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Hochschulrankings für Studienanfänger noch zu realitätsfern

Hochschulrankings - Was ist wichtig bei der Hochschulwahl? Online-Befragung des Hochschul-Informations-Systems HIS.

Hochschulrankings
Drei Typen von Studierenden
Die verschiedenen, vor allem von Wochenzeitschriften veröffentlichten Hochschulrankings versuchen, Hilfen für Studienentscheidungen zu liefern. Vor allem das von Stern/CHE organisierte Hochschulranking »Studienführer 2002« setzt sich zum Ziel, den Nutzen von Hochschulranking-Listen dadurch zu erhöhen, dass für typische Nachfragergruppen eigene Profile gebildet werden. So bildet der »Studienführer 2002« drei Typen von Studierenden: Diese Typenbildung soll es den angehenden Studierenden erleichtern, die jeweils passende Hochschule auszuwählen.

Online-Befragung
In einer repräsentativen Online-Befragung unter 1.400 Studierenden hat HIS Hochschul-Informations-System nachgefragt, wie sich Studienanfänger und Studierende diesen Typen zuordnen und welcher Nachfragetyp dominierend ist. Die meisten Studierenden (37%, vgl. Bild) zählen sich zu »den Praktikern«.

Ein weiteres Viertel kennzeichnet sich als »zielstrebig«, d.h. ist laut Typologie auf ein kurzes Studium bedacht und möchte bei guter Betreuung und gutem Kontakt zu den Lehrenden studieren. Nur bei 11% der Befragten standen Forschungskriterien bei ihrer Hochschul- und Studienfachwahl im Vordergrund; 25% konnten sich keinem dieser Typen eindeutig zuordnen.Widerspruch
Diese Selbstzuordnung ist zunächst einmal hochschulpolitisch von Interesse: Sie zeigt, dass die große Mehrzahl primär an einer soliden und schnellen, berufsbezogenen Ausbildung interessiert ist. Das Ergebnis steht damit in deutlichem Widerspruch zum Anspruch vor allem der Universitäten, die die Forschungsbezüge in der Lehre noch immer als entscheidendes Moment ansehen. Zumindest fragt es sich, ob angesichts der überwiegend anders orientierten Nachfrage das zahlenmäßige Verhältnis von Studienplätzen an Fachhochschulen und Universitäten noch angemessen ist.

Pragmatische Herangehensweise
Es fragt sich auch, ob die eher breit und theoretisch angelegten Bachelor-Studiengänge der Universitäten dieser Nachfrage entsprechen und angenommen werden. Ein ähnlicher Eindruck entsteht, wenn man erfragt, welche Ranking-Kriterien für Studienentscheidungen von besonderer Wichtigkeit sind. Studierende scheinen wesentlich pragmatischer an ihre Studienentscheidung heranzugehen, als es sich Hochschulen und Hochschulrankings vorstellen.

Denn in den Rankings wird eine Fülle von Merkmalen aufgeführt, die für Studierende bei der Hochschulwahl nur eine geringe Rolle spielen. So ist den Studierenden die Meinung ihrer Kommilitonen weit wichtiger als die von ProfessorInnen und Dozenten. Auch sind die Forschungsleistungen der Hochschule und ihrer WissenschaftlerInnen für Studieninteressierte bei der Entscheidung für einen Hochschulort eher nachrangig. Sie wollen vielmehr gute Studienbedingungen vorfinden und dazu zählen in ihren Augen zuallererst gute Kontakte der Studierenden zu den Lehrenden, eine gute Beurteilung der Ausstattung (z.B. Bibliotheken, Laborplätze) seitens Studierender, eine gute Betreuungsrelation (Anzahl Studierender je Professor) und günstige Lebensbedingungen am Hochschulort (vgl. Bild).

Daraus folgt, dass eine Beschränkung auf Faktoren, die den Studierenden bei der Auswahl einer passenden Hochschule wirklich wichtig sind, Rankings übersichtlicher und damit zu einer besser handhabbaren Orientierungshilfe machen könnte.
Verbesserung der Rankings notwendig
Eine derartige Verbesserung der Rankings lohnt sich auch deshalb, da der Verbreitungsgrad der Hochschulrankings größer ist als vermutet wird. Mehr als die Hälfte (52%) der Studierenden hat schon einmal etwas vom aktuellen Hochschulranking gehört. Als Entscheidungshilfe für die Auswahl der Hochschule vor Aufnahme des Studiums nutzen solche Rankinglisten jedoch nur wenige (8%).

Auch für den weiteren Hochschulverlauf räumen lediglich 7% Rankinglisten eine Bedeutung ein. Auch diese Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, Rankinglisten noch stärker bedarfs- und entscheidungsgerecht zu gestalten.



Nähere Informationen:
Janka Willige (Tel. 0511/1220-154, e-Mail: willige@his.de)
Dr. Klaus Schnitzer (Tel. 0511/1220-258, e-Mail: schnitzer@his.de),
HIS Hochschul-Informations-System Hannover