Hallo,

da ich zu diesem Thema nichts gefunden habe, stelle ich meine Fragen hier.
Ich stehe mitten im Bewerbungsprozess für diverse Stellen im Bereich Corporate Tax und M&A Tax bei den Big4. Ich kann ein gutes Studium (B.Sc. & M.Sc., gute Uni) und relevante Praktika vorweisen.

Zu vermutlich bald anstehenden Bewerbungsgesprächen habe ich einige Fragen:

1. Wie liefen die Bewerbungsgespräche i.d.R. ab?

2. Welche Art von fachlichen Fragen werden gestellt?

3. Werden bei Bewerbungsgesprächen für eine Stelle als Steuerassistent auch Case Studies durchgeführt (wie z.B. bei Advisory Stellen)?

4. In welchem Umfang werden Fremdsprachenkenntnisse geprüft (fachlich oder allgemein, wie z.B. anhand des eigenen Lebenslaufes)?

5. Inwiefern unterscheiden sich die Steuerabteilungen der Big4 - gibt es signifikante Unterschiede?

Ich freue mich auch über persönliche Ratschläge und Empfehlungen zu diesem Thema.

Danke im Voraus!

Wenn du nebenbei Privatleben haben willst, dann vergiss M&A Tax.

Sehr spannender Bereich!
In meinem VG musste ich an einem Flip-Chart erklären wie

ich hatte mich mal auf Senior Consultant beworben.
bei pwc für m&a tax.

zu 1. da ich schon etwas be hatte evtl nicht repräsentativ. bei mir nur Gespäch ohne test fragen/ cases etc. Nur Gespräch über Cv und was ich so gemacht habe

zu2. bei mir wie gesagt keine. ich wurde aber gefragt, wie gut ich mit Excel bin- das ist für big4 sehr wichtig

zu 3. bei mir nicht und ich denke auch sonst nicht. im Steuerrecht nen case zu stellen wäre übel, da extrem normenlastig und daher für berufsanfänger im grunde nicht ansatzweise stemmbar. fürs m&a kanns sicher nicht schaden wenn du ne ungefähre Ahnung hast wie so eine aquisitionsstruktur aussehen könnte

zu4. bei mir gar nicht, da ich einen uk master habe. ich denke aber nicht dass das ohne einen solchen ein großes Thema ist. englisch ist wichtig, aber im tax is ja eh fast alles fachliche kaum übersetzbar, so dass du wohl schlimmstenfalls ne lockere Unterhaltung führen musst (bloße Mutmaßung)
zu5. soweit ich weiß ist EY die größte in Deutschland. deloitte die kleinste. ansonsten sehr Standort abhängig. das meiste "M&A" ist aber (wie immer in Deutschland) eher PE- das gilt für alle Big4

insgesamt: ganz locker. die kochen echt nur mit sehr lauwarmen wasser und sind froh wenn sie einen Uni-Master Absolventen mit guten Abschlüssen und relevanten Praktika bekommen können. ich denke wenn du dich nicht falsch einschätzt hast du beste Chancen. so wahnsinnig viele junge menschen mit gehobenem bwl abschluss wollen nicht ins tax

Auf diese Vorstellungsgespräche könnt ihr euch nicht vorbereiten. Die entscheiden sowieso nach Lust und Laune. Ich konnte z. B. nach dem Studium alle Fachfragen mehr als gut beantworten und wurde trotzdem nicht genommen :=)

Und Fremdsprachenkenntnisse braucht man in Tax nicht. Jeder, der Englisch in der Schule hatte, erfüllt die Anforderungen zu 100%, selbst wenn er nur eine Vier hatte.

Wenn du Angst vor Herausforderungen und Überraschungen hast, wie cases oder Gespräche auf Englisch im Bewerbungsgespräch, dann ist M&A Tax wahrscheinlich nichts für dich. Das planbarere Leben hast du im Corporate Tax.

Lounge Gast schrieb:

Hallo,

da ich zu diesem Thema nichts gefunden habe, stelle ich meine
Fragen hier.
Ich stehe mitten im Bewerbungsprozess für diverse Stellen im
Bereich Corporate Tax und M&A Tax bei den Big4. Ich kann
ein gutes Studium (B.Sc. & M.Sc., gute Uni) und relevante
Praktika vorweisen.

Zu vermutlich bald anstehenden Bewerbungsgesprächen habe ich
einige Fragen:

1. Wie liefen die Bewerbungsgespräche i.d.R. ab?

2. Welche Art von fachlichen Fragen werden gestellt?

3. Werden bei Bewerbungsgesprächen für eine Stelle als
   Steuerassistent auch Case Studies durchgeführt (wie z.B. bei
   Advisory Stellen)?

4. In welchem Umfang werden Fremdsprachenkenntnisse geprüft
   (fachlich oder allgemein, wie z.B. anhand des eigenen
   Lebenslaufes)?

5. Inwiefern unterscheiden sich die Steuerabteilungen der
   Big4 - gibt es signifikante Unterschiede?

Ich freue mich auch über persönliche Ratschläge und
Empfehlungen zu diesem Thema.

Danke im Voraus!

Ein Kommilitone hatte vor kurzem Bewerbungsgespräche bei allen der Big 4, die waren im Grunde recht ähnlich. Ich geb mal weiter was er mir so erzählt hat:

1. Die haben erstmal viel von sich erzählt. Kein Grund aufgeregt zu sein, das Eis muss man also nicht selbst brechen. Nach so 15-20 min dann vielleicht sowas wie "jetzt haben Sie so viel von uns gehört, erzählen sie doch mal was von sich!" Basierend darauf dann gezielte Fragen zu einigen Punkten die man von sich erzählt bzw. zum Lebenslauf. Fachliche und arbeitsbezogene Fragen zum Schluss.

2. Das war anscheinend ein Mix aus den Basics die zum Alltag der entsprechenden Abteilung gehören (da wird also keiner zur stl. Gewinnermittlung nach 5(I) EStG befragt der sich bei International Tax bwirbt) und einschlägiger neuerer Rechtsprechung (das könnte bei International Tax z.B. BEPS sein). Kann hier nicht schaden im Vorfeld zu wissen, mit welchen Projekten sich die Abteilung beschäftigt. Entsprechend kann man den Arbeitsbereich und den damit verbundenen Aufgabenbereich (v.a. bei der Big4!) gut eingrenzen.

3. War bei seinen Bewerbungen nur bei einer der Big4 der Fall, glaube dass das EY war.

4. gar nicht, zumindest hat er mir nichts davon erzählt, also schien das zumindest nicht ins Gewicht zu fallen.

5. Ja. Was ich von meiner Stelle als Werkstudent an Erfahrung berichten kann ist: Corporate Tax ist i.d.R. viel rechnen, M&A Tax "Königsdisziplin" sehr theorielastig, härtesten Arbeitszeiten, International Tax fast nur englisch, Betriebsstätten, USt "sehr wichtig", viel mit Zahlenumgang.

Wenn du einen guten Master (mal angenommen 1,..) und Praktika vorweisen kannst, solltest du gute Chancen haben überwiegend Zusagen zu bekommen. Die Leute die das Bewerbungsgespräch führen werden wohl auch deine Mitarbeiter sein, das würde ich als wichtigen Entscheidungsfaktor beachten (was bringen 150Eur/Monat mehr Anfangsgehalt wenn die Leute mies sind). Man findet da i.d.R. schnell heraus, wo man sich am wohlsten gefühlt hat.

Viel Erfolg !

TO hier:

Danke für die hilfreichen und ausführlichen Antworten. Diese bestätigen meine Vermutungen. Bisher habe ich zur Vorbereitung die Inhaltsverzeichnisse diverser Fachzeitschriften nach relevanten Gesprächsthemen durchsucht, Themen rund um Tax DD angeschaut und diese typischen Personaler-Fragen dezent vorbereitet.

Hat jemamd Erfahrung, inwiefern auch bei Corporate Tax Projektarbeit stattfindet?

Lounge Gast schrieb:

Wenn du Angst vor Herausforderungen und Überraschungen hast,
wie cases oder Gespräche auf Englisch im Bewerbungsgespräch,
dann ist M&A Tax wahrscheinlich nichts für dich. Das
planbarere Leben hast du im Corporate Tax.

Das war vielleicht missverständlich. Ich bin bzgl der Bewerbungsgespräche zuversichtlich. Weder Englisch noch Case Studies stellen ein Problem dar und ein Praktikum im M&A Tax Bereich habe ich auch absolviert. Ich kann mich mit dem Aufwand anfreunden, wenn ich mich dafür mit interessanten Fragestellungen beschäftigen darf. Mir geht es lediglich darum, dass ich mich bestmöglich vorbereiten möchte ;-)

Im Bereich M&A Tax kann durchaus mal eine Fallstudie im Gespräch stattfinden (schon mehrfach davon verlässlich gehört) ... dies weniger, um den Kandidaten in die Enge zu treiben, sondern eher, um zu sehen, wie weit er/sie ist. Denn das Tempo ist im M&A Tax etwas sportlicher als in anderen Tax SL, so dass man da gerne mal vorher prüft, ob die Leute im Steuerrecht wenigstens eine Grundorientierung haben.

Ohne ein gewisses Grundwissen sind die Leute im M&A Tax kaum einsetzbar ...

Die Big4 erwarten selbst bei Corporate Tax sehr gute Englischkenntnisse (die man dann zu 99% nie wieder braucht)

Können Sie ruhig erwarten. Bei Tax werden sie das aber nicht bekommen. Die sind froh, wenn sich jemand mit 2,5 überhaupt meldet.

So gut wie überall braucht man kein Englisch, es wird nur gerne in Stellenangeboten ausgeschrieben, damit man möglichst modern und hipp wirkt. Lächerlicher geht's nicht, wenn Schaeffler sehr gute Englischkenntnisse bei inländischer Buchführung fordert und man während des Praktikums keinen einzigen englischen Begriff sieht

Lounge Gast schrieb:

Die Big4 erwarten selbst bei Corporate Tax sehr gute
Englischkenntnisse (die man dann zu 99% nie wieder braucht)