Der Thread ist ja nun schon etwa älter, aber ich denke für einige Juristen doch noch recht interessant.. ich selbst beschäftige mich auch schon seit JAHREN!! mit dieser Frage und wollte kurz berichten, wie ich mich entschieden habe.
Ich habe ebenfalls mein 1.Examen abgeschlossen mit nem echt besch*** Ergebnis und bin auch einmal durchgefallen. Das Studium hat mich unmengen Nerven gekostet und ich bin stolz, dass ich mich zum zweiten Versuch aufraffen konnte. Für die Note allerdings schäme ich mich in Grund und Boden.
Sicher ist das 2.Examen vermutlich die "vernünftigste" Lösung. Aber es gibt keine Garantie, dass es dort gut läuft, vor allem nicht für Leute, die schon im 1. nur mittelmäßig abgeschlossen haben. Natürlich ist es "toll", dann Volljurist zu sein und die Jobchancen sind größer, aber mit zwei mittelmäßigen Examina auch nicht viel besser als mit einem mittelmäßigen (oder in meinem Fall miesen).
Ich hab mich dann bewusst dazu entschieden, nicht aus Alternativlosigkeit das zu machen, was alle machen oder man "machen sollte", sondern werde versuchen mehr auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich habe mich nochmal zu den Erstis gesetzt und ein neues Studium (VWL) begonnen. Diese Richtung interessiert mich mehr und ich hoffe so die Möglichkeiten, einen Job zu finden, etwas zu erhöhen.
Natürlich ist das keine Glanzkarriere, wie sie ein guter Jurist hingelegt hätte, aber, so ehrlich muss ich sein, das hätte ich mit meinen Leistungen in Jura auch nicht geschafft. So habe ich früh genug die Reißleine gezogen und denke, dass die 3 Jahre bis zum Bachelor in Wirtschaft für mich persönlich(!!) besser angelegt sind als 2 Jahre (oder eventuell mehr) im Referendariat.
Sicher, im Referendariat sammle ich direkt Berufserfahrung, was in meinem Alter (ich bin schon 28) sicher nicht zu unterschätzen ist. Dennoch sehe ich mich nicht in einem rein juristischen Job und denke, auch von den Wirtschaftskenntnissen profitieren zu können.
Viele meiner Juristenfreunde haben darüber den Kopf geschüttelt und sehen mich schon ins Verderben rennen. Aber die Leute, die mich schon seit Jahren kennen, sind davon überzeugt, dass es für mich der bessere Weg ist.
Letztendlich ist es natürlich eine individuelle Entscheidung, was ihr nach dem 1.Examen machen wollt. Keiner kann hier pauschal für andere entscheiden. Aber Leute, es ist EURE Entscheidung. Sie ist nicht leicht und vielleicht muss man manchmal mutig sein, wenn man sich für einen anderen, als den ausgetretenen Pfad entscheidet. Aber ihr selbst kennt euch am besten. Wenn ihr unzufrieden seid, habt ihr jetzt nochmal die Chance, aktiv einzugreifen und etwas zu ändern.
(Ich selbst hatte im Studium am Ende so die Schnauze voll, dass ich abbrechen wollte. In der Examensvorbereitung habe ich aber wieder entdeckt, warum ich mich für Jura entschieden hatte und wieviel Spaß mir das anfangs gemacht hat :) )
Denkt darüber nach, dass ihr später jahrelang vielleicht nicht im gleichen Beruf, aber zumindest in der Richtung relativ festgelegt seit. Und fragt euch, würde euch das, was ihr jetzt machen wollt, sei es Volljurist werden oder BWLer, auch in 10 Jahren noch glücklich machen und in 30?? wenn ihr das bejahen könnt und euch die Tätigkeit interessiert und motiviert, dann MACHT ES!! :)
Denn wie ein Vorredner schon sagte: Ihr macht es letztendlich für euch selbst!!!!!!
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