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Studentenjob & FinanzenStudiengebühren

Studiengebühren: Gebührenfreie Länder sind doppelte Verlierer

Die Wahrscheinlichkeit, dass Studienanfänger ihr Studium im heimischen Bundesland aufnehmen wollen, sinkt in Gebührenländern um rund zwei Prozentpunkte. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Studie des DIW Berlin.

Zwei identische goldene Rahmen nebeneinander.

Studiengebühren: Gebührenfreie Länder sind doppelte Verlierer
Berlin, 11.11.2009 (diw) - Seit das Bundesverfassungsgericht 2005 das Verbot von Studiengebühren aufgehoben hat, erheben sieben Bundesländer Studiengebühren von bis zu 500 Euro pro Semester. Wie reagieren Studienbewerber mit ihrem Mobilitätsverhalten auf diese Gebühren? Weichen sie den »Gebührenländern« aus und bewerben sich in Ländern, die keine Gebühren erheben? Und wenn ja, in welchem Umfang? Diese Fragen hat das DIW Berlin anhand von Daten der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) der Jahre 2002 bis 2008 untersucht.

Die Ergebnisse zeigen: Studierende weichen Studiengebühren aus - allerdings nur in geringem Ausmaß: Für Studienanfänger aus Gebührenländern reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein Studium im Heimatbundesland beginnen wollen, um knapp zwei Prozentpunkte von 69 Prozent auf 67 Prozent. »Vor allem Abiturienten mit schlechten Zeugnissen weichen den Gebührenländern aus«, sagte DIW-Finanzexpertin Nadja Dwenger. »Studienanfänger mit sehr guten Abiturnoten schrecken die Studiengebühren dagegen kaum ab.«

»Es könnte sein, dass diese Abiturienten auch für ihr Studium mit sehr guten Leistungen rechnen und damit entsprechende Verdienstmöglichkeiten nach dem Studienabschluss erwarten«, sagte Katharina Wrohlich, Co-Autorin der DIW-Studie. »Möglicherweise sind sie daher eher bereit, für das Studium zu bezahlen.« Ebenso sei es möglich, dass sich einige Studienanfänger von den Gebühren eine höhere Qualität der universitären Ausbildung versprechen und bereit sind, dafür zu zahlen.  

Der Noteneffekt führt dazu, dass Gebührenländer die guten Studenten an sich binden, während Bewerber mit schlechteren Noten eher in kostenfreie Länder abwandern. »Die gebührenfreien Länder haben keinen Wettbewerbsvorteil«, sagte Johanna Storck, ebenfalls Co-Autorin der DIW-Studie. »Ihnen gelingt es nicht, mit einem gebührenfreien Studium herausragende Bewerber aus den kassierenden Ländern abzuwerben.« Die Gebührenländer profitieren dagegen doppelt: Sie erhalten zusätzliche finanzielle Mittel, mit denen sie eine bessere Hochschulqualität finanzieren können, und binden Studenten mit besserer Abitur-Note.