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WiWi-NewsWirtschaftswachstum

0,2% Wirtschaftswachstum im Jahr 2002

Statistisches Bundesamt: Deutsches Bruttoinlandsprodukt nahm im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr real um 0,2% zu. Das war – nach einem Rückgang im Jahr 1993 (–1,1%) – das schwächste Wachstum seit der Wiedervereinigung.

Eine wehende Deutschlandflagge mit Bundesadler vor blauem Himmel.

Wiesbaden, 16.01.2003 (destatis) Nach ersten Berechnungen des Statistischen Bundesamtes nahm das deutsche Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2002 im Vergleich zum Vorjahr real um 0,2% zu. Das war - nach einem Rückgang im Jahr 1993 (-1,1%) - das schwächste wirtschaftliche Wachstum in Deutschland seit der Wiedervereinigung.

Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995:
Veränderung gegenüber dem Vorjahr

 

 

1993

1994

1995

1996

1997

1998

1999

2000

2001

2002

– 1,1%

+ 2,3%

+ 1,7%

+ 0,8%

+ 1,4%

+ 2,0%

+ 2,0%

+ 2,9%

+ 0,6%

+ 0,2%

 
 



Die Wirtschaftsleistung wurde im Jahresdurchschnitt 2002 von 38,67 Mio. Erwerbstätigen erbracht, das waren 246.000 Personen weniger ( 0,6%) als ein Jahr zuvor. Die Anzahl der Erwerbslosen (in europäischer Definition) stieg im Jahr 2002 gegenüber dem Vorjahr um 176.000 (+ 5,7%) auf 3,25 Mill. Personen. Der Anteil der Erwerbslosen an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen erhöhte sich von 7,3% im Jahr 2001 auf 7,8% im Berichtsjahr.

Die Arbeitsproduktivität, gemessen als Bruttoinlandsprodukt in Preisen von 1995 je Erwerbstätigen, stieg im Jahr 2002 um 0,8%; je Arbeitsstunde gemessen stieg sie um 1,3%. Zu dem stärkeren Anstieg der Stundenproduktivität haben vermehrte Kurzarbeit und Teilzeitbeschäftigung beigetragen.

Auf der Entstehungsseite des Bruttoinlandsprodukts haben im Jahr 2002 die Dienstleistungsbereiche Handel, Gastgewerbe und Verkehr (+ 1,6%), Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister (+ 1,5%) sowie öffentliche und private Dienstleister (+ 1,1%) überdurchschnittlich zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Die Wertschöpfung des Produzierenden Gewerbes ohne Baugewerbe ging um 0,4% und die der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei um 1,3% zurück. Die Wertschöpfung des Baugewerbes lag um 6,1% unter dem Wert des Jahres 2001, das war – nach einer Unterbrechung im Jahr 1999 (+ 0,5%) – wiederum ein deutlicher Rückgang, im siebten Jahr in Folge.

 

 


Nachfrageseite
Auf der Nachfrageseite trug der reale Exportüberschuss (Außenbeitrag) mit 1,5 Prozentpunkten zum Wirtschaftswachstum 2002 bei. Die Exporte nahmen real um 2,9% zu, während die Importe real um 1,3% zurückgingen. Im Jahr 2001 hatte der reale Exportüberschuss in gleicher Größenordnung (1,4 Prozentpunkte) zum Wirtschaftswachstum beigetragen, wobei die realen Exporte (+ 5,0%) und Importe (+ 1,0%) vergleichsweise höhere Zuwachsraten zu verzeichnen hatten.

Die inländische Verwendung des Bruttoinlandsprodukts ging im Berichtsjahr real um 1,3% zurück. Dazu trugen geringere Ausrüstungsinvestitionen ( 8,4% gegenüber 2001), Bauinvestitionen (– 5,9%) und private Konsumausgaben (0,5%) bei. Dagegen wiesen die sonstigen Anlagen (vor allem Computersoftware und Urheberrechte) im Jahr 2002 einen realen Anstieg von 2,5% auf. Auch die staatlichen Konsumausgaben trugen mit einer realen Zunahme von 1,5% positiv zum Wirtschaftswachstum bei; die Rückgänge bei den Investitionen konnten hierdurch allerdings nicht ausgeglichen werden.


Bruttonationaleinkommen/Bruttosozialprodukt
In jeweiligen Preisen erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2002 auf 2.112 Mrd. Euro (+ 2,0%). Das nominale Bruttonationaleinkommen (früher Bruttosozialprodukt genannt) stieg auf 2.100 Mrd. Euro (+ 2,1%). Das Volkseinkommen nahm im Jahr 2002 um 1,8% auf 1.560 Mrd. Euro zu. Der Anstieg war stärker als im Vorjahr (+ 1,5%). Je Einwohner nahm das Volkseinkommen um 1,7% auf 18.900 Euro zu. Das Volkseinkommen umfasst das Arbeitnehmerentgelt und die Unternehmens- und Vermögenseinkommen.

Das Arbeitnehmerentgelt stieg im Jahr 2002 um 1,0% auf 1 131 Mrd. Euro, also schwächer als im Vorjahr (+ 1,9%). Die Unternehmens- und Vermögenseinkommen nahmen in 2002 um 4,2% auf 428 Mrd. Euro zu. Im Vorjahr waren sie um 0,2% gestiegen. Die Lohnquote (Anteil des Arbeitnehmerentgeltes am Volkseinkommen) verringerte sich von 73,2% im Jahr 2001 auf 72,6% im Berichtsjahr.


Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte
Die Bruttolöhne und -gehälter beliefen sich 2002 auf 913 Mrd. Euro, das waren 0,9% mehr als im Vorjahr. Die nach Abzug der Lohnsteuer und der Sozialbeiträge der Arbeitnehmer verbleibenden Nettolöhne und -gehälter stiegen nur um 0,2% auf 595 Mrd. Euro, weil die Sozialbeiträge (+ 1,6%) und die Lohnsteuern der Arbeitnehmer (+ 2,7%) überdurchschnittlich zunahmen.

Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte nahm 2002 deutlich geringer zu (+ 1,0%) als im Vorjahr (+ 3,8%) und erreichte 1 369 Mrd. Euro. Die privaten Konsumausgaben nahmen im Vorjahresvergleich im Jahr 2002 (+ 0,9%) wie schon im Vorjahr (+ 3,5%) schwächer zu als das verfügbare Einkommen, es wurde also verstärkt gespart (2002: + 3,0% und 2001: + 6,7%). Von 1991 bis 2000 hatten die privaten Konsumausgaben in allen Jahren stärker zugenommen als das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte. In den Jahren 2001 und 2002 hat die Kaufzurückhaltung der privaten Haushalte zu dem geringen Wirtschaftswachstum beigetragen. Die Sparquote erhöhte sich von 10,1% im Jahr 2001 auf 10,3% im Berichtsjahr.

Der Staatssektor wies im Jahr 2002 nach noch vorläufigen Berechnungen ein Finanzierungsdefizit von 77,2 Mrd. Euro auf; bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (in jeweiligen Preisen) sind dies 3,7%. Der Referenzwert nach dem Maastrichtvertrag liegt bei 3%.