TheWolf768 schrieb am 10.02.2023:
Danke für die vielen Antworten. Denkt ihr ein Doppelstudium mit 5 Jahren für beide Bachelor funktioniert? Also erstmal mit einem Wiwi-Bachelor beginnen und nach dem vierten Semester Physik anfangen?
Ich weiß nicht wie aktuell das hier einen Monat später noch ist, bin gerade zufällig drüber gestolpert, aber ich antworte dir mal noch, da ich das vielleicht besser einschätzen kann, als Leute, die bis jetzt geantwortet haben.
Zu mir: Studiere aktuell VWL im jetzt dann 6. Semester und Physik im 4. Semester, werde beides in der Regelstudienzeit abschließen.
Folglich die gute Nachricht: Es ist möglich.
Die schlechte: Du musst richtig Gas geben. Also bei mir sieht's so aus, dass ich in den meisten Wochen mind. 60h Uni Arbeit mache. Dabei gehen 40h+ für Physik drauf, der Rest für VWL.
Als ich mit Physik angefangen habe, war der Gedanke "Das mache ich aus Interesse ein bisschen nebenher". Das funktioniert hinten und vorne nicht. Physik will als Vollzeitstudium oder gar nicht studiert werden. Man muss eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen, da man oft genug Sachen nicht beim ersten Mal Hören verstehen wird. Man muss sich auf die Übungsblätter einlassen und das kann durchaus auch mal heißen 10h oder mehr für eins zu investieren.
Wenn man das aber tut, ist der Reward unbezahlbar. Man bekommt ein so viel besseres mathematisches Verständnis, sieht was Mathe alles kann. Mir hat dabei auch der physikalische Anwendungskontext immer geholfen (beispielsweise habe ich die Lineare Algebra besser verstanden, nachdem ich die Quantenmechanik gehört hatte).
Wie sieht es dazu im Vergleich mit VWL aus? Meine persönliche Einschätzung ist: Wer für Physik in Frage kommt, wird mit VWL keine großen Schwierigkeiten haben. Die Kompetenzen die man braucht, um in VWL durchzustarten sind meistens die Gleichen (analytisch, stark, schnelle mathematische Problemlösung), nur auf einem niedrigeren Level.
Letztlich ist das auch der Grund warum das Doppelstudium funktionieren kann. VWL kann man ein bisschen nebenher machen und es wird dennoch gut laufen (wenn man es nicht zu sehr vernachlässigt). Andersrum klappt das auf keinen Fall. In jedem Fall würde ich sagen: Fang mit einem an, schau wie du klar kommst und nimm dann ggf. das andere dazu.
Mit was anfangen?
Letztlich kommt das auf dich an. Ich würde sagen man sollte mit dem anfangen, wo man tendenziell mehr Interesse hat und sich auch beruflich später eher sieht. Denn das erste Studium sollte irgendwo die Basis sein und das zweite der Bonus.
Aber es stimmt, mit Physik anzufangen hat ein paar zusätzliche Vorteile: Erstens ist das erste Physik Jahr wahrscheinlich das Härteste; wenn man sich da voll drauf konzentriert, kann man im zweiten und dritten Jahr mit etwas weniger Aufwand immer noch gut durch kommen. Zweitens wird man sich dann in VWL gleich noch mal deutlich leichter tun.
Was mich noch zu der folgenden Bemerkung führt: Es gibt große Synergieeffekte, wenn man beides studiert. Insbesondere natürlich von Physik auf VWL wegen der Mathe-Skills. Aber auch ab und an umgekehrt; beispielsweise nimmt man aus dem VWL Studium gewisse Statistik Skills mit, die in Physik an der einen oder anderen Stelle nützlich sein können (Praktika, Thermodynamik etc.).
Fazit: Wenn du eine hohe intrinsische Motivation mitbringst, mach es. Wenn dir eine Reihe von Freizeitaktivitäten zu wichtig sind, um da zu kürzen, lass es tendenziell. Aber insbesondere wenn du dafür bereit wärst auch ein bisschen zu strecken, ist es schon machbar.
Ich hoffe das hat dir vielleicht noch mal geholfen :)
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