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Accenture-Bildungsstudie: Fachwissen gut - Praxis mangelhaft

Kompetenzvermittlung an Deutschlands Hochschulen: Studenten und Top-Manager weitgehend einig - aktuelles Bildungssystem bereitet nicht ausreichend auf die Anforderungen der Wirtschaft vor

Ein leicht geöffnetes Buch von der Seite.

Accenture-Bildungsstudie: Fachwissen gut - Praxis mangelhaft Kronberg/München, 15.06.2004 (ots) - Ein zu geringer Praxisbezug, zu wenig internationale Lehrinhalte und eine fehlende Vermittlung sozialer Kompetenzen: Studenten wie Manager stimmen darin überein, dass das aktuelle Bildungssystem an Universitäten und Fachhochschulen nicht ausreichend auf die Anforderungen der Wirtschaft vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Bildungsstudie von Accenture in Kooperation mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und AIESEC.

Die Lehre an den deutschen Hochschulen lässt offensichtlich erheblich zu wünschen übrig: 43 Prozent der befragten Studenten bezeichnen die Kompetenzvermittlung an Universitäten und Fachhochschulen lediglich als »durchschnittlich«, so das ernüchternde Ergebnis der Studie. Insbesondere die Geisteswissenschaftler klagen über mangelnde Qualität bei der Ausbildung - zwei von drei Studenten fühlen sich nicht gut auf die berufliche Praxis vorbereitet. Gute Noten verteilen einzig die Nachwuchsingenieure, von denen immerhin 47 Prozent angeben, gut unterrichtet zu werden.

Soziale Kompetenzen ganz oben auf Liste der Schlüsselqualifikationen Um festzustellen, wo die konkreten Mängel im deutschen Bildungssystem liegen, wurden im Rahmen der Studie vier Kompetenzfelder definiert, auf die es beim Start in den Beruf ankommt: die soziale, fachliche, methodische und prozessbezogene Kompetenz. Dabei kommt nach Meinung der Studenten vor allem die Ausbildung der sozialen Kompetenz - etwa die Qualifikationen Kommunikations- und Entscheidungsfähigkeit oder Überzeugungskraft - im Hochschulalltag viel zu kurz.

Schlecht für die Studenten - aber auch für die Wirtschaft: Laut einer im Februar 2004 von Accenture, der Adam Opel AG und dem Initiativkreis Ruhrgebiet veröffentlichten Innovations-Studie zum Standort Deutschland stehen die sozialen Kompetenzen bei den Top-Managern der deutschen Wirtschaft auf der Liste der Schlüsselqualifikationen ganz oben.

Fachlich gesehen fordern die Studenten vor allem modernere Lehrmethoden im Rahmen von Rhetorik-Schulungen (49 Prozent), Kursen zum Selbstmanagement (49 Prozent), Bewerbungsvorbereitungen (48 Prozent) sowie Präsentations- (47 Prozent) und Motivationskursen (41 Prozent). Fächerübergreifende Fragestellungen kommen nach Meinung von über der Hälfte aller Befragten (55 Prozent) bei den vermittelten Lerninhalten ebenfalls deutlich zu kurz. Nachholbedarf sehen hier vor allem die Natur- und Ingenieurwissenschaftler mit 48 bzw. 47 Prozent. Ebenso müssen internationale Aspekte stärker in die Ausbildung mit einbezogen werden. Weniger als ein Drittel der Studenten bewerten diese bislang als gut bis sehr gut berücksichtigt. Bereits der Anteil ausländischer Lehrkräfte spricht für sich. Nur an knapp der Hälfte aller Hochschulen sind mehr als drei ausländische Dozenten tätig.


Mit dem Praxisbezug hapert es
Gute Noten gibt es von den Studenten für die theoretische Fundierung sowie die Tiefe und Breite des Fachwissens. Aber mit dem Praxisbezug hapert es. Obwohl die Mehrzahl der Absolventen eine Wirtschaftslaufbahn anstrebt, ist die Wissensvermittlung vorrangig auf die akademische Forschung ausgerichtet. Praktika oder eine Berufausbildung sind nur in einzelnen Studiengängen Bestandteil bzw. Voraussetzung. Die Umfrage zeigt: Zwei von drei Nachwuchs-Naturwissenschaftlern haben ein Unternehmen noch nie von innen gesehen.

In punkto Feedback und Leistungsbewertung lässt das Urteil der Studenten ebenfalls zu wünschen übrig. Drei Viertel der Befragten müssen sich oft zu Hunderten die planmäßig zur Verfügung stehenden zwei Stunden pro Woche für Besprechungen mit den Professoren teilen, und bei knapp der Hälfte erfolgt die Leistungsbewertung fast ausschließlich über Zensuren. Die Folge: Deutsche Studenten fühlen sich mehr als anonyme Verwaltungseinheiten denn als individuell betreute Persönlichkeiten.

Über die Studie
Die Studie »Das richtige Wissen? Kompetenzvermittlung an deutschen Hochschulen« wurde im Auftrag von Accenture in Kooperation mit der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und AIESEC erstellt. An der von icon brand navigation durchgeführten repräsentativen Befragung nahmen mehr als 1.000 Studenten an Universitäten und Fachhochschulen aller 16 Bundesländer teil. Dabei wurden die Geistes-, Natur-, Ingenieur-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften abgedeckt. Die Studie ist auf Anfrage kostenlos bei Accenture erhältlich