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Ökonomen-Rankings 2015: Ifo-Studie vergleicht Handelsblatt-, FAZ- und RePEc-Ranking

Die Ökonomen-Rankings 2015 von Handelsblatt (HB), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Research Papers in Economics (RePec) hat das ifo-Institut München untersucht. Die Ökonomen-Rankings von HB und FAZ erscheinen alle zwei Jahre und unterscheiden sich stark vom monatlichen RePEc-Ranking. Im aktuellen Ifo Working Paper 212 werden die Methodik, der Ansatz und die Ergebnisse der Rankings verglichen. Die Studie zeigt, dass den Rankings der Ökonomen sehr unterschiedliche Kriterien zugrunde liegen und alle ihre Schwächen haben.

Eine eckige Wendeltreppe in einem Hausflur mit Blick nach unten.

Ökonomen-Rankings 2015: Ifo-Studie vergleicht Handelsblatt-, FAZ- und RePEc-Ranking
Ende März 2016 ist mit Hans-Werner Sinn einer der führenden Ökonomen in Deutschland als Präsident des ifo Instituts ausgeschieden. Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn stand 17 Jahren an der Spitze des Forschungsinstituts in München. Das Institut zählt zu den führenden Wirtschaftsforschungsinstituten in Europa. Sinn hat die Wirtschaftspolitik durch seine Forschung, seine Beiträge zur Politikberatung und die öffentlichen Debatte über fast zwei Jahrzehnte mit geprägt. Neuer Chef-Ökonom und Sinn-Nachfolger am ifo Institut ist der Finanzwissenschaftler Prof. Dr. Clemens Fuest. Fuest war zuletzt Präsident des ZEW - Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim und ist unter anderem Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates beim Bundesministerium der Finanzen.

Bild von Ifo-Chefökonom Hans-Werner Sinn mit seinem Nachfolger Clemens Fuest als Präsident am ifo Institut München. Beide sind im Ökonomen-Ranking von 2015 der FAZ unter den Top 5.

Ifo-Chefökonom Hans-Werner Sinn im Gespräch mit seinem Nachfolger Clemens Fuest als neuem
Präsident am ifo Institut München. Beide sind im Ökonomen-Ranking der FAZ von 2015 unter den Top 5.



Über seinen Nachfolger Clemens Fuest sagt Hans-Werner Sinn:
„Ich kann mir niemanden vorstellen, der besser auf diese Stelle passen würde. Ich bin sehr froh, dass wir ihn gewonnen haben. Clemens ist ein hervorragender und äußerst erfolgreicher Volkswirt, der in den besten Fachzeitschriften publiziert hat. Als Finanzwissenschaftler verfügt er über das nötige Überblickswissen über alle Teilgebiete der Volkswirtschaftslehre.“

Diese Aussage zeigt, dass Fachpublikationen für deutsche Wissenschaftler in der Ökonomie an Bedeutung gewinnen. Sie spielen bei Berufungen an Hochschulen, bei der Vergabe von Forschungsgeldern und vor allem im öffentlichen Ansehen eine große Rolle. Dabei ist die Evaluation von Forschungsarbeiten in der Volkswirtschaftslehre in Deutschland noch jung. Erst mit der Veröffentlichung des ersten Handelsblatt-Rankings für Ökonomen im Jahr 2007 stiegt die Beachtung der wissenschaftlichen Publikationen in der Volkswirtschaftslehre.

Wer ist der forschungsstärkste Volkswirt im deutschsprachigen Raum?
Die Fragestellung ist dieselbe, doch der Ansatz der drei Ökonomen-Rankings von Handelsblatt (HB), Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und Research Papers in Economics (RePec) unterscheidet sich deutlich. Dies zeigt sich schon anhand der Anzahl der zugrunde gelegten Ranking-Kriterien. Alexander Butz und Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut München haben in ihrer Studie "Die Ökonomen-Rankings 2015 von Handelsblatt, FAZ und RePEc: Methodik, Ergebnisse, Kritik und Vergleich" die drei Rankings untersucht.

Handelsblatt Ökonomen-Ranking 2015
Beim Ranking vom Handelsblatt werden die Ökonomen allein nach ihrem qualitäts- und autorengewichteten Forschungsoutput bewertet und aufgelistet. Hauptkritikpunkt der Ifo-Forscher am Handelsblatt-Ranking ist die Gewichtung der Zeitschriften.

Tabelle TOP 20 Ergebnisse des Handelsblatt-Ökonomenrankings 2015 (Lebenswerk)

























FAZ Ökonomen-Ranking 2015
Dem Ranking der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) liegen die drei Bewertungskriterien Forschung, Medien und Politik zugrunde, die zu einem Gesamtranking zusammengefasst werden. Der Hauptkritikpunkt am FAZ-Ranking ist die Art der Aggregation zum Gesamtranking.

Tabelle TOP 20 Ergebnisse FAZ-Ökonomenrankings 2015


RePEc Ökonomen-Ranking 2015
Das aggregierte Ranking in Research Papers in Economics (RePEc) beruht dagegen auf 34 verschiedenen Ranking-Kriterien. Das RePEc-Ranking basiert vor allem auf den Zitierungen der Wissenschaftler und ihren Publikation. Ende November waren jedoch nur für etwa 25 Prozent der 1,2 Millionen Zeitschriftenartikel die Zitationen erfasst. Das ist auch der zentrale Kritikpunkt der Ifo-Forscher am RePEc-Ranking.

Tabelle TOP 20 Ergebnisse des RePEc-Ökonomenrankings 2015


Die Ökonomen-Rankings 2015 im Vergleich
Der qualitätsgewichtete Output vom Ökonomen-Ranking im Handelsblatt ist in etwa vergleichbar mit dem Ranking in RePEc. Beide Rankings erfassen die Anzahl der publizierten Seiten, die mit der Autoren-Anzahl und dem einfachen oder rekursiven Impaktfaktor (der Wirkung einer wissenschaftlichen Zeitschrift) gewichtet wurden. So gesehen ist das Handelsblatt-Ranking eine Art Teilmenge des RePEc-Ranking. Wird das FAZ-Ranking mit dem RePEc-Ranking verglichen, dann entspricht das Forschungskriterium, mit der Anzahl der Zitierungen der letzten fünf Jahre, in etwa der Anzahl der Zitierungen diskontiert mit dem Zitierungsjahr in RePEc. Im Medien- und Politikranking der FAZ findet sich dagegen kein den beiden anderen Rankings entsprechendes Kriterium.

Unter den gegebenen unterschiedlichen Rankingansätzen stellt sich die Frage, inwieweit die Rankings miteinander vergleichbar sind. Führen sie vielleicht zu gleichen Ergebnissen? Es zeigt sich bei den Rangkorrelationen zwischen den Rankings, dass sie relativ gering ausfallen und die Rangfolge der Ökonomen stark variiert. Am wenigsten korrelieren das Handelsblatt-Ranking und das FAZ-Ranking. Am höchsten korreliert das Deutschland-Ranking von RePEc mit dem FAZ-Ranking.

Allein Ifo-Chefökonom Hans-Werner Sinn war in allen drei Rankings in den Top 10 vertreten. Daraus ziehen die Ifo-Forscher zweierlei Schlussfolgerungen:

Das Ifo-Fazit zum Vergleich der Ökonomen-Rankings 2015
Der Hauptunterschied der drei wichtigsten Rankings für Ökonomen im deutschsprachigen Raum, dem Handelsblatt-Ranking, dem FAZ-Ranking und dem RePEc-Ranking, besteht in den gewählten Kriterien zur Beurteilung der  Wissenschaftler. Die Studie zeigt, dass jedes Ranking im Rahmen seiner selbstgewählten Methodik Schwächen aufweist. Dies sollte berücksichtigt werden, falls die Rankings für die Beurteilung von Wissenschaftlern beispielsweise bei Berufungen an Hochschulen oder der Vergabe von Forschungsgeldern herangezogen werden.

Download Studie zu Ökonomen-Rankings 2015 - ifo Working Papers No. 212 [PDF, 25 Seiten – 818 KB]
https://www.cesifo-group.de/DocDL/wp-2016-212-butz-wohlrabe-oekonomen-rankings-2015.pdf


Clemens Fuest ist neuer Präsident vom ifo Institut
Der neue ifo-Präsident Clemens Fuest hat am 1. April 2016 sein Amt in München angetreten. Er tritt damit in die Fußstapfen von Hans-Werner Sinn.

Portraitbild des neue ifo-Präsidenten Clemens FuestMit der Nachfolge als Präsident am ifo Institut übernimmt Clemens Fuest gleichzeitig von Hans-Werner Sinn den Lehrstuhl für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), die Leitung des dortigen Center for Economic Studies (CES) und die Geschäftsführung der gemeinsamen Tochter CESifo GmbH, die über 1200 Teilnehmer eines der wichtigsten Ökonomen-Netzwerke der Welt koordiniert.

Fuest war seit 2013 Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und dort auch Professor. Er studierte Volkswirtschaft in Bochum und Mannheim und promovierte in Köln 1994 zu einer „Fiskalverfassung für die Europäische Union". Im Jahr 2001 folgte die Habilitation in München zum Zusammenhang von Steuerpolitik und Arbeitslosigkeit. Im gleichen Jahr wurde er in Köln Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften. Von 2008 bis 2013 war er Professor für Unternehmensbesteuerung und Forschungsdirektor des Center for Business Taxation der Universität Oxford.