz.

Die eigenwilligen Klangkreationen Boris Blanks und der tiefe Sprechgesang Dieter Meiers waren erstmals auf dem Debütalbum Solid Pleasure aus dem Jahre 1980 zu hören, welches 1981 sogar in den USA veröffentlicht wurde. 14 Alben inklusive einiger Best-of- und Remixalben haben die beiden seit dem veröffentlicht. Ihrem ureigenem Stil mit hohem Wiedererkennungswert sind sie bis heute, einem Vierteljahrhundert später, treu geblieben. Die Single Oh Yeah ist Legende.

Unerwartete Frauenstimmen
Erstmalig auf The Eye werden nicht alle 14 Songs von Dieter Meier alleine gesungen. Bedient hat man sich zusätzlich der mal zart gesäuselten, mal leicht rauen Stimme von Jade Davies. Don Turbulento mit dieser Stimme ist lateinamerikanisches Easy Listening der allerfeinsten Sorte. Wenn da nicht jeder Lust bekommt, sich die nächstbeste Person zum Tanzen und den nächstbesten Cocktail zu schnappen. Lateinamerikanische Klänge spielten bei Yello schon immer eine große Rolle. Man erinnere sich an das großartige Pinball Cha Cha, ein Lied, das wie kein anderes schon Anfang der 80er südamerikanische Kultur mit heute noch aktueller Elektronik verband. Die Frauenstimme schadet der Eigenständigkeit unwesentlich, könnte allerdings als ein Versuch des Vorstoßes in kommerziellere Gefilde gedeutet werden. Dafür spricht auch das Mitmixen Ian Pooleys bei zwei Stücken. Wollen es Yello jetzt doch noch einmal wissen?

Subjektiv erinnerte anfangs die Single Planet Dada seltsamerweise an Westbams Beat Box Rocker. Wenn überhaupt, dann ist Planet Dada stilistisch eine Super-Deluxe-Version dieses Stückes. Minimalistischer Beat mit leicht düster sphärischen Klängen, hektischen Samples auch der elektronisch entfremdeten Stimme. Hier zeigt sich die Souveränität Boris Blanks an den Synthesizern, jahrzehntelange Erfahrung. Soul on Ice hört sich an wie die melancholische Psycho-Version der Hitsingle Vicious Games. Dazu triviale Texte wie »this is the story that never began«, vorgetragen von Dieter Meiers schwerem Sprechgesang. Yello so, wie man sie kennt. Die Stücke Junior B und Distant Solution, bei denen auch Jade Davies singt, passen durchaus in die Kategorie Lounge. Auch das ist neu. Hipster´s Delay ist dann recht avantgardistisch, mit fantastischen, noch nicht gehörten Geräuschen.

Stiltreue
Ein Knaller wie Bostich oder Domingo ist auf dem Album nicht enthalten. Obwohl, vielleicht Planet Dada . Warum aber auch soll man eine Band, die jahrzehntelang Musik gemacht hat, nur an ihren Großtaten messen. The Eye ist ein solides Album mit teils loungigem Einschlag. Yello bleiben ihrem Stil treu und präsentieren souverän zeitgemäße Klänge.

Neueinsteigern in Sachen Yello sei das 1986 erschienene Best-of-Album Yello 1980-1985 - The New Mix in One Go empfohlen; da ist übrigens auch der Klassiker Oh Yeah enthalten. Empfohlen sei natürlich auch The Eye und vielleicht noch eine Best of Formel Eins.

BESTELLEN