Ist schon ne Weile her. Ich hatte ein Gespräch als Volkswirt (Diplom) Direkteinstieg. Hab mich gewundert, dass die mich überhaupt eingeladen haben. Na ja, Reise nach München für umme, was soll's.
Das Gespräch war eines der unangenehmsten das ich damals - also so nach dem Uniabschluss - hatte. Waren zwei Typen, die vorher, also am Beginn des Gesprächs, schon gesagt haben, dass sie so "guter Cop - böser Cop" spielen werden. Und das haben sie auch gemacht. Der eine hat die lockeren Fragen gestellt "Erzählen Sie mal über sich, wieso hier, was haben Sie in der Diplomarbeit gemacht"...
Der andere hat die Stressfragen gestellt. Im Nachinein und mit einigen Gesprächen mehr als Erfahrung und Vergleich muss ich sagen, dass das ne ziemliche Frechheit war. Ein paar Stressfragen sind ja okay, aber das war (in der Summe, denn manche Fragen waren schon okay) ne Farse. Vor allem das "nicht locker lassen", als hätte er Spaß dran gehabt... "Sie kommen ja aus Frankfurt, warum haben Sie sich in München beworben? In Frankfurt etwa nichts gefunden?!" -- "Ich bewerbe mich bei Arbeitgebern die mir interessant erscheinen, die Region ist für mich zweitrangig" -- "Also sind Sie an München nicht interessiert?" -- "Das habe ich nicht gesagt. Ich finde diese Stelle...usw." -- "Was macht die Stelle denn so besonders, dass Sie sich nicht in Frankfurt beworben haben?" Ich mein sorry, was soll der Scheiß?! Die erste Frage als inhaltlich sinnlose aber Stressfrage ist okay, aber dieses an Stupidität grenzende Nachbohren? Oder "Sie haben ja mal ein Praktikum bei der Union gemacht. Was haben denn die Assets under Management dort?" (War zu dem Zeitpunkt 4 Jahre her) Wenn ich dann durchaus souverän, aber irgendwann doch etwas patzig (glaub ich) geantwortet habe (in etwa "nun, das ist schon einige Jahre her, ich kann Ihnen sagen was die MEAG Assets uM hat, bei der Deka bin ich mir nicht sicher, ich habe den Markt nicht weiter verfolgt, aber in etwa...") kamen immer wieder patzige Rückfragen a la "wieso bewerben Sie sich bei uns, wenn Sie nicht mal unsere Konkurrenten kennen?" Oder auch Fragen nach einer schlechten Note im Abi - das ist doch Kindergarten. Ich hab mein Diplom, da ist eine schlechte Note im Abi (bei nem Schnitt von 1,8) wurst. Und auch da diverse idioiotische Nachfragen "Hat das nicht ihr Studium beeinflusst? Wieso haben sie trotzdem VWL studiert?"
Fachlich kam im Gespräch raus, dass die eigentlich einen Volkswirt gesucht haben, der in einem kleinen Research Team exakt einen anderen ersetzt, der recht spezialisiert für eine Region zuständig war. Davon hatte ich in der Bewerbung nichts geschrieben (also dass ich mich in dieser Region irgendwie super auskennen würde) und es war auch so nicht ausgeschrieben. Also es hieß nicht "Wir suchen einen Experten für Südamerika...". Ich würde sagen, das war ein krasser Fehler der Personalabteilung da einen Absolventen einzuladen. Im Gespräch wurde da dann ebenfalls ewig drauf rum geritten. Man hätte das Gespräch auch einfach langsam beenden können.
Um das klar zu sagen: Stressfragen sind vollkommen in Ordnung. Die gabs bei PwC auch. Zu einem Kinderspiel wird es aber, wenn man immer und immer weiter nachbohrt und so den Eindruck erweckt, dass man den Kandidaten bloß stellen will. Das muss meiner Meinung nach nicht sein.
Da hat sich die Deutsche Bank deutlich besser als Arbeitgeber präsentiert. Da hatte man in allen Gesprächen das Gefühl, die wollen mich kennen lernen und wenn man mal auf unangenehme Fragen nur wackelig geantwortet hat, wurde vielleicht einmal nachgefragt und dann war es aber auch gut und man hat einem eine Brücke zu einem anderen Thema gebaut.
Wenn das jetzt falsch rüber gekommen ist: Ich bin nicht frustriert. Ich habe recht schnell einen anderen Job gefunden damals und bin mit dem auch seit dieser Zeit sehr zufrieden. Im Vergleich fand ich es trotzdem eine Frechheit. Offensichtlich war keiner der beiden in Personalfragen geschult.
Sorry dass ich da nichts Positives berichten kann. Das hat vielleicht einfach an den beiden Typen gelegen oder dass die einen schlechten Tag hatten oder an einer schlechten Kommunikation zwischen Personal- und Fachabteilung und muss nichts über die MEAG insgesamt aussagen. Aber wie gesagt, weder die Deutsche Bank, noch PwC, noch die Bundesbank oder die KfW haben sich sowas Dilettantisches geleistet.
antworten