Deutsche schwindeln in Sozialen Netzwerken
Lügen ist verpönt? Nicht so im Internet. Vor allem die Deutschen greifen hier auffällig oft zu Unwahrheiten: Über die Hälfte haben online schon mal gelogen, 53 Prozent sogar eine falsche Identität benutzt.
Deutsche schwindeln in Sozialen Netzwerken
München, 13.09.2010 (syt) Lügen ist verpönt? Nicht so im Internet. Vor allem die Deutschen greifen hier auffällig oft zu Unwahrheiten: Über die Hälfte haben online schon mal gelogen, 53 Prozent sogar eine falsche Identität benutzt so das Ergebnis des Norton Cybercrime Report, der jüngsten, weltweiten Studie von Symantec zu Auswirkungen der Online-Kriminalität auf die Nutzer. Doch die Motivation ist häufig mehr als verständlich, denn die Angst vor anonymer Online-Kriminalität wächst. Die meisten fühlen sich gegenüber den Angriffen aus dem Netz machtlos und zum tatenlosen Zuschauen verurteilt. Gleichzeitig zeigt sich eine Tendenz zur Doppelmoral: Etwa die Hälfte der befragten Erwachsenen glaubt, dass das Herunterladen von Musik und Filmen ohne Bezahlung in Ordnung oder höchstens ein Kavaliersdelikt sei.
Ich bin ich, nur ein bisschen anders
Das Schwindeln im Internet ist für viele der Befragten nicht unbedingt unmoralisch ein Viertel derer, die es schon mal gemacht haben, taten es ohne weitere Skrupel. So ist eine falsche Identität beispielsweise in Sozialen Netzwerken à la Facebook oder eine andere geflunkerte Angabe für Deutsche moralisch besser vertretbar, als das in anderen Ländern der Fall ist. 53 Prozent der Deutschen haben sich demnach virtuell neu erfunden weltweit bedienen sich lediglich 33 Prozent der Befragten einer fremden Identität. Doch frei nach dem Motto der Zweck heiligt die Mittel ist der Griff in die Märchenkiste in der virtuellen Gesellschaft nicht nur eine Spielerei er soll gewährleisten, dass man online anonym und dadurch auch weniger anfällig für Belästigungen sein kann. Dass die Anonymität auch der Praxis der illegalen Downloads in die Hand spielt, ist die Kehrseite der Medaille.
Viele Wege führen zur Sicherheit?
Online-Kriminalität ist im Bewusstsein der Internetnutzer angekommen: 9 von 10 Deutschen machen sich über dieses Thema Gedanken und nur ein verschwindend geringer Teil von 3 Prozent glaubt, nicht zum Opfer von Cyberkriminellen werden zu können. Gleichzeitig ist die Ratlosigkeit groß, wenn es darum geht, sich vor Online-Dieben zu schützen: 88 Prozent der Befragten glauben nicht, dass die verantwortlichen Cyberkriminellen jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig ergreifen immer noch viel zu wenige Betroffene Maßnahmen, die zur Überführung der Täter notwendig sind. Nur jeweils die Hälfte der Opfer schaltet die Polizei ein oder ändert das eigene Online-Verhalten. Das macht es für Onlinediebe einfacher, ungestraft davon zu kommen und die Cyberkriminalitätsraten in die Höhe schellen zu lassen: Laut der aktuellen Polizeilichen Kriminalstatistik des BKA wurden im vergangenen Jahr erstmals über 200.000 Straftaten registriert, die im Internet begangen wurden, fast 25 Prozent mehr als noch 2008.
Erlernte Hilflosigkeit versus Justiz
Die Online-Kriminalität fällt angesichts dieser Ergebnisse auf einen fruchtbaren Boden: Die Gesellschaft ist offenbar auf dem besten Wege, sich an die drohende Gefahr aus dem virtuellen Raum zu gewöhnen, Folgen befürchten die Cyberdiebe nicht. Doch warum sind Menschen nicht in der Lage, den Kriminellen ihr Handwerk zu legen und sich zu wehren? Experten sprechen in diesem Zusammenhang von Erlernter Hilflosigkeit.
Prof. Dr. Borwin Bandelow von der Universität Göttingen erklärt hierzu: Wer Opfer der Internetkriminalität wird, empfindet wie jemand, dem die Wohnung ausgeraubt wurde, während er schlief: Angst, Wut, Machtlosigkeit. Und es gibt keine einfachen, handfesten Maßnahmen dagegen wie Vorhängeschlösser und Wachhunde. Unter erlernter Hilflosigkeit versteht man das Phänomen, dass man die Erfahrung gemacht hat, einer Gefahr machtlos ausgesetzt zu sein. Wer die Mechanismen des Datenklaus nicht durchschaut, ist wie gelähmt und wehrt sich oft nicht gegen das erfahrene Unrecht
Unerkannt klauts sich besser
Hinzu kommt, dass die meisten nicht glauben, dass virtuelle Straftaten jemals im wahren Leben bestraft werden und die Kriminellen hinter den Taten als anonym wahrgenommen werden. Adam Palmer, Cyberkriminalität-Experte bei Symantec weiß: Die meisten der kriminellen Machenschaften im Internet stammen aus dem Ausland das ist vielen beispielsweise aus Medienberichten bekannt. Umso schwieriger ist es für den Einzelnen sich vorzustellen, wer dahinter steckt und wie die Strafverfolgung hier greifen soll. Wenn man bedenkt, dass die Kriminellen beim Stehlen sich häufig auf kleinere und unauffällige Beträge konzentrieren, sind viele Betroffene eher bereit, den Verlust hinzunehmen. Dabei ist gerade die Mithilfe der Internetnutzer unbedingt notwendig: Die Behörden können nur Fälle verfolgen, die ihnen gemeldet werden. Deshalb ist es besonders wichtig, selbst die kleinste Straftat im virtuellen Raum zu melden, erklärt Adam Palmer weiter.
Norton Cybercrime Report 2010: Faktor Mensch
Der Norton Cybercrime Report: Faktor Mensch basiert auf einer Umfrage, die im Februar 2010 von Marktforschungsinstitut StrategyOne im Auftrag von Symantec durchgeführt wurde. StrategyOne führte eine Online-Befragung unter 7.066 Erwachsenen im Alter ab 18 Jahren in 14 Ländern durch (Australien, Brasilien, Kanada, China, Frankreich, Deutschland, Indien, Italien, Japan, Neuseeland, Spanien, Schweden, Großbritannien, USA). Die Umfrage wurde in der jeweiligen Landessprache durchgeführt.
Weitere Informationen:
http://www.norton.com/cybercrimereport