WiWi Gast schrieb am 05.12.2022:
Sowas erschreckt dich? Leider hast du keine Ahnung, wovon du da redest. Du redest irgendetwas nach, ohne die Situation zu begreifen. Lern erstmal, was Bildung ausmacht, dann überdenkst du mal deine Aussagen.
"Bildung" prägt mich als Mensch, und lehrt mich neben Wissen auch Verständnis, Arbeitsweisen, Vernunft, gesamtheitliches Denken.
"Ausbildung" hingegen lehrt mich eine bestimmte Sache so zu machen, wie man sie schon immer gemacht hat.
Die High-Potentials von morgen hier im Forum sammeln Bulletpoints für ihren CV, die sie selbst nicht verstehen. Kann man so machen und hilft auch erstmal über Einstiegshürden - aber im eigentlichen Berufsleben muss man dann eben auch beweisen, ob man im Auslandssemester Selbständigkeit und interkulturelle Kompetenzen gelernt hat, ob man sich an der "Target-Uni" brauchbares Wissen angeeignet hat und ob man bei den Praktika tatsächlich Erkenntnisse mitgenommen hat.
Klar, geht es nicht NUR darum und manchmal muss man eben auch einfach nen Haken am Lebenslauf setzen können. Aber es hat doch einen GRUND, warum man heute Akademiker bei Jobs anstellt, die früher ein Kaufmann mit Hauptschulabschluss erledigt hat. Dann wieder an das eigene Studium rangehen, wie eine kaufmännische Berufsausbildung, ist doch widersinnig.
WiWi Gast schrieb am 05.12.2022:
gibts für deinen letzten satz auch mal ein echtes beispiel? klingt alles nach erstsemestergerede. ich denke trotz deiner kompetenz ein mathestudium zu absolvieren hast du noch nicht begriffen worum es geht.
außerdem, audit, das schafft jeder.
Worum "geht es denn"? Bei was überhaupt?
"Echte Beispiele":
Methodik:
Ich habe ohne akademischen Steuerhintergrund im Erstversuch erst das StB-Examen bestanden und später auch das WP-Examen. Warum? Recht und Steuern folgen derselben Systematik wie die Mathematik. Definition, Logikkette (Satz/Paragraph), Überprüfung, ob und wie diese auf das Beispiel anwendbar ist, Einsetzen und schauen, was rauskommt. In meinem Bereich ist die Gesetzgebung z.Z. recht aktiv. Da hilft es sehr sauber mit dem Gesetz arbeiten zu können, da man häufig der erste ist, der das in der Praxis prüft.
Risikorientierte Prozessprüfung:
Wie in einem mathematischen Beweis, ist der Prozess und die enthaltenen Kontrollen nur dann lückenlos, wenn er an allen Stellen lückenlos ist. Ich habe ein recht intuitives Gespür für Schwachpunkte.
Quantitatives Verständnis:
Auch wenn ich heute seltener selbst vor den Exceltapeten sitze: Ich verstehe effizient, was, wie in Tabellen bis Zeile 1500 und Spalten bis CZ mit 10 Reitern berechnet wird, weil ich einen guten Blick für algorithmische Systematiken habe.
Programmierkenntnisse und IT-Verständnis:
Stumpfe Exceltätigkeiten werden in meinem Team bei zu erwartender Wiederholung zeitnah durch Tools ersetzt. Wenns keins gibt, bauen wir entweder selbst eins mit VBA oder (wenn es für mehrere Mandate nützlich sein könnte) reden mit unseren Informatikern auf Augenhöhe, weil wir verstehen, wie Algorithmen funktionieren.
Fachspezifisches Wissen:
Ich prüfe Finanzdienstleister. Mein Studienschwerpunkt war Stochastik und Finance.
CV-Bulletpoint:
Kollegen setzen mich gerne auf Proposals als "Bewertungsspezialist", weil es einfach gut klingt, nen Mathematiker im Team zu haben.
Also, ja: Natürlich kann man sich mit halbwegs brauchbaren Noten und nem Accounting-Schwerpunkt über einschlägige Praktika zum Audit-Job durchwursteln. Dann rollt man "analog Vorjahr" stumpf Arbeitspapiere bei 0815-Prüfungen vor und wurstelt sich somit weiter durch die Probezeit und vielleicht sogar auch zur Senior-Beförderung... und irgendwann stellt man fest, dass es nicht weiter geht, weil man eigentlich nichts kann, die Examen zu schwer sind und für die aktuelle Tätigkeit das Gehalt und die WLB zu schlecht. Ist das ein nachhaltiger Karriereplan?
"Audit schafft jeder" ist karrieretechnisch sehr kurzfristig gedacht. Um es tatsächlich im Audit dann auch weit zu bringen, sind dann meines Erachtens doch gewisse Fähigkeiten gefordert, die man sich auf verschiedensten Wegen aneignen kann. Und hierbei hilft meines Erachtens auch mal ein Scheuklappen-freier Blick über den BWL-Tellerrand.
Hier reden alle immer über das "Reinkommen" in irgendwelche Tschakka-Lakka-High-Potential-Jobs dank durchoptimiertem Lebenslauf. Das Berufsleben endet aber nicht beim Reinkommen, sondern geht da nur los. Die übrigen 30-40 Jahre solltet ihr auch tatsächlich was können, sonst ist die erträumte Überflieger-Karriere schnell vorbei.
Soviel zum Thema "Erstsemester".
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