Hallo, ich schreibe hier nicht registriert mit, lese aber den einen oder anderen Beitrag immer mal gerne.

Da hier auch oft nach "Ausbildung oder Studium" gefragt wird, möchte ich mal meine Erfahrung dazu preisgeben. Ich habe in einem mittelständischen Unternehmen eine kaufmännische Ausbildung absolviert, ca. 80 Mitarbeiter, verschiedene Abteilungen. Als Karriereweg sehe ich es gerade - am Bruch zwischen Ausbildung und Studium - eben nicht. Trotzdem denke ich, hat das System auch einen Vorteil. Man hat eben die Garantie gewisse praktische Erfahrungen gemacht zu haben (auch wenn das Unternehmen nicht alle Ausbildungsinhalte abdeckt; was ihr wirklich in ner Ausbildung gemacht habt und was ihr eurem späteren Personaler verkauft, ist eine andere Frage) - durch den Ausbildungsrahmenplan. Ich konnte schon früh sagen, dass ich z.B. kein Vertriebler werde, aber durchaus Rechnungswesen/Finanzen ins Auge fassen kann. Man merkt irgendwie auch, in welche Abteilungen man überhaupt als Person reinpasst.

Ich denke, so eine Ausbildung bringt extrem wenig fachliche Kompetenz: KL-Rechnung und Buchhaltung, Jahresabschluss macht man zwar, aber das Wissen reicht auf keinen Fall aus, um einen guten Job damit zu bekommen. Gleichzeitig extrem viel persönliche Kompetenz: man lernt sich viel besser selbst kennen, die eigenen Stärken und Schwächen erkennen. In Selbst- wie in Außenwahrnehmung (keine Angst, das Feedback und die ersten Streitereien weil Team XY keinen Bock auf nen Azubi hat, sind garantiert)

Oft wird ja auch noch gesagt, dass man den Realschülern oder Hauptschülern die Ausbildungsplätze wegschnappt ... wenn ich zurückblicke, wer bei mir in der Berufschule saß: das waren wirklich verschwendete Steuergelder. Leute, die überhaupt kein Interesse an ihrem Beruf hatten.

Direkt Karriere machen geht wohl mit der Ausbildung nicht mehr: aber bereuen kann man die Zeit auch auf keinen Fall.

Ich war auch mal an einer Privathochschule zu so nem Seminar. Ich hab irgendwie genau gemerkt, dass PR und Realität nicht mehr wirklich passen. Das hätte ich ohne diese Ausbildung nie so gesehen. Das war schön gespartes Geld. Nun habe ich mich an folgenden Unis beworben: FU Berlin, HU Berlin, Uni Hohenheim, Uni Augsburg, Uni Passau, Uni Erlangen-Nuernberg, Uni Konstanz und Uni Frankfurt am Main. Vielleicht kann ja der ein oder andere mal aus dem Nähkästchen über den Studentenalltag an diesen Unis sprechen.

uni hohenheim: fachinhalte wurden beim bsc in beinahe allen fächern einfach 1:1 vom diplom übernommen, nur dass man weniger vorlesungen hat.
Fazit: für viele bedeutet dass das aus oder ein weit über regelstudienzeit hinausgehendes studium.

Mein Eindruck (Uni Frankfurt):

-sehr schwer
-sehr mathematisch
-fast immer ist die Begleitlektüre auf Englisch, häufig auch die Vorlesungen
-sehr theoretisch (man lernt viel über die Wirtschaft, das lässt sich in späteren Jobs so aber sicher nicht verwenden)
-sehr forschungslastig (siehe eins drüber)
-was man im Job wirklich braucht, lernt man in Praktika, nicht an der Uni
-viel Computerarbeit
-straffes Programm (sehr viele werden aussortiert, weil sie die Zeitvorgaben nicht packen)
-starke Leistungsorientierung (es gibt eines Dean's List, durch die die besten Studenten direkt an Großunternehmen vermittelt werden)
-schlechte Bibliothek (wir ziehen aber nächstes Früjahr um, dann soll es wesentlich besser werden)
-kaum Kontakt zu Profs, dafür sehr intensive Betreuung durch Mentoren
-40 Wochen im Jahr wenig Stress, aber jeweils 6 Wochen vor der Klausuren megastressig
-gute Vermittlung von Praktika/Nebenjobs

Zitat: " wenn ich zurückblicke, wer bei mir in der Berufschule saß: das waren wirklich verschwendete Steuergelder. Leute, die überhaupt kein Interesse an ihrem Beruf hatten."

Ob das an der Uni/FH in BWL anders ist...?

Ich kann deiner Aussage uneingeschränkt zustimmen (sogar Vertrieb nein danke - Finance juhu). Habe auch eine Ausbildung gemacht und genau die gleiche Erkenntnis gewonnen. Auch wenn ich manchmal denke es war Verschwendung, die Erfahrungen die ich gemacht habe sind soviel wert, das es das allemal ausgleicht.

Studiere jetzt in Köln und finde es super!