Hallo, ich studiere WiWi an der Goethe-Uni mit Schwerpunkt Finance/Accounting und bin schon fast am Ende des Studiums mit überdurchschnittlichen Noten.

Muss aber leider feststellen, dass ich nicht wirklich was lernen konnte. Hatte Interviews für Praktika im M&A, gut, dass es dafür sehr viele Ratgeber/Info im Internet gibt, denn das bisschen Valuation/Accounting, was man an der Uni lernt, reicht auf keinen Fall...

Für andere Bereiche im Banking sieht's noch schlimmer aus. Hatte auch z.B. Gespräche für Praktika im Corporate Banking: wie man die Liquidität von Unternehmen für die Kreditanalyse bewertet, was es für verschiedene Produkte im CB gibt, was ist structured finance usw - das alles hatte ich leider nicht.

Wie/wo habt ihr alles gelernt?

" Wie/wo habt ihr alles gelernt? "

Selbst beigebracht. Die Uni kann dir auch nicht alles beibringen. Aber sie kann dir das Lernen beibringen.

Im Studium lernt man meistens nur oberflächliche Inhalte. Das beste Fach ist mMn Accounting, da dies für später auch am wichtigsten ist. Das wichtigste ist das Selbststudium. Kauf dir also Bücher, die dich interessieren.

In der Praxis und auf Fortbildungen. Eine Hochschule dient ja nur für das theoretische know-how, um Begriffe und Zusammenhönge einzuordnen. Deswegen halten doch Unis die deutsche Hochschullandschaft für unpraktisch. Aber was erzähl ich da.. Target Uni >>>>>> FH/DH etc nicht wahr? *den Realitätsschock muss bei uns auch jeder Praktikant erst durchstehen*

Ich in meinem dualen DHBW Bank-Studium habe alle Inhalte -so wie du sie oben beschreibst- in einzelnen Modulen gehabt. Außerdem musste ich über "Produkte im CB" nix lernen, weil ich sie selbst verkauft habe ;-)

Also erst mal: Gelernt hab ichs on the job. Die Uni ist ja nicht zur Berufsausbildung da.
Dennoch:

Ich hab mich mit Geld und Währung als Schwerpunkt und Finanzen als Wahlfach damals (Diplom) in Frankfurt relativ gut vorbereitet gefühlt.
Hatte mal ein Seminar zu M&A und ein weiteres, das sich intensiver mit Bewertungen beschäftigte und ein Drittes drehte sich um Venture Capital. Waren sehr gut, um einen hands-on Einblick zu bekommen.
Finanzen1+2+Basiskurs Finanzen+Investment+Derivatives+Portfoliomanagement genügte auf jeden Fall um im Banking tatsächlich im Portfoliomanagement (erfolgreiche) Bewerbungsgespräche zu führen.

Zu Accounting kann ich nix sagen.
Wenn ich mir aber überlege, wie mein Wissensstand zur Mitte des Vertiefungsstudiums war (also nach 6 Semestern), dann wäre das definitiv unbefriedigend gewesen. Nach meiner Studiumserfahrung sind die Vorlesungen/Seminare im letzten Drittel oder Viertel des Studiums unheimlich viel wertvoller, als in der Mitte. Man hat ein solides Grundwissen, schaut sich nur an, was einen interessiert und kommt viel schnelelr voran. Dazu wiederholt man viel des vorher gelernten in der Anwendung und es wird zum selbstverständlichen Handwerkszeug.

Ich will keinesfalls sagen, dass man nach einem Master gut auf den Job vorbereitet wäre. Das ist wie gesagt gar nicht Aufgabe einer Uni in meinen Augen. Aber der Master (also mein letztes Drittel des Studiums) hat definitiv sehr viel dafür gebracht.

Mach Dich nicht verrückt: Es kochen alle nur mit Wasser am Anfang. Die Arbeit lernst Du erst im Unternehmen.

Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen muss bei diesem Beitrag. Die Ausbildung einer Universität Speziell im Bachelor ist halt immer noch sehr breit und auch nicht immer 100%ig Praxisbezogen. Man muss für jedes Praktikum(-sgespräch) sich noch Sachen anlesen und sich weiterbilden, das ist ganz normal. Es wird keiner alles in der Universität gelernt haben und ohne weitere Vorbereitung in das Gespräch gehen, egal wo man studiert. Finde ich ehrlicherweise auch eine sehr komische herangehensweise von dir. Man liest doch vorher mal im Internet nach was man so können muss für ein Bewerbungsgespräch und da gibt es ja mehr als genug Quellen, die dir Bücher wie den Rosenbaum empfehlen.

Hallo,
also generell sollte man davon ausgehen, dass man als Student nie die Sachen genau gelernt hat, welche man später braucht, das ist auch nicht der Sinn eines Studiums, sondern der einer Ausbildung.
Ein Studium vermittelt einem die Grundlagen (man hat von vielen relevanten Gebieten des Jobs schonmal was gehört) und die Fähigkeit, fehlendes Wissen zu erkennen und selbstständig anzueignen.
Ich würde man geschätzt davon ausgehen, dass man vielleicht 2-3 Fächer wirklich im Job später braucht (egal ob im Maschinenbau/BWLer/...). Natürlich gibt es "Spezialisten-Studiengänge", bei denen ist man aber für den Berufseinstieg auch nicht mehr so flexibel wie mit einem allgemeinen Fach und einer entsprechenden Vertiefung.

Deswegen meine Einschätzung: Du hast alles genau richtig gemacht

Ich war an der WU Wien - und geht mir haargenau so.

Die Finance Spezialisierung ist so unwürdig und ansonsten gibt es auch kein einziges Fach, was einem auch nur ansatzweise nützlich sein könnte. Weder für IB noch für UB.
Wobei die Accounting/Controlling Fächer ganz angenehm waren

Bist wohl keiner typischer wiwi treff Überflieger. :-)

Du scheinst einfach reichlich naiv herangegangen zu sein, wenn du dachtest, dass in der Vorlesung eins zu eins die Interview Fragen bei großen Banken durchgekaut werden. Jeder muss sich da noch individuell vorbereiten, willkommen in der Realität. Und zu dem Thema wie man das Ganze am besten lernt, gibt es wirklich genug Threads.

Einfach mal über den Tellerrand hinausschauen und nicht nur stumpf das Skript auswendig lernen ;-)

Ist ganz normal. Diese Dinge lernst du nur in der Praxis.

Junge, sprech mit leuten die den Job bereits machen und google dann..
Hatte ich nicht in der Uni :D die wollen schauen ob du auch echt interessiert an deinem Job bist und dich informierst. Und dich nicht nur bewirbst, weil du denkst, das ist der geilste job ever hast aber von tuten und blasen keine ahnung...

Geht mir genauso wie dir. Hatte vor kurzem mein erstes Vorstellungsgespräch. Ich konnte auf kaum eine Theoriefrage eine Antwort geben, weil mir einfach nicht klar war, wie diese Vorstellungsgespräche ablaufen. Teilweise wurden Dinge gefragt, die erst im Master behandelt werden, teilweise Dinge, für die man täglich in eine Zeitung gucken müsste.

Aber sowas sagt dir vorher halt keiner, sofern du niemanden aus der Branche kennst. Und sämtliche Ratgeber waren in meinem Fall Totalausfälle, hab vermutlich echt peinliche Dinge gelabert, wenn ich die Reaktionen richtig gedeutet habe.

Aber jetzt weiß ich darüber Bescheid, werde mich auf das nächste Vorstellungsgespräch auf der Erfahrung aufbauend zielgerichtet vorbereiten und es besser machen.
Manches geht einfach nicht ohne vorab mal auf die Schnauze gefallen zu sein.
Hätte ich mich vorher mehr daruf vorbereitet, wäre ich halt auch nicht besser vorbereitet gewesen, weil mir nicht klar war, wie ich mich sinnvoll hätte vorbereiten können.

aber das man als (angehender) Akademiker täglich eine Zeitung liest (bzw. Nachrichten konsumiert) sollte eigentlich selbstverständlich sein. Das fällt dann auch nicht in die Kategorie jemand hätte es mir beibringen sollen, sondern Allgemeinwissen.
Ich (Personaler in einem großen Familienunternehmen) stelle übrigens auch angehenden Azubis Fragen zum aktuellen politischen oder wirtschaftlichen Geschehen aus Tageszeitungen.
Sonst gebe ich Ihnen jedoch vollkommen recht, Übung macht den Meister und egal wie viele Trainings man macht, der "Lernerfolg" ist nach dem ersten absolvierten Gespräch am Größten

"Hätte ich mich vorher mehr daruf vorbereitet, wäre ich halt auch nicht besser vorbereitet gewesen, weil mir nicht klar war, wie ich mich sinnvoll hätte vorbereiten können."

Dann hast du dich einfach nicht richtig informiert. Im Internet steht wirklich alles dazu, man muss nur clever genug sein, es zu finden.

Wo ist das Problem, täglich in eine Zeitung zu schauen? Das sollte als Akademiker selbstverständlich sein.

Und es ist auch Anspruch des akademischen Studiums, dass man aus seinem Wissensfundus für neue Fragen neue Antworten stets zusammensetzen kann. Wenn ich keine Ahnung von Unternehmensbewertung habe, ich aber gefragt werden, wie man Unternehmen bewerten könnte, dann muss ich mich doch nur an die Vorlesung "Bilanzierung" erinnern und könnte auf die Idee kommen, dass man den Bilanzwert heranziehen könnte. Ich könnte mich auch an die "Kosten- und Leistungsrechnung" erinnern und könnte auf die Idee kommen, dass man die Umsatzerlöse multipliziert mit X als Unternehmenswert heranziehen könnte. Es mag vielleicht nicht genau richtig sein, aber man erkennt, dass man einen Wissensfundus hat, denn man für neue Problemstellungen neu zusammensetzt. Gerade diese Problemlösungskompetenz macht doch den Akademiker aus. Wenn ich jemanden haben möchte, der nur nach Schema F ohne selber nachzudenken arbeitet, dann kann ich auch einen Lehrling nehmen.

Lounge Gast schrieb:

Teilweise wurden Dinge gefragt, die erst im Master behandelt werden, teilweise Dinge, für die man täglich in eine Zeitung gucken müsste.

Aber sowas sagt dir vorher halt keiner, sofern du niemanden
aus der Branche kennst. Und sämtliche Ratgeber waren in
meinem Fall Totalausfälle, hab vermutlich echt peinliche
Dinge gelabert, wenn ich die Reaktionen richtig gedeutet habe.

Wie kann man von einem Wirtschaftsstudenten erwarten sich für Wirtschafts-/Politikthemen zu interessieren? Schließlich gibt es wichtigere Dinge zu tun, z.B. auf instagram nach Luxusautos zu suchen oder neue Prankvideos auf Youtube zu gucken.

Kleiner Scherz am Rande, aber im Prinzip ist es so bei den Jüngeren. Außerdem denke ich, dass viele ein falsches Bild vom Studium haben (geprägt durch US-Filme). Wenn man sich für ein Themengebiet interessiert, dann sind Vorlesungen schön und gut, aber um wirklich tief einzusteigen, muss man selbständig fachbezogene Literatur lesen und, wichtig, wirklich nach-/mitdenken über das was man da liest.

Das was hier als tiefes einsteigen in ein Themengebiet dargestellt wird, ist mehr als nur die top10 Finanz Wörter zu kennen. Das ist keine Wissenschaft, für Finanz und Accounting Themen gibt es Bücher. Keine Fachbezogene Literatur im klassischen Sinne, eher etwas wie "Accounting für Dummies" oder "Aktien für Dummies". Diese reichen für ein Interview, weil man das richtige Wissen aus den Unis nicht braucht. Man braucht meistens nur das oberflächliche Wissen auf Anwendungsebene. Also go for "... für Dummies"