Hier wird suggeriert, dass jedem Uni-Absolventen der Weg ins C-Level geöffnet wird und FHler nur für die niederen Dienste da sind. So einfach ist die Welt aber nicht!
Ich kenne viel zu viele "Manager" mit Top Uni-Abschluss, die mit Mitte 30 in Depressionen stecken, weil sie "nicht voran kommen" oder "im Unternehmen nicht anerkannt werden" und ihnen ihre tagtägliche Arbeit 0 Spaß macht. Entsprechend sinkt die Motivation und Leistung. Aus rein ökonomischer Sicht - welchen Mehrwert schaffen solche Mitarbeiter?
Ich bin der festen Überzeugung, dass das wichtigste bei jeglicher Hochschul- und Berufswahl die Freude am Inhalt ist und kein Ruf oder numerisches Gehalt oder Ähnliches. Es muss Spaß machen und herausfordern! Das befeuert Leistung zu zeigen, nach vorne zu denken, kreative Lösungen einzubringen und ein Unternehmen nach vorne zu bringen. Sein Leben lang! Das ist das, was ein Unternehmen braucht! Keine menschlichen Datenbanken mit Server, die Formeln berechnen und Wissen ausspucken -> dafür gibt es KI!
Ich selbst war auf der Realschule, habe mein Fachabitur gemacht, dann das Allgemeine Abitur angehängt. Durch ein Stipendium habe ich an einer privaten FH meinen Bachelor in einem spezialisierten Studiengang gemacht (was mich inhaltlich wahnsinnig interessiert hat und immer noch tut), im Anschluss wiederum über ein Stipendium an einer privaten (Uni-gleichgestellten) Hochschule meinen Master in einem spezialisierten Studiengang gemacht, wo ich auch promoviert habe. Neben meinem Bachelor und Master-Studium habe ich durch einen Kredit eine Berufspilotenausbildung gemacht und in verschiedenen Unternehmen als Werkstudent gearbeitet, worüber ich auch eine Stelle als Pilot nach meinem Studium bekommen habe. Nach meinem Master habe ich begonnen neben der Promotion bei einer großen deutschen Airline zu fliegen. Im Anschluss an meine Promotion war ich, parallel zum Fliegen, für 5 Jahre bei einem großen Big4 als Berater tätig. Mittlerweile bin ich Kapitän und als Senior Advisor in einem großen Beratungshaus tätig. Und wisst ihr was? Ich liebe meinen Job! Der ständige Wechsel aus Fliegen und Strategieberatung ist genau mein Ding, weil ich die Inhalte liebe. Gehalt: Nun ja, ich bekomme sowohl Gehalt als Kapitän, wo ich die Hälfte meiner Zeit arbeite und als Berater. Ich glaube Ihr könnt euch denken, dass ich meinen Porsche nicht mit Leasing bezahlen muss. Und den Kredit für die Pilotenausbildung abbezahlen? Peanuts! Familie: Glücklich verheiratet mit 2 Kinder.
Hat mir die private FH Nachteile gebracht? Nein! Dort konnte ich meine Interessen ausleben und dadurch meine Leistung zeigen. Das methodische Wissen was ich teilweise für den Master und insbesondere für die Promotion gebraucht habe, habe ich mir zur relevanten Zeit angeeignet. Aber auch in einer Promotion sehe ich das Methodische nur als Vehicle für den Inhalt. Inhaltlich muss es krachen, und dafür braucht man Leidenschaft und Motivation.
Ja, ich bin ein Einzelfall. Aber jeder Mensch ist ein Einzelfall. Jeder ist individuell, jeder Mensch hat Stärken und Schwächen. Es ist die Karriere-Kunst, seine Stärken herauszukristallisieren, damit Spaß zu haben und Geld zu verdienen.
Macht nicht den Fehler und studiert nur einen bestimmten Studiengang, weil der besonders "hart" ist oder eine besondere Karriere verspricht. Wie eingangs erwähnt, damit lauft ihr große Gefahr in einigen Jahren die Statistik zu Burn Out zu erhöhen und euch bei einem Psychologen für eure Depression behandeln zu lassen. Studiert das, was euch Spaß macht und ihr Leidenschaft habt. Egal ob das eine Uni, FH oder eine Ausbildung ist. Und wenn das eine private FH ist, dann ist das halt eine private FH. Sei es mit einem Stipendium oder einem Kredit, den Ihr über X Jahre abbezahlt (für meine Pilotenausbildung: Laufzeit 20 Jahre).
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