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WLB: Gesundheit & GlückLebenszufriedenheit

Glücksatlas 2014: Deutsche auf historischem Glücksniveau

Die Zufriedenheit mit Einkommen, Arbeit und Familienleben hat in Deutschland im letzten Jahrzehnt spürbar zugenommen. Schleswig-Holstein ist die zufriedenste Region Deutschlands. Die süddeutschen Regionen legen zu. Das sind Ergebnisse des »Deutsche Post Glücksatlas 2014«, der umfangreichsten Bestandsaufnahme zur Lebenszufriedenheit in Deutschland.

Glücksatlas-Lebenszufriedenheit: Eine junge Frau pustet Schnee von ihren Händen und strahlt dabei vor Freude und Glück.

Glücksatlas 2014: Deutsche auf historischem Glücksniveau
Die Deutschen waren noch nie über einen so langen Zeitraum so glücklich wie heute: Deutschland befindet sich - wissenschaftlich gesehen - auf einem "Zufriedenheitsplateau". Das ist eines der zentralen Ergebnisse des "Deutsche Post Glücksatlas 2014", der heute in Berlin vorgestellt wurde. Das Glücksniveau ist mit 7,0 Punkten stabil. An der Spitze des Glücksrankings steht Schleswig-Holstein, am Ende Brandenburg. Die süddeutschen Regionen konnten im Vergleich zum Vorjahr aufholen. Der Abstand zwischen ost- und westdeutschen Regionen hat sich allerdings weiter vergrößert und beträgt 0,36 Punkte. Ein Schwerpunkt der diesjährigen Untersuchung ist das Lebensgefühl von Menschen mit Behinderung. Laut Befragung sind diese weniger zufrieden mit ihrem Leben als Menschen ohne Behinderung - besonders in Bezug auf ihre Gesundheit, das Einkommen, ihr Familienleben und die Arbeit.

Im europäischen Vergleich ist Deutschland eines der wenigen Länder, das sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat. Im Ranking von 30 europäischen Staaten liegt Deutschland aktuell (im Eurobarometer 2013) auf Platz 9. Zwischen Dänemark, der zufriedensten Nation mit 8,8 Punkten, und dem europäischen Schlusslicht Bulgarien, mit einem Wert von 3,7, beträgt der „Glücksabstand“ 5,1 Punkte. Diese Kluft ist durch die Euro-Schuldenkrise seit 2009 stetig gewachsen, hat aber jetzt die Talsohle erreicht. So konnten sich Griechenland und Portugal leicht verbessern und die Zufriedenheitswerte von Spanien und Italien blieben unverändert. Der Unterschied zwischen den 30 Europa-Ländern betrug 2012 noch 5,5 Punkte. 2002 lag der Abstand dagegen bei lediglich 3,4 Punkten.

Glücksranking der Regionen
Seit 2010 befindet sich Deutschland mit 7,0 Punkten auf einem Zufriedenheitsplateau, das es auf diesem Niveau und über einen solchen Zeitraum noch nicht gegeben hat. Während sich die Zufriedenheit in den deutschen Regionen insgesamt angenähert hat, ist der Abstand zwischen ost- und westdeutschen Regionen wieder größer geworden. Er beträgt aktuell 0,36 Punkte, nachdem er 2012 mit 0,2 Punkten fast ausgeglichen schien und seinen niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung erreicht hatte. 1991 betrug die Lücke noch 1,3 Punkte. Die Gründe für die Spreizung liegen einerseits in den nach wie vor schlechteren wirtschaftlichen Bedingungen im Osten etwa bei der Beschäftigung und im Lohnniveau.

Positiv stechen die süddeutschen Regionen heraus, welche die Finanzkrise 2008/09 besonders hart getroffen hatte: Sie haben im Glücksranking zugelegt. Sowohl Baden und Württemberg als auch Bayern und Franken konnten ihre Zufriedenheitswerte bzw. Rangplätze verbessern. Die westdeutschen Regionen liegen insgesamt sehr eng beieinander. Die Spitze des Glücksrankings 2014 führen die norddeutschen Regionen Schleswig-Holstein (7,30), Hamburg (7,18) und Niedersachsen/Nordsee (7,15) an. Damit hält der Norden, wie schon in den vergangenen Jahren, die drei führenden Plätze, wobei sich zwischendurch Hamburg und Schleswig-Holstein an der Spitze ablösten. Die Mehrzahl der westdeutschen Regionen liegt mit Werten um die 7,05 ganz eng beieinander, sodass zwischen Hessen (Platz 4 mit einem Zufriedenheitswert von 7,08) und Westfalen (Platz 12 mit 7,02) keine statistisch signifikanten Unterschiede bestehen. Die ostdeutschen Regionen liegen hinten - Schlusslicht ist Brandenburg (6,60), gefolgt von Sachsen-Anhalt (6,64) und Mecklenburg-Vorpommern (6,67). Insgesamt ist aber der Abstand zwischen der glücklichsten und der unglücklichsten Region geringer geworden: Betrug er 2011 noch 0,93 Punkte, so ist er 2014 auf 0,69 geschrumpft. Man kann von einer Angleichung der „Glücksverhältnisse“ sprechen.

Erkennbar zufriedener als noch vor zehn Jahren sind die Deutschen vor allem mit dem Haushaltseinkommen, der Arbeit und dem Familienleben. Schwächer entwickelte sich die Lebenszufriedenheit in den Bereichen Wohnen, Gesundheit und Freizeit.

Lebenszufriedenheit in einzelnen Teilbereichen sehr unterschiedlich
Dass Deutschland gegenwärtig eine günstige Phase durchläuft, zeigen auch die aktuellen Daten zur Zufriedenheit mit einzelnen Teilbereichen des Lebens: Verglichen mit der Lage vor zehn Jahren sind die Menschen in allen Bereichen tendenziell glücklicher: Vor allem mit dem Haushaltseinkommen (0,24 Punkte), dem Familienleben (0,20) und der Arbeit (0,18) zeigen sich die Deutschen deutlich zufriedener. Schwächer fiel der Anstieg in den Bereichen Wohnen (0,14), Freizeit (0,08) und Gesundheit (0,02) aus. Für diese positive Entwicklung seit 2005 dürften die Beschäftigungs- und Reallohnzuwächse eine entscheidende Rolle spielen. Obwohl die Deutschen mit diesen wichtigen Teilbereichen des Lebens zufriedener sind als zuvor, verharrt die allgemeine Lebenszufriedenheit auf einem „Plateau“. Das deutet darauf hin, dass die allgemeine Lebenszufriedenheit nicht nur von der Summe der Teilbereiche abhängt, sondern eine generelle Einschätzung des Glücksniveaus darstellt.

Zufriedenheit von Menschen mit Behinderung
In diesem Jahr hat der Deutsche Post Glücksatlas sich schwerpunktmäßig mit dem Lebensgefühl von Menschen mit Behinderung in Deutschland befasst. "Nachdenklich stimmt uns, dass Menschen mit Behinderung weniger zufrieden mit ihrem Leben sind und dass sich daran seit vielen Jahren nur wenig geändert hat", sagt Jürgen Gerdes, Konzernvorstand Post - eCommerce - Parcel der Deutschen Post DHL. "Positiv ist jedoch die überwältigende Zustimmung der Bevölkerung zu einer inklusiven Gesellschaft. Auch die Wirtschaft muss ihren Teil dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt am Arbeitsleben teilhaben können."



Die Analyse von Befragungsdaten des zugrunde gelegten Sozio-oekonomischen Panels ergibt, dass schwerbehinderte Personen - das sind circa neun Prozent der Bevölkerung - um 0,9 Punkte weniger zufrieden mit ihrem Leben sind als die Gesamtbevölkerung. Dieser Abstand hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren kaum verringert. Besonders unzufrieden sind Menschen mit Behinderung mit ihrer Gesundheit, dem Einkommen, dem Familienleben und der Arbeit. Gefragt, wo sie sich am meisten Unterstützung wünschen, steht die "Hilfe im Umgang mit Ämtern und Behörden" an erster Stelle. Die persönliche Lebenszufriedenheit hängt für Menschen mit Behinderung jedoch stärker von der Wertschätzung durch die Gesellschaft (59 Prozent) ab als von staatlicher Unterstützung (8 Prozent).

Zu einer gegenteiligen Einschätzung der Lebenssituation von Menschen mit Behinderung kommt hingegen die Gesamtbevölkerung: 68 Prozent der Deutschen glauben, dass sich die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft in den letzten zehn Jahren generell verbessert habe, wie Forsa ermittelte. Der Unterschied zwischen beiden Einschätzungen kommt dadurch zustande, dass Menschen mit Behinderung relativ wenig Kontakt zu Nicht-Behinderten haben: Laut Forsa haben 52 Prozent der Bevölkerung nach eigenen Angaben "nur selten oder nie" mit Menschen mit Behinderung zu tun und weitere zwölf Prozent "hin und wieder".



Insgesamt 98 Prozent der Bevölkerung ist das gesellschaftliche Leitbild einer gleichberechtigten "inklusiven Gesellschaft" wichtig, für 70 Prozent sogar sehr wichtig. Zwei Drittel der Bevölkerung (64 Prozent) sind der Meinung, dass Kinder mit Behinderung gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung in einer allgemeinen Schule unterrichtet werden sollten.

http://www.gluecksatlas.de
 

Die Datenbasis des "Deutsche Post Glücksatlas 2014", die Professor Bernd Raffelhüschen, Direktor des Forschungszentrums Generationenverträge an der Universität Freiburg und Johannes Vatter von der Universität Freiburg ausgewertet haben, beruht sowohl auf dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP), das seit 1984 die Lebensumstände der Menschen in Deutschland jährlich repräsentativ abbildet, als auch auf aktuellen Umfragedaten des Instituts für Demoskopie Allensbach vom Sommer 2014 (6.094 repräsentativ Befragte ab 16 Jahre). Ein Schwerpunktthema des Glücksatlas 2014 geht der Frage nach, wie weit Deutschland von einer inklusiven Gesellschaft entfernt ist. Hierfür hat das Forsa-Institut exklusiv für den Deutsche Post Glücksatlas Daten von rund 1400 Personen zu Aspekten rund um das Thema Inklusion erhoben.