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Tipps zum BerufseinstiegWP

Berufseinstieg Wirtschaftsprüfung

Nach seinem VWL-Studium schaffte Arndt Schäfer den Start in dieses anspruchsvolle Berufsfeld - mit einem eher durchschnittlichen Abschluss. Ausschlaggebend war eine Zusatzqualifikation: die Banklehre vor dem Studium.

Der Einstieg - raus aus dem Tal der Ahnungslosen
Arndt Schäfer gehörte im Studium nicht gerade zu denen, die man als High Potentials bezeichnen würde. Nach einem durchschnittlichen Diplom der Volkswirtschaftslehre versuchte er zunächst sein Glück im Bereich Marketing - ohne Erfolg. Im Bankwesen sah das anders aus: Die großen Banken, von denen jeder BWLer und VWLer träumt, halten zwar ebenfalls nach Kandidaten mit herausragenden Studienleistungen Ausschau. Dafür zeigte der Prüfungsverband deutscher Banken e.V. in Köln (PV), eine Tochtergesellschaft des Einlagensicherungsfonds, Interesse an seiner Bewerbung. Arndt Schäfer: »Bevor ich die Stellenausschreibung sah, hatte noch nicht mal unser Banklehrstuhl eine Ahnung, dass dieser Verband überhaupt existiert.«

Ausschlaggebend für den Verband, Arndt Schäfer einen Einstieg als Prüfungsassistent anzubieten, war unter anderem seine vor dem Studium absolvierte Lehre als Bankkaufmann, durch die er sich von anderen Bewerbern abhob. Hinzu kam, so Arndt Schäfers Einschätzung, dass seine Aktivität in einer studentischen Burschenschaft sehr positiv aufgenommen wurde.

Der weitere Weg - kreuz und quer durch die Bundesrepublik
Der Job beim Prüfungsverband war zwar zunächst alles andere als der Traumjob - während des Studiums hatte Schäfer nämlich einen weiten Bogen um den Studienschwerpunkt »Wirtschaftsprüfung« gemacht. »Ich hatte dieses Thema eigentlich immer für staubtrocken gehalten. Die Praxis beim Prüfungsverband hat mir dann aber gezeigt, dass es auch ganz anders aussehen kann.«

Insgesamt war Schäfer drei Jahre beim PV tätig, wobei er bereits nach anderthalb Jahren frühzeitig zum Prüfer befördert wurde. In der Praxis bedeutete die Arbeit beim PV: Leben aus dem Koffer, ein Hotelzimmer nach dem anderen, Wochenendbeziehung. Die Prüfung eines Kreditinstituts - zwischen Kiel, Berlin, Düsseldorf, Saarbrücken und Nürnberg - konnte nach vier Wochen oder auch erst nach drei Monaten abgeschlossen sein. Auch die Gehaltsentwicklung war im Vergleich zu ähnlichen Tätigkeiten in Beratungsgesellschaften eher unterdurchschnittlich.
 

Einblick in die Bankenlandschaft: Zu Risiken und Nebenwirkungen
Dennoch möchte Arndt Schäfer die Zeit beim PV nicht missen: »Für mich war dies eine einzigartige Gelegenheit, einen tiefgreifenden Einblick in die deutsche Bankenlandschaft inklusive der ausländischen Tochtergesellschaften zu gewinnen. Und die Stimmung im Prüfungsteam war meistens gut, so dass die Arbeit Spaß gemacht hat.« Bei der Prüfung der Bankgeschäfte und der Risiken, die ein Bankhaus eingeht, erlebte er aber auch hautnah, welche gravierenden Fehler gemacht werden, die im Extremfall sogar zur Abwicklung eines Instituts führen können. Aber: »Der Job war erstklassig. Ich bin teilweise mit Geschäftsleitern zusammen gekommen, an die man sonst nicht so schnell herankommt.«

Fazit: Nach drei Jahren beim PV war Arndt Schäfer sattelfest in maßgeblichen Geschäftsbereichen des deutschen Kreditgeschäfts und ein interessanter Bewerber für Banken - insbesondere für einen höherklassigen Einstieg. Hinzu kommen die Kontakte, die er in dieser Zeit knüpfen konnte: »Man lernt jede Menge Leute kennen, vorausgesetzt man tritt nicht als der gestrenge Prüfer auf, wobei man aber natürlich trotzdem gewissenhaft prüfen muss. Man kann diskret Kontakt aufnehmen und ist einfach darüber informiert, was in den jeweiligen Bankhäusern so abläuft - auch personell!«

Die vielgerühmten Soft Skills sind also erst recht bei einem Prüfer unabdingbar. Schäfers Tipp: »Keiner wird gerne geprüft. Das muss man sich in diesem Job einfach immer wieder klar machen! Als Prüfer muss ich zwar die Fehler anderer feststellen, dabei aber mit Feingefühl und Einfühlungsvermögen abwägen: Was muss hart kritisiert werden, und was muss nicht unbedingt auf die Goldwaage gelegt werden?«
 

Sattelfest im Job - erst recht in Krisenzeiten
Vom Prüfungsverband gelangte Arndt Schäfer über eine Tätigkeit als Kreditrevisor bei einer namhaften Hamburger Privatbank schließlich zu seinem jetzigen Job als Abteilungsleiter der internen Revision bei der drittgrößten Volksbank in Niedersachsen. »Das ist kein Nine-to-five-Job, aber die Überstunden halten sich in Grenzen. Der Job macht mir sehr viel Spaß, ist anspruchsvoll und abwechslungsreich.« Als Abteilungsleiter hat er die Akzeptanz seiner Mitarbeiter und erhält Anerkennung für seine Leistungen innerhalb der eigenen Führungsriege. Ein Job also, der ihn ausfüllt, gut bezahlt ist und dennoch Zeit fürs Privatleben lässt.

Einen großen Vorteil sieht Arndt Schäfer schließlich in seiner beruflichen Ausrichtung, denn mit Erfahrungen in der Revision ist man immer gefragt - erst recht in Krisenzeiten. Arndt Schäfer resümiert: »Geht es den Banken schlecht, legen sie verstärkt Wert darauf, ihre Risiken klein zu halten. Gerade in Krisenzeiten stellen Banken Revisoren mit umfangreichen Branchenkenntnissen ein. Als Revisor bin ich nicht von Marktergebnissen und Vorgaben abhängig, wie zum Beispiel ein Anlageberater. Was zählt, ist die Qualität meiner Arbeit, nicht die Quantität.«