Erstmal muss ich positiv anmerken, dass du für dein Alter in dieser Hinsicht schon sehr weit zu sein scheinst. Ich denke, so kurz nach dem Abitur sehen die meisten nur
- A: Karriere oder
- B: "Berufung".
Beides einander gegenüberzustellen und abzuwägen, das kommt i. d. R. erst Jahre später, würde ich sagen.
Zu mir: ich habe bereits einen B.Sc. BWL (UMA) und einen B.A. Soziale Arbeit (FH), befinde mich jetzt in den letzten Zügen meines BWL-Masters (UMA). Bei der Sozialen Arbeit ging es mir v. a. um das Gegengewicht zum sehr karrierebewussten BWL-Bachelor, ich wollte in dem Feld nie ernsthaft arbeiten. Eher meinen Horizont erweitern. Inzwischen überlege ich aber, mich nach dem Master bzw. langfristig in Social Entrepreneurship (d. h. Selbstständigkeit) zu versuchen. Ich habe also, denke ich, in beide Denkweisen einen ganz guten Einblick erhalten können, auch durch den Kontakt zu den jeweiligen Kommiliton*innen, und vermute, dass ich mein persönliches Glück in der goldenen Mitte finden werde.
Ganz pauschal gesprochen: ich nehme an, dass das auf die meisten zutreffen würde. In sehr ideologisch motivierten Berufen tritt wohl irgendwann eine gewisse Verbitterung ein, wenn du realisierst, dass du damit zwangsläufig der Depp vom Dienst bist und bleibst. Zu geringe Bezahlung bei zu hoher Belastung. Ich glaube, während des Studiums und zu Beginn des Berufslebens stehen dem viele noch viel zu naiv gegenüber. Auf der anderen Seite: viele der klassischen Karrieren im BWL-Bereich erscheinen mir sehr inhaltsleer, und man hört doch immer wieder von schweren Sinnkrisen, die dir hier im Laufe der Zeit beinahe zwangsläufig widerfahren.
Also: bestenfalls gleich einen Kompromiss in der Mitte finden (Bsp. Medizin), im Zweifel würde ich wohl die sichere Variante (Geld > Inhalt) bevorzugen (in meinem Fall: BWL- > Soziale Arbeit-Studium) und dann versuchen, die Inhalte im weiteren Verlauf zu meinen Gunsten zu verändern (z. B. Social Entrepreneur).
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